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Ölpreis fällt trotz sinkender Lagerbestände

02.07.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis war auch gestern sehr volatil. Einem Preisanstieg auf knapp 72 USD je Barrel folgte am späten Nachmittag ein Preisrückgang um mehr als drei US-Dollar binnen weniger Stunden. Der Preisverfall setzte nach der Veröffentlichung der Rohöllagerbestände durch das US-Energieministerium ein, obwohl die US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um 3,7 Mio. Barrel und damit stärker fielen als erwartet. Möglicherweise war durch den kräftigen Rückgang der API-Vorräte um 6,8 Mio. Barrel am Vortag die Erwartungshaltung bereits entsprechend angepasst worden. Der Rückgang der US-Rohölvorräte ist für diese Jahreszeit allerdings nicht ungewöhnlich (siehe Grafik des Tages). Auffällig ist nur, dass der vorherige Lageraufbau in diesem Jahr ausgeprägter war, ebenso wie nun der Lagerabbau. Von daher muss der derzeitige Rückgang der Rohöllagerbestände nicht zwingend auf eine Verknappung des Ölangebots hindeuten.

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Zudem stiegen die Vorräte für Benzin und Destillate um 2,3 bzw. 2,9 Mio. Barrel, was auf eine schwache Nachfrage nach Ölprodukten hindeutet. Dies und fallende Verarbeitungsmargen für die Herstellung von Benzin könnten die Raffinerien demnächst dazu veranlassen, die Produktion zu drosseln. Eine geringere Nachfrage der Raffinerien hätte steigende Rohölvorräte zur Folge, zumal die OPEC-Produktion gemäß Umfragen von Reuters und Bloomberg im Juni um 110 Tsd. bzw. 75 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag gestiegen sein soll, was auf eine nachlassende Quotendisziplin schließen lässt. Der Umstand, dass sich der Markt gestern stärker auf die negativen Daten fokussierte, kann ein Indiz dafür sein, dass sich die Stimmung allmählich dreht und dem Ölpreis in den kommenden Tagen ein Rückschlag droht.


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte seit gestern um 10 US-Dollar auf 940 USD je Feinuze steigen. Maßgeblich hierfür war der schwächere US-Dollar, welcher derzeit von der Debatte um seine Rolle als Weltleitwährung belastet wird. Die Wechselkursentwicklung dürfte weiterhin der wichtigste Faktor für den Goldpreis bleiben.

Von der heutigen EZB-Sitzung sind kaum Impulse zu erwarten. Es wird erwartet, dass der Leitzins auf seinem Rekordtief von 1% bestätigt wird und auch keine Ausweitung der unkonventionellen Maßnahmen beschlossen wird. Die aktuellen Importdaten aus Indien bestätigen die derzeit schwache Schmucknachfrage. Laut Bombay Bullion Association hat Indien im Juni 8-10 Tonnen Gold importiert. Vor einem Jahr waren es 24 Tonnen. Im ersten Halbjahr beliefen sich die Goldimporte auf 60 Tonnen, verglichen mit 139 Tonnen im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust verharrten gestern bei 1.120,55 Tonnen. Seit Anfang Juni gab es hier Abflüsse von 13,5 Tonnen, was die derzeitige Schwäche der Investmentnachfrage illustriert. Entsprechend anfällig ist der Goldpreis, sollte die Unterstützung durch die Wechselkursentwicklung entfallen.


Industriemetalle

Die Industriemetalle profitierten gestern von steigenden Aktienmärkten und dem Anstieg der Einkaufsmanagerindizes in den USA und in China, welche Hoffnungen auf eine Erholung der Metallnachfrage schürten. Der erneute Rückgang der US-Autoabsatzzahlen im Juni um 31% gegenüber dem Vorjahr auf annualisiert 9,6 Mio. Fahrzeuge zeigt allerdings, dass diese Hoffnungen noch nicht durch harte Daten bestätigt sind. Entsprechend bleiben die Metallpreise anfällig für eine Korrektur, sobald die Marktstimmung dreht.

Nickel stieg gestern am stärksten um 7% auf 16.500 USD je Tonne, den höchsten Stand seit neun Monaten. Es gibt Anzeichen dafür, dass sich die Nachfrage aus der Edelstahlindustrie stabilisiert. Darüber hinaus musste BHP Billiton die Perseverance Nickelmine in Westaustralien aufgrund von Sicherheitsmängeln zum zweiten Mal innerhalb von einem Monat vorübergehend schließen. Die Produktionskapazitäten waren nach dem ersten Zwischenfall vor drei Wochen noch immer nicht vollständig wieder hochgefahren worden.

Wir erachten die Preisreaktion dennoch als übertrieben. Die betroffene Mine gehört zu einem Komplex, welcher im ersten Quartal insgesamt 27 Tsd. Tonnen Nickel produzierte. Weltweit wurden im selben Zeitraum 348 Tsd. Tonnen Nickel gefördert. Die Entwicklung der LME-Lagerbestände in den letzten Tagen deutet nicht auf einen Angebotsengpass hin. Die Lagerbestände verharrten zuletzt bei 109 Tsd. Tonnen und liegen damit weiterhin nur knapp unter dem Ende April verzeichneten 14-Jahreshoch von 114 Tsd. Tonnen.


Agrarrohstoffe:

Wir erachten die Preisreaktion von Mais und Weizen auf die jüngsten USDA-Zahlen zu den Anbauflächen als übertrieben. Dies gilt insbesondere für Weizen, wo der Rückgang der Anbauflächen und damit der Produktion offensichtlich unterschätzt wird. Zwar sinkt die Anbaufläche in den USA "nur" um 5% und damit etwas weniger stark als zunächst erwartet. Anderswo sinken die Anbauflächen dagegen deutlicher. In Argentinien etwa, welches zu den fünf wichtigsten Weizenexportländern weltweit zählt, dürfte die Anbaufläche in diesem Erntejahr sogar um 40% zurückgehen, weil eine starke Dürre derzeit die Aussaat verhindert. Im zu Ende gegangenen Erntejahr hatten sich die argentinischen Weizenexporte bereits auf 8,3 Mio. Tonnen nahezu halbiert.

Das Erntejahr 2009/10 dürfte also noch schlechter ausfallen. Des einen Freud, des anderen Leid: Denn damit steht in den kommenden Monaten möglicherweise mehr Ackerfläche für den Anbau von Sojabohnen zur Verfügung. Sojabohnen benötigen eine weitaus kürzere Wachstumszeit und werden daher erst später ausgesät. Laut dem Analysedienst Oil World dürfte die Anbaufläche für Sojabohnen in Argentinien im Erntejahr 2009/10 um 15-20 Prozent höher liegen und die Produktion nach dem dürrebedingten Einbruch um 50% auf 49 Mio. Tonnen steigen. Dies spricht gegen weiter steigende Sojabohnenpreise in den kommenden Monaten.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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