OPEC dürfte Förderquoten beibehalten
28.05.2009 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis ist gestern trotz schwächerer Aktienmärkte und eines festeren US-Dollar auf ein neues 6-Monatshoch knapp unterhalb von 64 USD je Barrel gestiegen. Ein deutlicher Rückgang der API-Lagerbestände und Kommentare des saudi-arabischen Ölministers al-Naimi im Vorfeld des OPEC-Treffens sorgten für Unterstützung, wonach die Weltwirtschaft stark genug ist, um ein Preisniveau von 75-80 USD je Barrel verkraften zu können. Heute trifft sich die OPEC in Wien, um über die Förderpolitik zu beraten. Es wird nach dem jüngsten Ölpreisanstieg mit keiner Änderung der Förderquoten gerechnet.
Die OPEC dürfte die Mitglieder vielmehr ermahnen, die beschlossenen Produktionskürzungen umzusetzen. Denn zur Sicherung des derzeitigen Preisniveaus ist eine unverändert restriktive Angebotspolitik notwendig, da der bisherige Preisanstieg nicht durch eine Verbesserung der Nachfrage unterstützt wurde. Eine Beibehaltung der Förderquoten könnte dennoch Gewinnmitnahmen auslösen und den Ölpreis daher kurzzeitig belasten.
Ein weiterer Rückgang der US-Lagerbestände könnte dem allerdings entgegenwirken. Das US-Energieministerium (DOE) veröffentlicht die Daten für die vergangene Woche am Nachmittag. Erwartet wird ein Rückgang der Rohölvorräte um 150 Tsd. Barrel (siehe Tabelle). Die vom American Petroleum Institute (API) veröffentlichten Lagerbestände wiesen bereits gestern einen Rückgang um 2,8 Mio. Barrel auf. Das war der vierte Wochenrückgang in Folge. Zudem stieg die Raffinerieauslastung nach API-Angaben deutlich, was für eine zunehmende Produktion spricht. Daher könnte auch der Lagerabbau in den DOE-Daten stärker ausfallen als erwartet. Dies würde der OPEC-Entscheidung, die Fördermenge nicht weiter zu kürzen, Nachdruck verleihen und sich somit unterstützend auf die Ölpreise auswirken.
Edelmetalle
Der Goldpreis handelt am Morgen wenig verändert bei 950 USD je Feinunze. Gold stieg gestern im Tagesverlauf zwischenzeitlich bis auf 960 USD, fiel dann aber aufgrund eines deutlich gestiegenen US-Dollar wieder zurück. Das abermalige Scheitern an der Marke von 960 USD deutet darauf hin, dass der Goldpreisanstieg zunächst erst einmal beendet und nun mit einer Konsolidierung zu rechnen ist. Diese könnte den Goldpreis bis auf 920 USD zurückfallen lassen. Aufgrund der derzeit hohen Korrelation mit dem US-Dollar setzt dies aber voraus, dass die US-Währung ihre Talfahrt der vergangenen Wochen beendet. Der Umstand, dass sich der USD-Index in den vergangenen Tagen über der Marke von 80 gehalten hat, könnte ein Indiz dafür sein.
Gold als Inflationsschutz kommt derzeit nicht zum Tragen. Die Inflationsrate in Deutschland sank im Mai auf null und dürfte nach Ansicht unserer Volkswirte in den kommenden Monaten in den negativen Bereich rutschen. In den USA ist die Inflationsrate bereits seit zwei Monaten negativ. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust blieben unverändert bei 1.118,8 Tonnen.
Industriemetalle
An den Metallmärkten herrschte gestern Katerstimmung: Der Metallindex LMEX gab 1% ab. Nickel konnte gegen den Trend das 6-Monatshoch von 13.400 USD je Tonne knapp halten. Preisstützend sind zum einen die seit Anfang Mai um 5% gefallenen LME-Lagerbestände. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass ein Abbau der Vorräte zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich ist. Zum anderen äußerte der Vorstandsvorsitzende eines der größten Nickel-Recycling Unternehmen ELG Haniel die Einschätzung, dass das Aufkommen an industriellem Schrott 25% bzw. an übrigem Schrott 60% geringer sei als im Vorjahr. Die Knappheit am Sekundärmarkt geht einher mit Kürzungen am Primärmarkt: die Produktion lag laut WBMS im ersten Quartal gut 6% unter dem Vorjahr. Entscheidend für eine nachhaltige Erholung ist jedoch die Nachfrage aus dem Edelstahlsektor.
