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Euro konsolidiert den Anstieg nach enttäuschendem IFO-Index in Seitwärtsbewegung

26.05.2009  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.30 Uhr) bei 1.3980, nachdem in den letzten 24 Stunden eine Bandbreite zwischen 1.3945 und 1.4027 vorherrschte. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 94.65. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.35, während EUR-CHF bei 1.5175 oszilliert.

Der deutsche IFO-Index konnte gestern die Erwartungen der Marktbeobachter nicht erfüllen. Der Index legte lediglich von zuvor 83,7 auf 84,2 Punkte zu. Analysten hatten einen Indexstand von 85,0 Zählern unterstellt. In der Folge kam der Euro gegenüber dem USD unter Druck.

Die Erwartungskomponente konnte sich stärker als von Analysten prognostiziert von 83,9 auf 85,9 Punkte befestigen (Prognose 85,5). Seit Dezember 2008 kommt es ausgehend von 77,0 Punkten zu kontinuierlichen Anstiegen.

Dagegen sank die Bewertung der aktuellen Lage von 83,5 auf 82,5 Punkte und markierte in der aktuellen Bewegung einen neuen Tiefstwert. Mithin ist der Verlauf dieser Komponente unverändert nachhaltig unbefriedigend.

Das Chartbild impliziert eine Bodenbildung. Der das fünfte Mal in Folge gegebene Anstieg der Erwartungskomponente erlaubt unverändert eine Diskussion über das Thema Trendwende, mehr aber auch nicht!

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Heute erwarten wir die Veröffentlichung der Leistungsbilanz der Eurozone in der saisonal bereinigten Fassung per März. Analysten unterstellen, daß es per März zu einem Defizit in Höhe von -8,0 Mrd. Euro nach zuvor -8,1 Mrd. Euro gekommen ist. Damit würde sich die Defizitsituation auf bekanntem Terrain weiter fortsetzen. Nachhaltiger Überraschungscharakter würde damit für den Devisenmarkt nicht geliefert. Ergo ist die Bedeutung für den Devisenmarkt voraussichtlich gering.

Von hervorgehobener Bedeutung ist der Auftragseingang der Industrie. Hier ergab sich zuletzt in der Eurozone per Februar ein Rückgang auf Monatsbasis um -0,6% und auf Jahresbasis um -34,5%. Vor dem Hintergrund des unerwarteten Anstiegs per März in Deutschland auf Monatsbasis um 3,3% ist die Konsensusprognose bei +0,8% im Monatsvergleich nachvollziehbar. Im Jahresverlauf ergäbe das einen Einbruch von "nur noch" -30,1%. Der Blick auf den Chart deutet an, daß die Tiefpunkte des Einbruchs voraussichtlich in den Monaten Januar und Februar 2009 lagen.

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Aus den USA steht der "Chicago Fed National Activity Index" per April auf der Agenda. Dieser Index, der aus mehr als 80 Indices der US-Wirtschaft komponiert ist, verzeichnete per März einen leichten Anstieg von -2,82 auf -2,96 Punkte. Der Tiefpunkt dieses Index wurde voraussichtlich per Januar bei -4,03 Punkten markiert.

Werte unter -0,70 signalisieren erhöhtes Rezessionsrisiko. Entsprechend bleibt es bei tiefem Moll in der US-Wirtschaft. Das tiefste Moll haben wir lediglich hinter uns gelassen …

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Der "Case/Shiller Home Price Index" per März soll laut Marktbeobachtern im 20 Städtevergleich einen Preisrückgang auf Monatsbasis um -2,0% und im Jahresvergleich um -18,4% nach zuvor -18,6% liefern. Eine Trendwende ist hier weiterhin nicht erkennbar. Ansätze einer Verstetigung auf sehr mäßigem Niveau sind jedoch auszumachen.

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Das Verbrauchervertrauen nach Lesart des "Conference Board" per Mai soll von zuvor 39,2 auf 42,0 Punkte zulegen. Seit Februar kommt es hier ausgehend von sklerotischen 25,3 Punkten zu verbesserten Bewertungen. Mit dem aktuellen Konsensuswert ergäbe sich der höchste Indexstand seit November 2008 (44,7).

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Den Abschluß des Datenreigens macht der "Richmond Fed Manufacturing Survey" per Mai. Der "Composite Index" hatte sich zuletzt nachhaltig befestigen können. Eine Konsensusprognose ist hier nicht erhältlich.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3700 -30 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


P.S.

In der britischen Presse werden derzeit Jochen Sanios (BaFin) Einlassungen gewürdigt. Sanio erwartet brutale "Downgrades" der Ratingagenturen für MBS (… wieso nicht für die USA …) und daraus resultierend massive Probleme bei deutschen Banken und fordert die Banken auf, die angebotenen Hilfsmittel der öffentlichen Hand zu nutzen.

Grundsätzlich ist Herrn Sanio zuzustimmen, Hilfe anzunehmen, um damit die volkswirtschaftlichen Funktionen der Banken umfassend zu gewährleisten!

Die Banken hätten noch 200 Mrd. Euro dieser Strukturen in ihren Büchern. In einem internen Memo der BaFin wird ein "Worst Case"-Szenario mit Abschreibungen in Höhe von 816 Mrd. Euro (nicht nur MBA/ABS) thematisiert (Hypo Real Estate 268 Mrd., HSH 105 Mrd., Commerzbank 101 Mrd. …).

Nun gut, erst sehen die "Wächter" wenig oder gar nichts und nun wird sehr viel, vielleicht zu viel in Frage gestellt?

Der IWF fordert aktuell einen Streßtest für Europas Banken, da die Banken wetterfest gemacht werden müßten. Wir nehmen dieses Geräusch vom IWF wahr und fragen uns, welche Qualität der US-Test hatte …

Der IWF, als Teil des ordnungspolitischen Rahmens des US-zentrischen Finanzsystems ist ein Fall für sich selbst und vor allen Dingen Ausdruck eines Machtsystems…

Das Zahlenwerk des IWF mit dem Statement, daß Europas Banken erst 20% der projizierten Verluste in Höhe von 900 Mrd. USD per 2010 abgeschrieben hätten, halten wir für äußerst ambitioniert. Laut Bloomberg haben Europas Banken per heute insgesamt 454 Mrd. USD abgeschrieben und 423 Mrd. USD davon rekapitalisiert.

Na, das klingt doch gleich anders … oder? Wir fragen uns selbstredend, warum sich der IWF nicht der Datenerfassung Bloombergs bedient …

Bloombergs Trackrecord gefällt uns übrigens sehr viel besser, als der des IWF ….


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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