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Mauern, die einer US-Deflation entgegenstehen

07.07.2009  |  Jim Willie CB
- Seite 3 -
Psychologisches Leitmotiv

Ein verbissen eigensinniger Bekannter (den ich schon vor vielen Jahren kennengelernt habe) hält mit fast trotziger Begeisterung seine Meinung aufrecht, dass das Ausland dem US-Dollar aus sonst was für Gründen nachgeben muss und dass die unauslöschliche Unterstützung, wenn vielleicht auch etwas zögerlich, weiter anhalten wird - zur allgemeinen Überraschung der Investorenschaft. Seiner Meinung nach werden sie die Unterstützung nicht abreißen lassen, weil sie dem umkämpften Dollar zutiefst verpflichtet sind. Das läge daran, weil ihre Bankensysteme einen auf viele Jahrzehnte angelegten Deal mit dem tödlichen Dollar-Teufel eingegangen sind, und sich ihm unausweichlich anvertraut haben. Das läge daran, weil keine andere legitime Alternative mit hinreichender Struktur und Handelsvolumen verfügbar sei. Es läge daran, weil sie ganz tief im Inneren weiterhin auf den seit so Langem bestehenden Schutz der US-Dollar-Festung vertrauten, die mit militärischer, gewaltiger wirtschaftlicher und traditionell finanzieller Dominanz untermauert ist. Und es läge daran, weil sie für ihre Exportgeschäfte einen US-Dollar benötigten, der sich relativ stabil hält und nicht auf einem Bett in der Intensivstation erlischt.

Meinen Gegenbeweis leite ich von der Strategie ab, die China gerade klar und deutlich verfolgt. Der Rest der großen Gläubigernationen wird mit Sicherheit dem chinesischen Weg folgen oder einen parallelen Kurs einschlagen. In früheren Artikeln habe ich die chinesischen Initiativen als Speerspitze gegen den US-Dollar bezeichnet. Die Chinesen werden sich bewusst, dass sie dem US-Dollar langsam die Luft abdrücken müssen (ihn aber nicht töten dürfen); ersticken dürfen sie ihn erst dann, wenn ihre jetzt zahlreichen Initiativen voll und ganz zur Entfaltung gekommen sind - ganz ähnlich einem Halsstrick, der in eine Zwangsjacke eingebaut ist.

Die Strategie hat zwei entscheidende Seiten. Erstens: Sie schützen ihren übergroßen Kernbestand an US$-Bonds unterschiedlicher Ausprägung. Sie entscheiden sich gegen eine aggressive Strategie, die ihre Kernbestände ernsthaft unterminieren würde. Sie sind aber nicht dumm. Sie erkennen, wie der US-Dollar gerade durch Schuldenaufnahmen in Höhe von Billiarden von Dollars beispiellos und kolossal verprasst wird - wobei man sich nur wenig oder auch gar nicht um die Reservebestände, Ansprüche oder Prioritäten des Auslands zu sorgen scheint. Die US-Regierung glaubt, sie könnte erneut ihre Schulden deflationieren, indem sie den Ausländern dünnen Kaffee am Imbiss ausschenkt, und damit wieder einmal durchkommen will. Aber diesmal nicht - eben weil die US-Wirtschaft in einer Abwärtsspirale gefangen ist, die US-Banken insolvent sind (trotz falscher Buchführungsmethoden), die Haushalte der USA insolvent sind und die Industrie der USA entweder gar nicht existiert oder ausgezehrt ist.

Im Ausland ist man viel zu wachsam, was diese Versuche der US-Regierung angeht, mit denen sie ihre Schulden weginflationieren möchte - eigentlich eine unmögliche Aufgabe, da sich diese Schulden vermehren wie Bakterien oder - um eine bessere Beschreibung zu finden - wie Krebs. Die Führung der USA möchte den Wert der Schuldenlast verringern und zugleich sicherstellen, dass die laufenden Kosten für den Schuldendienst niedrig gehalten werden. Das Ausland revoltiert und droht dem Spiel ein Ende zu setzen.

Im Ausland richtet man sich daher auf eine weitreichende Antwort ein. Zweitens: Am Rande verlassen sie nach und nach (aber dennoch mutig) den US-Dollar - via Diversifizierung. Sie verwenden ihr NEUES Kapital aus Handelsüberschüssen für physische Anlagen wie Vorratslager, zudem in Form großer Produktionskontrakte sowie großer Übernahmen und Partnerschaften. Sie drängen regelmäßig auf breitere Akzeptanz von IWF-Bonds als Alternative, um Überschussgelder außerhalb der US-Sphäre aufbewahren zu können. Unter chinesischer Führung existiert jetzt tatsächlich eine Initiative, die auf die Beendigung der seit vielen Jahrzehnten bestehenden Praxis der Kontraktabwicklung in US-Dollar abzielt. Dies geschieht über Yuan-Swap-Einrichtungen, die über die Welt (wie eine große Anzahl von Geldautomaten) verstreut sind.

