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Silberüberschuss?

20.05.2009  |  Theodore Butler
- Seite 3 -
Die Untersuchung hat nicht nur bewiesen, dass es im Jahr 2008 keinen Überschuss gegeben hat, sie zeigt zudem auf, dass die Investitionsnachfrage der dominante Faktor war, der für die stärksten Preisanstiege seit 28 Jahren verantwortlich gewesen ist. Die Investitionsnachfrage beim Silber unterscheidet es von anderen Rohstoffen. Und das liegt daran, dass Silber sowohl ein Industrierohstoff als auch - da es zu den zwei populären Edelmetallen zählt - eine primäre Investitionsanlage ist. Kein anderer Rohstoff hat diese Doppelfunktion. Bei anderen Industrierohstoffen gibt es kaum Direktinvestitionen - so wie beim Rohöl, Kupfer, Zink oder Blei.

Beim Gold sind Investitionskäufe weitverbreitet, es gibt aber kaum industriellen Verbrauch. Das bedeutet, dass die Goldlagerbestände immer steigen werden, während die Silberbestände seit 65 Jahren schrumpfen. Schon komisch, wie wenig über den Überschuss beim Gold geredet wird, obwohl es hier kaum industriellen Verbrauch gibt. Aber dann wird immer wieder über einen Überschuss beim Silber geredet, obgleich doch jede abgebaute Unze durch Herstellung und Verarbeitung aufgebraucht wird.

Eine insgesamt höhere Silbernachfrage ist die vergangen 25 Jahre über sehr selten gewesen. Dazu kam es erst in den vergangenen drei Jahren. Was die Nachfrage nach Silber so einzigartig macht, ist die Tatsache, dass aktuell buchstäblich keine Produktionsmengen und Angebotsmengen für den Investitionsbereich zu Verfügung stehen. Alles ist schon vergeben und fest zugeordnet. Die einzigen Mengen, die noch für Investitionen zur Verfügung stehen, stammen aus existierenden Lagerbeständen, die durch Verkäufe der betreffenden Silbereigentümer freigesetzt werden. Denkt man daran, wie gering die Silbemengen sind, die in Unzen und in Dollars gerechnet noch verbleiben, so bekommt Silber ein explosives Potential. Zudem scheint sich das heutzutage gehaltene Silber in starken und diversen Händen zu befinden. Auch relativ geringe Kapitalmengen, die ins Silber fließen, können eine überdimensionale Wirkung haben.

Das Silver Institute und die GFMS zeigen diese Möglichkeit gar nicht erst auf. Sie bringen Silber eher nicht voran. Wenn überhaupt, so gibt es in ihren Berichten über die zukünftigen Preisaussichten beim Silber immer einen negativen Unterton. Warum die Silberbergbauunternehmen das Silver Institute unterstützen und für negativ gefärbte Preisaussichten zahlen, ist mir ein Rätsel. Sie sollten ihre eigene Organisation zur Silberpromotion gründen, so wie es die Goldbergbauunternehmen mit den World Gold Council gemacht haben.

Nirgendwo in der Untersuchung wird auch nur die konzentrierte Silber-Short-Position an der COMEX erwähnt, obwohl die aktuell leerverkaufte Menge mit mehreren Hunderten Millionen Unzen dokumentiert ist. Nirgendwo in der Untersuchung wird auch nur erwähnt, dass es eine anhaltende Debatte über die Manipulation des Silberpreises gibt. Es scheint ganz so, als meinten das Silver Institute und die GFMS, sie könnten ihre Köpfe in den Sand stecken und all dies wäre nicht mehr existent. An keiner Stelle in der Untersuchung werden die Ermittlungen der Vollzugsabteilung der CFTC erwähnt. Ich warte gar nicht mehr mit Spannung darauf, dass die inkompetente CFTC das Richtige machen wird. Aber nichts könnte wichtiger für einen objektiven Jahresbericht über einen Rohstoff sein, als die Tatsache, dass die für diesen Rohstoff zuständige oberste Aufsichtbehörde aktive Ermittlungen wegen Manipulation durchführt.

Auch wenn das Silver Institute über die Rekordnachfrage im Bereich der Silberinvestitionen berichtet, so hatten sie dies nie vorhergesagt. Sie haben nie bullische Prognosen für Silber gestellt - ganz gleich wie die Faktenlage war. Ich auf der anderen Seite habe einen Ansturm auf Silber vorhergesagt. Ich bringe es zur Sprache, nicht weil ich mir gerne selbst auf die Schulter klopfe, sondern weil wir weiterhin eine starke Investitionsnachfrage beim Silber sehen wollen.

Die Silber-Story ist so zwingend, und die Fakten so eindeutig, dass mit der Zeit immer mehr Investoren davon erfahren werden. Es wird Flauten und Spitzenzeiten der Investitionsnachfrage geben - so wie es schon in der Vergangenheit immer der Fall gewesen ist. Aber es wird weitergehen. Die Silbermengen, die aus dem Boden gewonnen werden und die durch das Recycling zurückkommen, sind fest für die Verarbeitung und Herstellung eingeplant - und das wird sich auch nicht ändern. Die existierenden Silberbestände, die für Investitionszwecke zur Verfügung stehen, sind begrenzt, und auch das wird sich nicht ändern. Die Zahl der Investoren, die noch von den bemerkenswerten Fakten hinter der Silber-Story erfahren werden, muss sich jedoch noch ändern: Ihre Käufe werden die Rechung zu Ungunsten der Manipulatoren kippen lassen. Und wenn mehr Menschen über die echte Silber-Story aufgeklärt sind, werden sie auch kaufen. Auch falsche Geschichten über Überschüsse, werden das nicht verhindern können.

Am Ende möchte ich noch etwas ins richtige Licht zu rücken. Unabsichtlich habe ich letzte Woche einen Freund brüskiert, als es um den die Rede des Präsidenten Johnson ging, mit der er 1965 angekündigte, dass kein Silber mehr zur Münzprägung verwendet würde. Charles Savoie hatte vor einigen Jahren sehr detailliert darüber berichtet. Ich hatte diesen Artikel damals gelesen, und habe es bloß nicht mehr in Erinnerung gehabt. Es tut mir leid Charlie.


© Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 18.05.2009 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

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