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Ölpreis profitiert von fallenden Lagerbeständen

25.06.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis notiert wieder bei 69 USD je Barrel. Er profitierte dabei vom unerwartet kräftigen Rückgang der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 3,9 Mio. Barrel. Maßgeblich hierfür war eine gestiegene Nachfrage der Raffinerien, die aufgrund der bis zuletzt hohen Verarbeitungsmargen die Produktion deutlich ausweiteten und ihre Auslastung um 1,2 Prozentpunkte nach oben fuhren. In der Folge stiegen die Benzinlagerbestände um 3,9 Mio. Barrel und die Vorräte bei den Destillaten um 2,1 Mio. Barrel, was jeweils deutlich über den Erwartungen lag.

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In den vergangenen sieben Wochen sind die Rohöllagerbestände um mehr als 21 Mio. Barrel gefallen und liegen damit nur noch knapp über dem 5-Jahreskorridor. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob der Anstieg der Raffinerieproduktion Bestand haben wird, wenn die Raffineriemargen für die Benzinverarbeitung weiter zurückgehen. Diese sind innerhalb einer Woche um 5 USD je Barrel gesunken, was den Anreiz zur Benzinproduktion schmälert. Auch deutet der starke Anstieg der Benzinvorräte in den letzten Wochen darauf hin, dass die zugrundeliegende Nachfrage schwach ist und mehr Rohöl verarbeitet wird als eigentlich benötigt.

Darauf deutet auch eine Schätzung der Reise- und Autogruppe AAA hin, wonach der US-Reiseverkehr am bevorstehenden Unabhängigkeitstagswochenende in diesem Jahr 1,9% niedriger ausfallen soll als im Vorjahr. Der Autoreiseverkehr soll sogar um 2,6% unter dem Vorjahresniveau liegen. Der jüngste Rückgang der US-Rohöllagerbestände deutet aus diesem Grund nicht zwangsläufig auf eine fundamentale Verbesserung der Lage am Ölmarkt hin. Der Ölpreis bleibt daher anfällig für einen weiteren Rückgang.


Edelmetalle

Der Goldpreis kann bis auf 935 USD je Feinunze steigen, obwohl der US-Dollar gestern an Wert gewinnen konnte. Die Fed hat sowohl die Zinsen als auch das Volumen der Anleihenaufkäufe unverändert belassen und zugleich einige Verbesserungen der Konjunktur und der Finanzmärkte konstatiert. Dass der Goldpreis davon nicht belastet wurde, hatte vor allem einen Grund.

Der Leiter der Researchabteilung der Kommunistischen Partei Chinas hat seinem Land empfohlen, wegen des zu erwartetenden Dollarrückgangs mehr Gold zu kaufen. Vor zwei Monaten hatte China bekanntgegeben, in den letzten Jahren 454 Tonnen Gold gekauft zu haben. Es ist davon auszugehen, dass China auch in den kommenden Monaten und Jahren Gold kaufen wird, welches im Vergleich zu den anderen Ländern noch immer einen sehr geringen Anteil an den gesamten Devisenreserven ausmacht. Außerhalb der Spekulationen um weitere chinesische Goldkäufe und der Dollarentwicklung gibt es derzeit keine Impulse für den Goldpeis. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust verharrten gestern bei 1.131,24 Tonnen. Den letzten nennenswerten Anstieg gab es hier zu Monatsbeginn.


Industriemetalle

Die Metallpreise konnten gestern den zweiten Tag in Folge zulegen. Der LMEX-Index stieg um 4,8%. Die stärksten Zuwächse verzeichneten Nickel und Zink mit 6%, gefolgt von Kupfer und Blei mit 5%. Preisunterstützend wirkte der überraschend kräftige Anstieg der Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA, welcher auf eine anziehende Metallnachfrage hindeutet.

Wir bleiben weiterhin skeptisch und rechnen mit einer baldigen Korrektur bei Metallpreisen. So verlangen die Kupferschmelzen in China wieder höhere Verarbeitungsgebühren. Die Tatsache, dass die Kupferraffinerien wieder 50-60 USD pro Tonne Kupfer verlangen, deutet auf ein hohes Angebot an Kupfererz hin. Zu Anfang des Jahres lagen die Gebühren zwar sogar bei 90 USD je Tonne, waren jedoch zwischenzeitlich aufgrund einer hohen Nachfrage nach Kupfer gesunken. Wir rechnen damit, dass sich die Liefersituation am Kupfermarkt wegen fehlender Reservekäufe demnächst stark entspannen wird.

In China wurde eines der weltgrößten Eisenerzvorkommen entdeckt, was bis zu 7,6 Mrd. Tonnen Eisenerz beinhalten soll. Dies dürfte langfristig die Versorgungssicherheit in China, dem weltgrößten Eisenerzverbraucher, tendenziell erhöhen. Das Timing der Bekanntgabe dürfte u.E. mit den gegenwärtigen Verhandlungen über die Eisenerzpreise im Zusammenhang stehen, weil sich China dadurch eine bessere Position verspricht.


Agrarrohstoffe:

Der US-Weizenpreis befindet sich weiter auf dem Rückzug. Aktuell notiert er bei 5,40 USD je Scheffel und damit 20% unter dem 8-Monatshoch von Anfang Juni. Der Preisrückgang ist eng verknüpft mit den verbesserten Ernteaussichten in den USA, dem größten Weizenexporteur weltweit.

In den kommenden Tagen ist in den Hauptanbaugebieten der südlichen Prärien mit warmem und trockenem Wetter zu rechnen. Die Bauern sollten daher in der Lage sein, den Ernterückstand aufzuholen, welcher infolge der witterungsbedingten Verzögerungen im Frühjahr derzeit noch besteht. In der letzten Woche hinkte die Ernte dem zu dieser Jahreszeit üblichen Niveau noch um 11 Prozentpunkte hinterher. Auch im benachbarten Kanada, der Nummer zwei unter den Weizenexporteuren, ist mit einer guten Ernte zu rechnen. Die Anbaufläche soll laut kanadischer Statistikbehörde 24,9 Mio. Morgen betragen. Das liegt 5% über dem 5-Jahresdurchschnitt und 300 Tsd. Morgen über den Erwartungen des Marktes.

Allerdings sind bei der Schätzung ein Frosteinbruch und die Trockenheit in diesem Monat nicht mehr enthalten. Das US-Landwirtschaftsministerium gibt seine neuen Schätzungen für die Anbauflächen am kommenden Dienstag bekannt. Im März ging man von einem Rückgang um 8% aus. Von daher dürfte die US-Weizenproduktion trotz der verbesserten Ernteaussichten deutlich hinter dem Vorjahresniveau zurückbleiben. Aus diesem Grund dürfte der Weizenpreis nicht mehr deutlich fallen.


[/b]Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat[/b]

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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