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Euro konsolidiert und zeigt sich beweglich - Rußland emanzipiert sich weiter …!

11.06.2009  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.35 Uhr) bei 1.4040, nachdem gestern Tiefstkurse im US-Handel bei 1.3917 markiert wurden. Damit ergab sich eine markante Konsolidierung der Gewinne des Vortags.

Darüber hinaus zeigt sich ein hohes Maß an Beweglichkeit, das Ausdruck eines von Ordern getriebenen Geschäfts ist oder anders ausgedrückt bestimmen die Interessenlagen der maßgeblichen ordnungspolitisch unanfechtbaren Marktteilnehmer das Geschehen weniger stark.

Der USD stellte sich gegenüber dem JPY auf 97.85. In der Folge oszilliert EUR-JPY bei 137.40, während sich EUR-CHF um die Marke von 1.5120 bewegt.

Die Einlassungen von Seiten der russischen Zentralbank, daß US-Treasury Bonds abgestoßen werden sollen, hatte verhältnismäßig geringen Einfluß auf den Devisenmarkt. Dafür sollen dann IWF-Bonds oder Emissionen von Privatbanken erworben werden. Das ganze mag für den USD zunächst transaktionstechnisch neutral ausfallen.

Es ist jedoch Ausdruck eines Verfalls des Status des USD als Leitwährung. Diesbezüglich darf der Verweis nicht fehlen, daß China und Rußland planen, den Handelsverkehr in ihren eigenen Währungen abzuwickeln. Die Abkehr vom USD als Leitwährung ist bei den aufstrebenden Schwellenländern deutlich erkennbar.

Das vom USD und den USA dominierte westliche Finanzsystem wird peu a’ peu zur Disposition gestellt. Der Weg weist in Richtung eines multipolaren Systems und Machtansatzes.

Herr Weber (EZB/Bundesbank) hat gestern das Thema potentieller Zinserhöhungen gestreift. Nachdem man sich zuletzt doch recht skeptisch ob der konjunkturellen Erholung zeigte, erstaunen diese Einlassungen ein Stück weit.

Nun denn, Prognosen sind halt grundsätzlich unsicher. Der Eindruck drängt sich vor dem Trackrecord der Wissenschaft auf, daß sie bei den Wissenschaftlern noch unsicherer sind …

Die US-Handelsbilanz legte für den Berichtsmonat April nahezu eine Punktlandung hin. Das Defizit legte von zuvor -28,5 Mrd. USD (revidiert von -27,6 Mrd. USD) auf -29,2 Mrd. USD zu. Die Konsensusprognose war bei -29,0 Mrd. USD angesiedelt.

Exporte sanken im Monatsvergleich um -2,3%, während Importe um -1,4% fielen. Diese Entwicklung unterstreicht noch einmal den Rückgang wirtschaftlicher Aktivität.

Ein wesentlicher Teil des Handelsbilanzdefizits darf als strukturelle Basis klassifiziert werden. Diese Basis ist derzeit um das Niveau von 25 Mrd. USD herum angesiedelt. Dieses Defizit zu neutralisieren, heißt die Struktur der US-Wirtschaft durch Förderung des Kapitalstocks im produzierenden Sektor neu aufzubauen oder zu verstärken. Ohne eine Neuausrichtung der Strukturpolitik kann es nicht zu einer dauerhaften Gesundung kommen.

Wesentliche Marktwirkung ging von dieser Veröffentlichung nicht aus.

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Das "Federal Budget" als Teilmenge des gesamten öffentlichen Defizits in den USA lieferte per Mai einen Fehlbetrag in Höhe von -189,6 Mrd. USD (Vorjahr -165,9 Mrd.). Die Prognose war bei -181,0 Mrd. USD angesiedelt. Mit anderen Worten stellte sich alleine dieses monatliche Teildefizit auf 1,35% des US-BIP.

Im laufenden Fiskaljahr beginnend am 1. Oktober 2008 beläuft sich das "Federal Budget Deficit" auf 992 Mrd. USD oder 7,0% des US-BIP per Ende Mai. Damit ist es in etwa dreimal so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Das öffentliche Gesamtdefizit (Public Debt) stellte sich im identischen Zeitraum auf 1.297 Mrd. USD oder 9,2% des US-BIP.

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Laut dem "Beige Book" blieb die US-Wirtschaft schwach oder verlor partiell sogar weiter an Dynamik. In 5 der 12 Fed-Distrikte ergaben sich leichte Anzeichen einer Verbesserung. In einigen Distrikten kam es zu Anzeichen verminderter Arbeitsplatzverluste. Hier stellten sich keine neuen Erkenntnisse ein.

Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen aus den USA verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Den Einzelhandelsumsätzen kommt hervorgehobene Bedeutung zu. Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3800 - 30 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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