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Global Doom - das Worst-Case-Szenario

18.01.2004  |  Marco Feiten
- Seite 3 -
Die Währungsreserven der Asiaten "explodieren"

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Die Devisenreserven Südostasiens sind 2003 um 474 Milliarden US-Dollar auf 1,9 Billionen US-Dollar angestiegen und werden hauptsächlich in US-Treasuries, d.h. in US-Staatsanleihen angelegt. De facto ist es den Notenbanken nicht mehr möglich, diese "Reserven" ohne eine Entwertung in andere Anlagen zu transformieren - der Verkauf der US-Staatsanleihen würde massiv den US-Dollar belasten (Währungsverluste) und zudem steigende Zinsen bewirken, was den US-Konsum einbrechen und damit die asiatischen Exportwirtschaften treffen würde.

Worauf will ich hinaus? Nun, das ganze Weltfinanzsystem ist inzwischen ein System höchster wechselseitiger Abhängigkeiten geworden und ich empfinde es als höchst gefährlich, dass die großen Wirtschaftsblöcke USA, Asien und EU nicht miteinander, sondern über ihre Währungen gegeneinander operieren. Insbesondere sehe ich ein hohes systemisches Risiko durch die entstandenen Ungleichgewichte. Es ist absehbar, dass die Asiaten aufgrund ihrer Währungspolitik den US-Konsumenten zukünftige Kaufkraft entziehen.

Da in den USA kaum noch investiert wird und Arbeitsplätze nach Asien abwandern, werden in den USA die Einkommen weiter zurückgehen. Das wird sich irgendwann in den nächsten Monaten in schwächeren Konsumausgaben zeigen. Die USA versuchen wie auch die Asiaten den US-Dollar abzuwerten um den Standort wieder attraktiver zu machen, allerdings offenbar mit wenig Erfolg.

Wie lange können die asiatischen Notenbanken den US-Dollar noch halten? Theoretisch noch sehr lange, denn kraft ihrer Fiskalbefugnisse können sie beliebig viele Yen, Yuan, etc. schaffen und dafür US-Dollar kaufen - mit anderen Worten, die Notenbanken betreiben eine extreme Inflationspolitik, was dazu führt, dass die Geldmengen über dem Maß des Wirtschaftswachstums steigen und die Kaufkraft der Währungen mindern.

Aus eben dieser Überlegung heraus leitet sich eine wichtige Erkenntnis ab: der Bullenmarkt in Edelmetallen dürfte in den kommenden Jahren sämtliche Währungen erfassen, also nicht nur in US-Dollar stattfinden, wie es bisher der Fall ist. Dies ist deshalb möglich, weil die riesigen Vermögen selbst in einer Deflation nicht auf einmal plötzlich verschwinden werden. Stattdessen werden sie in "sichere Anlagen" fliehen. Weil der Goldmarkt vergleichsweise klein ist, wird hier vermutlich eine weitere (letzte?) inflationäre Blase entstehen.

Welche Erkenntnis gewinnen wir noch? Die "Reserven" der Notenbanken könnten im Falle eines US-Dollar-Crashs nahezu wertlos werden - und damit selbst die Notenbanken in den Ruin stürzen. Man sieht hier, wie fragil das Finanzsystem inzwischen geworden ist. Ich bin davon überzeugt, dass diese Entwicklung auf absehbare Zeit in einer Krise münden und ein neues globales Geld- und Kreditsystem erforderlich machen wird. Dies habe ich bereits vor rund einem Jahr in meinem Beitrag "Die absehbare Krise des Fiat Money" dargestellt, den Sie hier downloaden können.

Es könnte allerdings zuvor zu einem wahren "Global Doom-Szenario" kommen, denn sollten die USA in eine Deflation übergehen, so könnte dies eine Kettenreaktion auslösen, wie sie die Welt noch nicht erlebt hat. Der entscheidende Aspekt dabei ist die Geschwindigkeit der Entwicklung und genau dies ist nur schwer einzuschätzen.

Dabei kommt dem Verfall des US-Dollar womöglich eine gravierende Rolle zu. Dadurch, dass die Welt reich an US-Dollar ("Weltreservewährung") ist ergibt sich ein entsprechend hohes Verkäuferpotenzial. Sollte es aus irgendeinem beliebigen Grund zu panikartigen Verkäufen beim US-Dollar kommen, könnte dies wegen der Währungsverluste umgehend auch die US-Finanzmärkte erfassen. Fallende Preise an den US-Finanzmärkten würde wie oben beschrieben sämtliche Kreditsicherheiten zerstören, die Immobilienblase binnen kürzester Zeit in sich zusammenfallen.

Der Crash würde sich wegen der dominanten Rolle der USA umgehend auf alle Weltmärkte ausdehnen. Ironischerweise würde trotz gigantischer Berge an US-Dollar-Vermögen Liquidität knapp werden, denn es handelt sich - dies sei explizit wiederholt - um Buchbeträge. Unglücklicherweise dürfte zudem die Wirkung weiterer Zinssenkungen durch die US-Notenbank verschwindend gering sein, denn die Kreditnahme und -vergabebereitschaft würden zusammenbrechen.

