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BRIC und Shanghai Cooperation Organization unterstreichen Zwang zur ...

17.06.2009  |  Folker Hellmeyer
BRIC und Shanghai Cooperation Organization unterstreichen Zwang zur Neuausrichtung des Finanzsystems-Datenpotpourri "A mixed bag"!!

Der Euro eröffnet heute (07.35 Uhr) bei 1.3880, nachdem während der letzten 24 Stunden im gestrigen europäischen Handel Höchstkurse bei 1.3932 markiert wurden. Der USD stellte sich gegenüber dem JPY auf 96.60. In der Folge oszilliert EUR-JPY bei 134.10, während sich EURCHF um die Marke von 1.5065 bewegt.

Der russische Präsident Medvedev sagte in Jekatarinenburg auf dem Treffen der "Shanghai Cooperation Organization" (Rußland, China, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan, Beobachterstatus für Indien, Pakistan und Iran; Gegengewicht zu den USA in der asiatischen/arabischen Region), daß die Welt neben dem USD neue Leitwährungen brauche.

Diese Position ist absolut verständlich. Die vollzogene Machtachsenverschiebung im Finanz- und Wirtschaftssektor bedarf einer Umsetzung im ordnungspolitischen Rahmen des internationalen politischen Systems. Das gilt dann nicht nur für Währungsaspekte. Es gilt vor allen Dingen auch für die Institutionen des Systems, beispielsweise den IWF.

Brasilien, Rußland, Indien und China (BRIC-Länder) erwägen gegenseitige Engagements auf Basis nationaler Kapitalmarkttitel und Devisenswapvereinbarungen, um damit die Abhängigkeit von dem USD zu vermindern. Präsident Medvedev betonte, daß es kein globales erfolgreiches Währungssystem geben kann, wenn die Finanzinstrumente nur in einer nationalen Währung genutzt würden. Das sei heute mit dem USD der Fall.

Die Taktik der BRIC-Länder Fakten zu schaffen, indem das gegenwärtige Finanzsystem in wesentlichen Funktionen und damit auch Kontrollen unterlaufen wird, ist Ausdruck eines politischen Ansatzes, der Beleg eines veränderten Machtbewußtseins in diesen teilnehmenden Ländern ist.

Bei beiden Veranstaltungen wird deutlich, daß die aufstrebenden Nationen den gegenwärtigen "Status Quo" als ein Relikt der Vergangenheit interpretieren. Evolutionäre Anpassungen stehen auf der Agenda.

Losgelöst von Tagesbewertungen des USD stellen die Ergebnisse aus Jekatarinenburg klar, daß die Rolle des USD von "gestern" nicht mehr die Rolle des USD von "morgen" sein wird.

Die Rolle von "morgen" wird bescheidener ausfallen. Zu einer bescheideneren Rolle paßt strukturell keine festere Währung, zumal da entsprechende Positionsanpassungen der Marktteilnehmer nicht im angemessenem Rahmen stattgefunden haben und die notwendigen Strukturanpassungen in der US-Wirtschaft keine festere Währung vertragen.

Fraglos ist das ein langfristige Betrachtung, die kurzfristige technische Korrekturen zu Gunsten des USD nicht notwendig ausschließen. Es sind jedoch eben nur technische Korrekturen …

US-Präsident Obama wird heute Pläne eines Systems einer neuen US-Finanzregulierung bekannt geben, das der US-Zentralbank (Fed-System) eine primäre Verantwortung für das Vermeiden zukünftiger Finanzkrisen zuschanzt.

Wir nehmen diese geplante Vermehrung des Machtpotentials der Fed mit einem Hauch Erstaunen zur Kenntnis.

An dieser Stelle muß die Verantwortlichkeit für die US-Finanzkrise gestellt werden. Dabei kommt die US-Zentralbank nicht gut weg. Sie war sogar wesentlichst verantwortlich.

Der Meister der neuen Paradigmen, Herr Alan Greenspan, der von den "kritischen" Medien als Magier abgefeiert wurde und gegen den nur vereinzelt zu seiner Amtszeit von der Analystenzunft kritische Töne zu vernehmen waren, unter anderem aus Bremen, spielte dabei die prominenteste Rolle.

Zentralbanken, deren Unabhängigkeitsstatus ein Papiertiger ist, die Erfüllungsgehilfen der Politik und wesentlicher Lobbygruppen sind, eignen sich nicht notwendig als Hüter der Nachhaltigkeit, die für die angedachte Funktion unentbehrliche Voraussetzung darstellt!


Wenden wir uns damit den gestrigen Veröffentlichungen zu:

Der deutsche ZEW-Index per Juni überraschte nachhaltig mit einem völlig unerwarteten Anstieg von zuvor 31,1 auf 44,8 Punkte. Die Konsensusprognose war bei 35,0 Punkten angesiedelt. Damit erreichte der Index das höchste Niveau seit Mai 2006.

Die Bewertung der aktuellen Lage verzeichnete erstmalig seit 9 Monaten einen Anstieg. Der Index legte von -92,8 auf 89,7 Punkte zu.

Wir freuen uns über die verbesserte Stimmungslage der befragten Analysten und wünschten uns, es wären die Manager der Realwirtschaft … man kann jedoch nicht "Alles" haben ….

Der Blick auf den Chart ist dennoch Zweifels ohne erfrischend und darf Ihren Morgen versüßen. Die Marktwirkung war trotz des Überraschungscharakters als verhaltend einzustufen.

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Die Verbraucherpreise der Eurozone waren im Jahresvergleich per Mai unverändert. Das entsprach der Konsensusprognose, nachdem im Vormonat noch ein Anstieg um 0,6% zu verzeichnen war. Basiseffekte im Energiesektor spielen eine dominante Rolle. Im Energiesektor kam es zu einem Rückgang um -11,6%. Richtung 4. Quartal 2009 fallen diese Basiseffekte voraussichtlich weg. Damit ist das Thema Disinflation/Deflation lediglich transitorisch.

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Die Erzeugerpreise sind in den USA per Mai um 0,2% gestiegen. Die Prognose lag bei+0,6%. Im Jahresvergleich kam es damit zu einem Rückgang um -4,7% nach zuvor -3,5%. Auch hier liefert der Energiesektor die maßgebliche Einflußgröße mit einem Rückgang der "Core Crude Goods" um -36,7% nach zuvor -39,7%.

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Die Neubaubeginne in den USA legten überraschend stark im Monatsvergleich per Mai um 17,2% auf 532.000 nach zuvor 454.000 Objekte in der annualisierten Lesart zu. Die Prognose war bei 490.000 angesiedelt. Im Jahresvergleich entsprach das einem Einbruch um -45,2% nach zuvor -54,6%. Die Baugenehmigungen erhöhten sich auf annualisierter Basis von 498.000 auf 518.000.

Insgesamt ergeben sich weiterhin Indizien, die das Thema Bodenbildung in diesem Sektor der USWirtschaft unterfüttern.

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Enttäuschend war der Rückgang der Industrieproduktion auf Monatsbasis um -1,1% per Berichtsmonat Mai. Analysten hatten lediglich ein Minus um -0,9% unterstellt. In der Folge sank die Kapazitätsauslastung auf einen historischen Tiefstwert von 68,3% nach zuvor 69,0%. Die Produktion sank in allen Bereichen. Ergo sind hier noch keine Anzeichen einer einsetzenden Stabilisierung erkennbar.

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Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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