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Devisenmärkte in ruhiger Verfassung - Fisher prescht vor - Japans Daten ...

29.06.2009  |  Folker Hellmeyer
Devisenmärkte in ruhiger Verfassung - Fisher prescht vor - Japans Daten ermutigend!

Der Euro eröffnet heute (07.45 Uhr) bei 1.4025, nachdem am Freitag im US-Handel Höchstkurse bei 1.4117 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 95.40. In der Folge oszilliert EUR-JPY bei 133.80, während sich EUR-CHF um die Marke von 1.5245 bewegt.

Die Sommerphase ist an Finanzmärkten häufig eine Saison, die von Konsolidierung geprägt ist. Genau dieses Bild drängt sich im letzten Drittel des laufenden Monats auf.

Der Euro läuft Richtung 1.42/1.43 in nachhaltigen Widerstand. Dieser Widerstand kann durchaus auch "politisch" geprägt sein. Kommerzielle Interessen für den Euro sind unterhalb von 1.37 erkennbar. Damit deutet sich ein Handel in der Bandbreite 1.35 - 1.43 für die kommenden Wochen an.

Herr Fisher von der Fed erwartet, daß im zweiten Halbjahr 2009 das US-Wachstum wieder einsetzen wird. Das wird in der Tat zunehmend wahrscheinlich. Die Verstetigungsentwicklungen der globalen Wirtschaft sind an vielen Indikatoren ablesbar und ein US-Budgetdefizit in der voraussichtlichen Größenordnung von 15% des BIP sollte irgendwann auch einmal konjunkturelle Traktion mit sich bringen.

Bei der anstehenden Diskussion über die Wachstumsperformance der unterschiedlichen Regionen dieser Welt macht es sich sicherlich sehr gut, wenn sich die Analysten und Volkswirte nicht nur auf das BIP fokussieren, sondern dabei auch den „Input“ im Rahmen der Budgetdefizite nicht außer Acht lassen. Ansätze dieser asymmetrischen Betrachtungsweise, sich nur auf "Output" zu kaprizieren, sind bei der Analystensorte “Light“ bereits ansatzweise wieder erkennbar …

Herr Fisher lieferte mit nachstehenden Statements weiteren Diskussionsstoff: "Der USD werde den Status der Weltleitwährung nicht verlieren. Eine neue Weltleitwährung wird es nicht geben."

Wir können Herrn Fisher verstehen, da durch den Verlust dieses Status die Lösung der USProbleme nicht leichter fallen würde. Dennoch ist diese Einlassung kaum haltbar. Die finanzökonomische Machtachse verschiebt sich zu Lasten der USA und der industrialisierten Länder. Der finanz-ökonomischen Machtachsenverschiebung folgt historisch immer auch eine politische Machtachsenverschiebung.

Der USD als Weltleitwährung mag gerade noch zu der Struktur von heute passen, für "morgen" ist der USD fraglos eine wesentliche Währung, aber nicht notwendig die Weltleitwährung!

Die Funktion einer Weltleitwährung setzt voraus, daß diese Währung eine intakte Finanzarchitektur (zum Beispiel eine intakte Aufsicht SEC, "Naked Short Selling" …), nachhaltige Stärke und damit Potenz als auch als Folge Zukunftsfähigkeit mit sich bringt. Qualitätsmerkmale, die vor dem Hintergrund der aktuellen Krise von den USA und dem USD nicht im erforderlichen Maße gewährleistet werden.

Diese Rolle kann voraussichtlich keine einzelne Währung mehr spielen. Korbansätze sind hier zukünftig gefragt.

Schauen wir auf Japan. In Japan zeichnet sich zunehmend eine Situation ab, die die Schlußfolgerung erlaubt, daß der Tiefpunkt der Dynamik der Kontraktion der Wirtschaftsleistung hinter uns liegt. Fraglos sind die Zahlen nicht Ausdruck einer "V-shaped recovery". Gleichwohl fühlt sich der aktuelle Datenkranz deutlich besser an!

Die Industrieproduktion nahm in Japan per Berichtsmonat Mai um 5,9% im Monatsvergleich zu. Damit ergab sich auf Monatsbasis der dritte Anstieg in Folge. Im Jahresvergleich kam es zu einer Kontraktion um -27,5% nach zuvor -30,7%. Hier wurde per Februar ein Tiefstwert bei -36,9% markiert.

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Die Einzelhandelsumsätze sind in Japan per Mai gegenüber dem Vorjahr um -2,8% gesunken. Auch im April ergab sich ein Rückgang um -2,8%. Per Februar 2009 wurde der Tiefstwert dieser Datenreihe bei -5,7% markiert.

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Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan lieferte per Juni einen Anstieg von 68,7 auf 70,8 Punkte. Damit war der finale Wert deutlich besser als der vorläufige Wert per Juni bei 69,0 Zählern.

Die Komposition des Index überzeugte. Die Bewertung der aktuellen Lage legte von 67,7 auf 73,2 Punkte zu und markiert damit den höchsten Stand seit September 2008 (75,0).

Die Erwartungskomponente sank unwesentlich von zuvor 69,4 auf 69,2 Punkte und bewegt sich damit den zweiten Monat in Folge auf dem höchsten Niveau seit Oktober 2007!

Insgesamt ist die Entwicklung des Index als ermutigend einzustufen!

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Die persönlichen Einkommen sind in den USA per Berichtsmonat Mai überraschend stark um 1,4% gestiegen. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 0,3%.

Die Sparquote zog auf 6,9% nach zuvor 5,6% an und muß als Ausdruck einer Neuorientierung der privaten Haushalte in Richtung Nachhaltigkeit der Finanzlage interpretiert werden. Genau dazu paßt auch die rückläufige Entwicklung des Kreditvolumens an private Haushalte.

Der Konsum legte per Mai um 0,3% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um -1,8% nach zuvor -1,4%.

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Heute steht der "Business and Consumer Survey" der Eurozone per Juni auf der Agenda. Das "Economic Sentiment" soll laut Konsensusprognose von zuvor 69,3 auf 70,8 Punkte steigen. Damit käme es zum dritten Anstieg in Folge und dem höchsten Indexwert seit November 2008 (76,8).

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Aus den USA folgt der "Chicago Fed National Activity Index" per Mai. Hier ist keine Konsensusprognose erhältlich. Dieser Index setzt sich aus 85 Einzelindices der US-Wirtschaft zusammen und entwickelt durch diese Breite seinen unverwechselbaren Charme. Werte unterhalb der Marke von -0,70 Punkten signalisieren ein erhöhtes Rezessionsrisiko.

Per Januar wurde in diesem Sammelindex ein Tiefpunkt bei -3,99 Zählern markiert. Zuletzt stellte sich dieser Index im Monatsvergleich auf -2,06 Punkte.

Aussagefähiger als die Monatswerte ist der 3-Monatsdurchschnitt durch die damit erzielte Glättung der Ergebnisse. Hier wurde per Januar der Tiefstwert bei -3,68 Zählern markiert. Seitdem kommt es zu kontinuierlichen Zunahmen. Per April stellte sich der Wert auf -2,65.

Die Daten sind fraglos Ausdruck einer prononcierten Rezession. Gleichwohl impliziert die Tendenz des Index eine abnehmende Dynamik in dieser rezessiven Phase.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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