Dieses "seltene Ereignis" - wie es Statistiker bezeichnen würden - wäre eine globale Katastrophe. Vermutlich käme es durch die unüberschaubaren Drivate-Instrumente zu völlig unerwarteten Reaktionen an anderen Märkten und die globale Panik wäre perfekt!

Wie wahrscheinlich ist ein solches Szenario? Nun, eine Deflation in den USA ist wie dargestellt denkbar, wenn nicht sogar wahrscheinlich. Sie wird sich dadurch ergeben, dass die Verbraucher an ihre Schuldengrenze stoßen. Eine Panik an den Finanzmärkten könnte sich meines Erachtens jederzeit ergeben, prinzipiell aber wie dargestellt eher wenn Liquiditätsdruck bestünde. Dieser ist noch nicht gegeben. Selbst nach 3 Jahren fallender Aktienkurse kam keine rechte Panik auf - das zeigt deutlich, wie vermögend wir geworden sind, wie groß die Blase bereits geworden ist.

Generell sollten Sie sich darüber bewusst sein, dass ich mich zwar hier vorrangig auf die USA beziehe, doch zum einen stehen die Märkte zueinander in Verbindung, zum anderen ist das Fiat Money-System eine Weltordnung und hätte bei einem Zusammenbruch entsprechend globale Auswirkungen. Womöglich verzögert sich das Global Doom-Szenario noch einige Jahre und wir erleben wie beschrieben eine letzte inflationär getriebene Hausse bei Edelmetallen durch global explodierende Staatsschulden und dem dadurch schwindenden Vertrauen in unser System, doch der "Kreditturmbau zu Babel der Neuzeit" wird irgendwann in sich zusammenfallen, Buchvermögen und -schulden einfach verschwinden.

Es erscheint utopisch zu glauben, die globale Verschuldung wäre rückzahlbar, denn dazu ist sie bereits zu groß und der Zinseszinseffekt somit zu mächtig. Vielleicht findet das Szenario auch in mehreren Etappen statt und die Phase März 2000 bis März 2003 war die erste. Eine einzige Chance besteht in einem evolutionären Prozess, einem Angehen des offenkundigen Problems der Überschuldung durch die Weltgemeinschaft. Schulden müssen erlassen, das Geld- und Kreditsystem neu gestaltet werden - bevor es zu einer Krise kommt. Solange es kein echtes globales Denken gibt und nationale bzw. wirtschaftsraumspezifische Interessen Vorrang haben, stehen die Zeichen jedoch auf Krise.

Um dem eingangs angeführten Zitat gerecht zu werden und ein paar konkrete Ratschläge zur Vorbereitung auf das Global Doom-Szenario zu geben:

Achten Sie auf Ihre Gesundheit, gehen Sie regelmäßig egal bei welchem Wetter spazieren und achten Sie auf ein intaktes harmonisches Familienleben, denn dies dürfte in einer echten Krise von größter Bedeutung sein. Ferner sollte man mental so weit es geht auf eine solche Entwicklung vorbereitet zu sein. Investieren Sie in Bildung, vor allem beruflich!

Mein favorisierter Anlagesektor bleibt weiter der Rohstoff-Bereich, denn Rohstoffe werden immer verbraucht, während allen Krisen, in allen Ländern und zu jeder Zeit. Es braucht auch nicht viel Fantasie um einzusehen, dass die Asiaten - selbst wenn es zu einer Finanzkrise kommt - immer mehr Rohstoffe verbrauchen werden. Die Betonung liegt hier auf "verbrauchen", denn das ist gewissermaßen solange eine Gewinngarantie, wie es nicht irgendwelche technologischen Durchbrüche gibt, die einen bestimmten Rohstoff überflüssig machen.

Als Anlage würde ich daher langfristig (!) primär auf Rohstoffe, ausgewählte Aktienfonds (Schwerpunkte Edelmetalle, Rohstoffe, Versorgung) und Top-Anleihen sowie Immobilien in Asien setzen. Zur Absicherung gegen Systemrisiken erscheint ein Vorrat an lang haltbaren Nahrungsmitteln, physische (!) Edelmetalle, Bargeld und Investitionen, die Ihre Kosten dauerhaft senken und echten Nutzen spenden können, wie z.B. Wohneigentum, Grundstücke, eine Solaranlage, ein Wassersammelbacken, ein Obst- und Gemüsegarten, etc. sinnvoll.

Wichtig ist natürlich auch dass man seine Finanzen gesund hält, Kredite möglichst meidet, Ausgaben auf ihren echten Nutzen prüft - mit "echten Nutzen" meine ich, dass Sie sich überlegen sollten, ob Sie etwas wirklich brauchen. Wir sind täglich der Medien-Suggestion ausgesetzt und unterliegen ihr in der Regel.

Womöglich finden Sie die Darstellung überzogen, aber selbst wenn es niemals zur Verwirklichung des Global Doom-Szenarios kommt, so haben Sie durch oben beschriebene Maßnahmen dennoch nichts verloren.


© Marco Feiten
www.new-sense.net



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