Der südkoreanische Stahlproduzent Posco hat sich - wie Nippon Steel Anfang der Woche - mit Rio Tinto auf einen Preisnachlass bei Eisenerz um 33% geeinigt. Noch versuchen die chinesischen Stahlproduzenten einen stärkeren Nachlass auszuhandeln, aber der drittgrößte australische Anbieter, Fortescue, ließ bereits wissen, dass man den Nachlass entweder akzeptiere oder sich am Spotmarkt engagieren müsse.
Aus China sind aktuell keine neue Impulse zu erwarten: Die Shanghai Futures Exchange ist vom 28. bis 30.Mai wegen des Drachenboot-Festivals geschlossen.
Agrarrohstoffe:
Der Sojabohnenpreis erreichte erstmals seit acht Monaten wieder die Marke von 12 USD je Scheffel. Die Getreidebörse von Buenos Aires hat die Prognose für die argentinische Sojabohnenernte aufgrund der Dürre nochmals leicht auf 32 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Damit liegt die Schätzung 2 Mio. Tonnen niedriger als die des US-Landwirtschaftsministeriums. Argentinien ist der drittgrößte Exporteur von Sojabohnen weltweit.
Der Kakaopreis konnte gestern um 4% auf 2.500 USD steigen, obwohl die Internationale Kakaoorganisation (ICCO) für das laufende Erntejahr (Oktober bis September) nur noch ein Marktdefizit von 84 Tsd. Tonnen erwartet. Im März ging man noch von einem Defizit von 193 Tsd. Tonnen aus.
Grund hierfür ist vor allem eine geringere Nachfrage. Die Kakaoproduktion könnte aber ebenfalls schwächer ausfallen. Die Lieferungen in die Häfen der Elfenbeinküste, welche knapp 40% der weltweiten Kakaoproduktion stellt, liegen im laufenden Erntejahr bis einschließlich 24. Mai 14% niedriger als im Vorjahr. Dies dürfte zu einem weiteren Abbau der weltweiten Lagerbestände beitragen, welche Ende des Jahres nach ICCO-Angaben auf 1,49 Mio. Tonnen zurückgehen dürften, den niedrigsten Stand seit sechs Jahren. Das Verhältnis aus Lagerbeständen zu Nachfrage soll im Zuge dessen sogar auf das niedrigste Niveau seit 1986 fallen. Wir glauben daher, dass der Kakaopreis unterstützt durch die Angebotsknappheit bis zum Jahresende auf 2.800 USD je Tonne steigen wird.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis ist gestern trotz schwächerer Aktienmärkte und eines festeren US-Dollar auf ein neues 6-Monatshoch knapp unterhalb von 64 USD je Barrel gestiegen. Ein deutlicher Rückgang der API-Lagerbestände und Kommentare des saudi-arabischen Ölministers al-Naimi im Vorfeld des OPEC-Treffens sorgten für Unterstützung, wonach die Weltwirtschaft stark genug ist, um ein Preisniveau von 75-80 USD je Barrel verkraften zu können. Heute trifft sich die OPEC in Wien, um über die Förderpolitik zu beraten. Es wird nach dem jüngsten Ölpreisanstieg mit keiner Änderung der Förderquoten gerechnet.
Die OPEC dürfte die Mitglieder vielmehr ermahnen, die beschlossenen Produktionskürzungen umzusetzen. Denn zur Sicherung des derzeitigen Preisniveaus ist eine unverändert restriktive Angebotspolitik notwendig, da der bisherige Preisanstieg nicht durch eine Verbesserung der Nachfrage unterstützt wurde. Eine Beibehaltung der Förderquoten könnte dennoch Gewinnmitnahmen auslösen und den Ölpreis daher kurzzeitig belasten.
Ein weiterer Rückgang der US-Lagerbestände könnte dem allerdings entgegenwirken. Das US-Energieministerium (DOE) veröffentlicht die Daten für die vergangene Woche am Nachmittag. Erwartet wird ein Rückgang der Rohölvorräte um 150 Tsd. Barrel (siehe Tabelle). Die vom American Petroleum Institute (API) veröffentlichten Lagerbestände wiesen bereits gestern einen Rückgang um 2,8 Mio. Barrel auf. Das war der vierte Wochenrückgang in Folge. Zudem stieg die Raffinerieauslastung nach API-Angaben deutlich, was für eine zunehmende Produktion spricht. Daher könnte auch der Lagerabbau in den DOE-Daten stärker ausfallen als erwartet. Dies würde der OPEC-Entscheidung, die Fördermenge nicht weiter zu kürzen, Nachdruck verleihen und sich somit unterstützend auf die Ölpreise auswirken.
