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Ölpreis zu Befehl!

05.06.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Mit einer zurückkehrenden Zuversicht der Finanzmarktteilnehmer und einem verstärkten Einfluss der Anleger an den Rohstoffmärkten kehren auch die "alten Zeiten" am Ölmarkt zurück, als allein eine positive Einschätzung oder Äußerung eines einflussreichen Analysten zum Ölpreis zu einem Preisanstieg führte. Obgleich dieser Entwicklung jegliche fundamentale Begründung fehlt, stieg gestern der Ölpreis um 3,5 USD bzw. 5% auf 69,5 USD je Barrel, nachdem die Analysten von Goldman Sachs ihre Preisprognose für Rohöl in diesem Jahr von zuvor 65 USD auf 85 USD und im nächsten Jahr auf 95 USD angehoben haben.

Auch der OPEC-Generalsekretär El-Badri hat zu den höheren Preiserwartungen beigetragen, in dem er betonte, dass es "vernünftig" wäre, wenn der Ölpreis zum Jahresende wieder auf 70-75 USD je Barrel steigen würde. Am Jahresbeginn teilten nur wenige Experten unsere positive Haltung gegenüber dem Ölpreis, als wir bei den Preisen unter 40 USD die Anstiege auf 70 USD im 4. Quartal 2009 und auf 78 USD Ende 2010 vorausgesagt haben. Nun scheint aber der Markt wieder deutlich zuversichtlicher bzgl. der baldigen Konjunkturerholung zu werden, obgleich die Europäische Zentralbank EZB gestern das Ende der Rezession auf nunmehr Mitte 2010 "vertagt" hat.

Wir stehen aktuell weiteren Preissteigerungen bei Rohöl skeptisch gegenüber und rechnen mit einer scharfen Korrektur unter 60 USD je Barrel. Allerdings ist ein kurzer Ausbruch über 70 USD möglich, weil diese Marke das spekulative Interesse anzieht. Skeptisch stimmen uns vor allem die relativ schwache Nachfrage, hohe Rohöllagerbestände und die Tatsache, dass bei den gegenwärtigen Preisen die OPEC wieder die Hähne aufdreht. So rechnet die Beratergesellschaft Oil Movements mit einem Anstieg der OPEC-Ölexporte um 250,000 Barrel pro Tag in den vier Wochen bis 20. Juni im Vergleich zur Vorperiode.

Unterdessen hat die Rohstoff-Futures Handelskommission aus den USA, CFTC, eine weitere Verschärfung der Kontrollen angekündigt. Man möchte jetzt auch die außerbörslichen Kontrakte strenger beobachten und regulieren, die sich zuvor außerhalb der Reichweite der Behörde befanden. Solche Maßnahmen sollten Spekulation an den Rohstoffmärkten zähmen und zu einer Preiskorrektur beitragen, da Investoren größtenteils auf steigende Kurse setzen.

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Edelmetalle

Gold bleibt gegenwärtig das Spiegelbild der Wechselkursentwicklungen und wird stark durch die Handlungen der Finanzanleger beeinflusst. Die mit den Konjunkturhoffnungen gestiegenen Inflationserwartungen haben ebenso wie der schwächere US-Dollar und die Nähe zur magischen Marke von 1000 USD die Anleger in Gold-Derivate getrieben. Da diese Handlungen meist kurzfristiger spekulativer Natur sind, die Aktivität der Anleger im Sommer traditionell nachlässt und die Netto-Long Positionen der Spekulanten an der COMEX mit über 177 Tsd. Kontrakten so hoch wie zuletzt im Juli 2008 ist - der Goldpreis fiel anschließend binnen zwei Monaten von 975 USD auf 750 USD zurück -, halten wir die aktuellen Preissteigerungen für nicht nachhaltig und rechnen mit einer Rückkehr unter 900 USD.


Industriemetalle

Die massiven Aufkäufe von Kupfer durch das chinesische Reservenbüro scheinen sich dem Ende zu nähern. Laut der heutigen Meldung der Shanghai Warenterminbörse sind die Kupferlagerbestände in nur einer Woche um 50% bzw. über 15 Tsd. Tonnen gestiegen. Die niedrigen Shanghai-Lagerbestände, die zuvor als Beweis für die starke Nachfrage Chinas von Marktteilnehmern herangezogen wurden, haben sich somit innerhalb nur 1,5 Monaten verdreifacht. Auch sind die gekündigten LME-Lagerscheine, die als Indiz für eine angespannte Versorgungssituation angesehen werden, weil sie die Abflüsse aus den LME-Lagerhäusern anzeigen, von 84 Tsd. Anfang Mai auf nun 35 Tsd. Kontrakte massiv zurückgekommen.

Kupfer bleibt derzeit zwar vom allgemeinen Marktoptimismus, einem schwächeren US-Dollar und der Nähe zur psychologisch wichtigen Marke von 5.000 USD unterstützt. Dennoch würde mit den abwesenden Reservekäufen Chinas die zuletzt mit Abstand wichtigste Nachfragekomponente fehlen, weshalb wir weiterhin demnächst eine starke Korrektur der Kupferpreise erwarten.

Anders sieht die Situation bei Aluminium aus. Hier zeichnet sich bereits eine bevorstehende Verknappung ab. Die LME-Lagerbestände, die zuvor als Damokles Schwert über dem Markt hingen, stagnieren seit ein paar Wochen; gleichzeitig hat sich die Anzahl der gekündigten LME-Lagerscheine binnen nur zwei Wochen auf 81,4 Tsd. verdoppelt. Die verbesserte charttechnische Situation, wobei nach dem Durchbruch des Widerstands bei 1600 USD der Weg bis 1800 USD frei werden sollte, bekräftigt unsere positive mittelfristige Meinung zu Aluminium.


Agrarrohstoffe:

Während das US-Landwirtschaftsministerium mit einer nahezu unveränderten Maisernte rechnet, geht man in der neuesten Studie der Universität von Illinois von einem Rückgang um 6,6% bzw. 800 Mio. Scheffel in diesem Jahr aus. Dies unterstreicht unsere positive Haltung gegenüber den Maispreisen. Denn nicht nur dürfte die Nachfrage in diesem Jahr vor allem wegen eines höheren Ethanoleinsatzs steigen, sondern auch der Wegfall der Anbauflächen zu Gunsten von Sojabohnen und ungünstige Wetterbedingungen sollten das Angebot einengen.

Die Aussaat von Mais bleibt im Hauptanbaugebiet der USA, dem Corn-Belt, wegen der starken Regenfälle hinter den Werten der Vorjahre zurück. Auf der anderen Seite sprechen für den steigenden Bedarf nach Ethanol, das in den USA hauptsächlich aus Mais hergestellt wird, die neuen Umweltinitiativen der neuen US-Regierung und die deutlich höheren Benzinpreise, die sich seit Jahresanfang bereits um 50% gestiegen sind. Hinzu kommt die Einengung des Ethanolangebots aus Brasilien - Brasilien ist der größte Ethanolexporteur in die USA - wegen der Knappheit am Weltzuckermarkt und steigender Zuckerpreise, die eine Verarbeitung von Zuckerrohr zu Zucker statt Ethanol begünstigen.

So will der größte brasilianische Zuckerproduzent, Cosan, in diesem Jahr 55% des Zuckerrohrs zur Produktion von Zucker heranziehen. Im Vorjahr lag der Zuckeranteil in Brasilien bei schätzungsweise 42%.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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