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Zucker im Kaffee - derzeit eine heiße Mischung

03.06.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Eine kurze Verschnaufpause ist bei Rohöl angesagt. Denn allein in den letzten 1,5 Monaten ist der Ölpreis um 50% gestiegen. Außerdem hat sich das fundamentale Umfeld rund um den Ölmarkt etwas verschlechtert. Zum einen sind die Benzinpreise im Vorfeld der Sommer-Fahrsaison stark gestiegen, was die Nachfrage dämpfen sollte. Zum anderen wird die OPEC-Produktion u.E. nun ausgeweitet, da die OPEC ihr Ziel, den Ölpreis in Richtung von 70 USD je Barrel anzuheben, jetzt offensichtlich als erreicht betrachtet.

Die Quotendisziplin hat anscheinend zuletzt massiv nachgelassen. Ein erstes Alarmglöckchen bei Rohöl hat gestern geschlagen, als das API einen Rückgang der Rohöllagerbestände um lediglich 828 Tsd. Barrel gemeldet hat. Der Konsens geht bei der heutigen Veröffentlichung seitens des DOE von einem Rückgang der Rohöllagerbestände von 1,5 Mio. Barrel aus. Zwar wäre ein geringerer Rückgang angesichts der massiven Abnahme der Rohöllagerbestände, die in den ersten vier Mai-Wochen um über 12 Mio. Barrel fielen, nicht dramatisch. Dies gepaart mit einem etwas stärkeren US-Dollar, einer Korrektur bei Aktien und einem nachlassenden Optimismus könnte jedoch zu einer starken Preiskorrektur führen.

Außerdem war der Preisanstieg der letzten Monate unter anderem auf den Aufbau der strategischen Ölreserven in China zurückzuführen, die wohl vorerst gut aufgefüllt sind. Die erste Phase des Lageraufbaus, wobei ein Äquivalent der Monatsimporte bzw. rund 100 Mio. Barrel Rohöl gelagert wurden, ist laut dem Nationalen Energieministerium abgeschlossen und keine weiteren Käufe seien jetzt geplannt.


Edelmetalle

Begünstigt durch einen schwächeren Dollar, aber auch aufgrund der Nähe zur psychologisch wichtigen Marke von 1000 USD konnte Gold im gestrigen Handelsverlauf wieder anziehen und notiert gerade bei 990 Dollar. Sollte der Druck auf den Dollar anhalten, so wird die 1000 USD Marke zumindest vorläufig genommen werden. Wir rechnen aber nicht mit einem nachhaltigen Überschreiten der Marke, weil derzeit sowohl die Investment- als auch die Schmucknachfrage wenig Stützkraft haben. Hinzu kommt, dass die steigenenden Preise zur Ausweitung des Angebots beitragen werden. Australien wird wohl im laufenden Jahr mehr Gold produzieren als im Vorjahr und zum zweitgrößten Goldproduzenten der Welt avancieren, nachdem bereits im ersten Quartal ein Zuwachs von 3% gegenüber Vorjahr zu Buche steht.

Getoppt wird die Entwicklung am Goldmarkt durch Silber, das heute morgen die Marke von 16 USD je Feinunze nimmt. Das Gold/Silber Verhältnis ist damit wie von uns erwartet spürbar gefallen und liegt aktuell 10 Punkte niedriger als Ende April. Rückenwind erhält das weiße Metall derzeit nicht nur von der Schwäche des US-Dollar bzw. dem klassisch engen Verbund mit Gold, sondern wegen seiner stärkeren industriellen Verwendung von dem gestiegenen Konjunkturoptimismus. Wir sehen die relative Stärke von Silber kurzfristig als ausgereizt, weil die Konjunkturhoffnungen nochmals einen Dämpfer erleiden dürften.


Industriemetalle

Eine Belebung der Rohstoffmarktaktivität spiegelt sich eindrucksvoll in der gegenwärtigen Entwicklung des Baltic Dry Index wider, der binnen der letzten zehn Tage um gut 50% auf ein neues 8-Monatshoch gestiegen ist. Auch die Investorenaktivität bei den Metallen hat deutlich zugenommen. So ist trotz der Preisschwäche die Anzahl der offenen Positionen bei Aluminium-Kontrakten an der LME auf ein Rekordhoch von gut 805 Tsd. Kontrakten bzw. 20 Mio. Tonnen gestiegen und liegt 14% über dem Niveau von Ende März. Dabei ist das Verhältnis zwischen den Call- und Put-Optionen mit Strike-Preisen zwischen 1400 und 1600 USD je Tonne ausgeglichen, was den Richtungsstreit der Marktteilnehmer hinsichtlich der Preisentwicklung deutlich macht. Während die einen angesichts des derzeitigen Marktüberschusses pessimistisch sind, rechnen die anderen aufgrund steigender Energiekosten und einer sich abzeichnenende Erholung der Weltwirtschaft mit steigenden Preisen. Wir sehen mittelfristig Anstiegspotenzial.


Agrarrohstoffe:

Der Preis für Arabica Kaffee hat gestern von seinem 9-Monatshoch etwas korrigiert, was allerdings nicht vor Dauer sein sollte. Denn zu der rückläufigen Produktion in Kolumbien, dem drittgrößten Kaffeproduzenten weltweit, der in diesem Jahr einen erneuten Produktionsrückgang von 13% auf 10 Mio. Sack Kaffee verzeichnen wird, kommen die Produktionsprobleme beim größten Kaffeeanbauer der Welt, Brasilien. Nach Einschätzung von USDA wird die Kaffeeproduktion Brasiliens im Erntejahr 2009/10 um insgesamt 15% auf 43,5 Mio. Sack zurückgehen. Besonders wichtig ist dabei der Rückgang der Arabica-Produktion um 18% auf 31,9 Mio. Sack.

Ausschlaggebend für die niedrigere Ernte ist das Erholungsjahr im Zweijahreszyklus der Kaffeebäume. Weil gleichzeitig die Kaffeenachfrage weltweit trotz der Wirtschaftskrise um knapp 1,2% zunehmen sollte, gehen wir davon aus, dass der Arabica-Preis trotz eines fulminanten Anstiegs, als der Preis binnen nur drei Monaten knapp 40% zugelegt hat, bald durchaus das 11-Jahreshoch von 1,65 USD/Pfund aus dem Vorjahr in Angriff nehmen könnte. Davon sollte auch der zuletzt zurückgebliebene Robusta-Kaffee profitieren. Denn in der Wirtschaftskrise dürfte der deutlich günstigere Robusta mehr Käufer finden.

Der welgrößte Zuckerhändler Czarnikow erwartet auch im nächsten Erntejahr ein Defizit von 6 Mio. Tonnen am Zuckermarkt nach dem dramatischen Defizit von 15,6 Mio. Tonnen in diesem Jahr. Dies dürfte auch die anderen Agrarmärkte in Mitleidenschaft ziehen. Kingsman erwartet, dass auch der Weltethanolmarkt in diesem Jahr ein Defizit von 513 Mio. Liter verzeichnen wird, vor allem weil Brasilien wegen der hohen Zuckerpreise einen höheren Anteil der Zuckerrohrernte zur Herstellung von Zucker verwenden wird (siehe Graik des Tages).

Vom Defizit bei Ethanol dürfte aus unserer Sicht vor allem Mais profitieren, das in den USA zur Ethanolherstellung verwendet wird. USA ist mit 40% der Weltproduktion der größte Maisproduzent, wobei bereits jetzt rund 30% der Maisernte zur Ethanolherstellung verwendet werden.
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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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