Edelmetalle
Der Goldpreis handelt am Morgen wenig verändert bei 950 USD je Feinunze. Gold stieg gestern im Tagesverlauf zwischenzeitlich bis auf 960 USD, fiel dann aber aufgrund eines deutlich gestiegenen US-Dollar wieder zurück. Das abermalige Scheitern an der Marke von 960 USD deutet darauf hin, dass der Goldpreisanstieg zunächst erst einmal beendet und nun mit einer Konsolidierung zu rechnen ist. Diese könnte den Goldpreis bis auf 920 USD zurückfallen lassen. Aufgrund der derzeit hohen Korrelation mit dem US-Dollar setzt dies aber voraus, dass die US-Währung ihre Talfahrt der vergangenen Wochen beendet. Der Umstand, dass sich der USD-Index in den vergangenen Tagen über der Marke von 80 gehalten hat, könnte ein Indiz dafür sein.
Gold als Inflationsschutz kommt derzeit nicht zum Tragen. Die Inflationsrate in Deutschland sank im Mai auf null und dürfte nach Ansicht unserer Volkswirte in den kommenden Monaten in den negativen Bereich rutschen. In den USA ist die Inflationsrate bereits seit zwei Monaten negativ. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust blieben unverändert bei 1.118,8 Tonnen.
Industriemetalle
An den Metallmärkten herrschte gestern Katerstimmung: Der Metallindex LMEX gab 1% ab. Nickel konnte gegen den Trend das 6-Monatshoch von 13.400 USD je Tonne knapp halten. Preisstützend sind zum einen die seit Anfang Mai um 5% gefallenen LME-Lagerbestände. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass ein Abbau der Vorräte zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich ist. Zum anderen äußerte der Vorstandsvorsitzende eines der größten Nickel-Recycling Unternehmen ELG Haniel die Einschätzung, dass das Aufkommen an industriellem Schrott 25% bzw. an übrigem Schrott 60% geringer sei als im Vorjahr. Die Knappheit am Sekundärmarkt geht einher mit Kürzungen am Primärmarkt: die Produktion lag laut WBMS im ersten Quartal gut 6% unter dem Vorjahr. Entscheidend für eine nachhaltige Erholung ist jedoch die Nachfrage aus dem Edelstahlsektor.
Der südkoreanische Stahlproduzent Posco hat sich - wie Nippon Steel Anfang der Woche - mit Rio Tinto auf einen Preisnachlass bei Eisenerz um 33% geeinigt. Noch versuchen die chinesischen Stahlproduzenten einen stärkeren Nachlass auszuhandeln, aber der drittgrößte australische Anbieter, Fortescue, ließ bereits wissen, dass man den Nachlass entweder akzeptiere oder sich am Spotmarkt engagieren müsse.
Aus China sind aktuell keine neue Impulse zu erwarten: Die Shanghai Futures Exchange ist vom 28. bis 30.Mai wegen des Drachenboot-Festivals geschlossen.
Agrarrohstoffe:
Der Sojabohnenpreis erreichte erstmals seit acht Monaten wieder die Marke von 12 USD je Scheffel. Die Getreidebörse von Buenos Aires hat die Prognose für die argentinische Sojabohnenernte aufgrund der Dürre nochmals leicht auf 32 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Damit liegt die Schätzung 2 Mio. Tonnen niedriger als die des US-Landwirtschaftsministeriums. Argentinien ist der drittgrößte Exporteur von Sojabohnen weltweit.
Der Kakaopreis konnte gestern um 4% auf 2.500 USD steigen, obwohl die Internationale Kakaoorganisation (ICCO) für das laufende Erntejahr (Oktober bis September) nur noch ein Marktdefizit von 84 Tsd. Tonnen erwartet. Im März ging man noch von einem Defizit von 193 Tsd. Tonnen aus.
Grund hierfür ist vor allem eine geringere Nachfrage. Die Kakaoproduktion könnte aber ebenfalls schwächer ausfallen. Die Lieferungen in die Häfen der Elfenbeinküste, welche knapp 40% der weltweiten Kakaoproduktion stellt, liegen im laufenden Erntejahr bis einschließlich 24. Mai 14% niedriger als im Vorjahr. Dies dürfte zu einem weiteren Abbau der weltweiten Lagerbestände beitragen, welche Ende des Jahres nach ICCO-Angaben auf 1,49 Mio. Tonnen zurückgehen dürften, den niedrigsten Stand seit sechs Jahren. Das Verhältnis aus Lagerbeständen zu Nachfrage soll im Zuge dessen sogar auf das niedrigste Niveau seit 1986 fallen. Wir glauben daher, dass der Kakaopreis unterstützt durch die Angebotsknappheit bis zum Jahresende auf 2.800 USD je Tonne steigen wird.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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