Dies geschieht auch über historisch beispiellose, bilaterale Tauschabkommen, wobei die Systeme zusammen eingerichtet werden und ihre Funktion aufnehmen. Schauen Sie dahingehend auf Russland mit China. Schauen Sie auch auf Russland mit Deutschland. Die Lageraufbauaktivitäten sind kein strikt chinesisches Phänomen. Die Shanghai Coop Organization (SCO) hat gerade erst ein globales Treffen hinter sich gebracht, bei dem verschiedene Gäste mit Schlüsselpositionen wie Brasilien empfangen wurden. Der nicht genannte Zweck dieser Treffen waren handfeste Schritte in Richtung Kontraktabwicklung bei einer Vielzahl von Rohstoffen (von Rohöl über Erdgas bis hin zu Industriemetallen) - und all das, ohne den Umweg über den US-Dollar nehmen zu müssen. Vom Junitreffen der SCO in Jekaterinenburg (Russland) wurde in der US-Finanzpresse kaum berichtet. Wurde es angesprochen, wurde es heruntergespielt. Trotz der vielen Probleme, die das Ausland beim Euro erkennt - zum Beispiel die Rezession und angeschlagene Banken - strömt man in die Eurowährung - jetzt bei 141 unterwegs in Richtung 142.

Nein, das wichtigste psychologische Leitmotiv ist die Revolte gegen den US-Dollar: am Rande und nicht im Zentrum. Die ausländischen Gläubiger und Kreditoren der USA befinden sich in einem koordinierten Zustand der Revolte - mit jedem vergehenden Monat werden sie wehrhafter. Das ist das wichtige Thema des Jahres 2009. Schauen Sie, wie die Chinesen ihre Ankäufe von US-Staatsanleihen herunterfahren - es ist nur noch ein Bruchteil seit Oktober. Die Revolte herunterzuspielen ist das eigentliche Ziel der Revoltierenden; sie haben einen guten Ton im Umgang mit der US-Regierung (die ein aggressives Militär unterhält) und sprechen leere Worte über die Rückendeckung für den US-Dollar. Hinter den Kulissen arbeiten sie jedoch an der Unterminierung des US-Dollars - von den Rändern her. Dieses Vorgehen ist in etwa so, als würde man ein großes verwundetes Tier durch Singen besänftigen, während man es einkreist, fesselt und ihm den Maulkorb anlegt. Zur Erreichung ihrer Ziels ist eine graduelle Unterminierung beabsichtigt.

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Die ausländischen Kreditgeber möchten ihr Reserven in Form von US-Staatsanleihen in einer konstruktiven und intelligenten Art und Weise nutzen. Die Chinesen hatten kürzlich verlauten lassen, sie würden ihren riesigen Staatsfondbesitz nutzen wollen, um sich bei Hedgefonds zu engagieren - ein möglicher Weg, über den US-Staatanleihen als Sicherheiten für ihre Engagements benutzt werden können. Wenn es richtig angegangen wird und mit ausreichendem Volumen gearbeitet wird, können neue US-Schulden zur Sicherung der Rohstoffpreise benutzt werden und dazu dienen, einen unnatürlichen und ungerechtfertigten Anstiegs des US-Dollars zu verhindern, der ausschließlich auf neuen Ausfällen und Liquidierungen gründen würde. Langsam aber sicher wird die Kreditversorgung für die US-Regierung und die US-Wirtschaft reduziert, dahingehend, dass sie irgendwann (der Zeitpunkt bleibt unklar) ganz unterbrochen wird.


Anfälligkeit des Auslands

Beim Lesen der Wirtschaftsberichte ausländischer Staaten findet man eine Ablenkung hinsichtlich der fehlgeleiteten Debatte über Deflation vs. Inflation. Manche meiner Bekannten, die kein Blatt vor den Mund nehmen, glauben, Schieflagen im Ausland würden für einen anhalten Preisrückgang beim US-Anlagevermögen sorgen. Sie verkennen jedoch den wichtigsten Punkt: Die ökonomischen Schieflagen im Ausland sind Garant dafür, dass weniger Handelsüberschüsse in Form von US-Staatsanleihen recycelt werden - wodurch das US-Finanzministerium noch stärker in die Monetisierung ihrer Schulden getrieben wird. Die USA steuern auf eine starke Isolation zu, da ausländische Kreditgeber eine Finanzierung ablehnen und die überaus lähmenden US-Schulden auch nicht mehr finanzieren können.

Versteckt in den Eingeweiden des Finanzierungsprozesses liegt auch der langsame Ruin offizieller Primärhändler von Bonds begründet. Letzte Woche hatte sich Dresdner Kleinwort entschieden, seine Funktion als primärer Händler von Bonds aufzugeben. Die Händler mit Sitz in den USA hocken auf Bergen aus verbleibenden Beständen, die wie eine riesige Anhäufung von Geröll wirken, mit der ein mittelgroßes Schiff auf dem Ozean dahinsteuert. Die Primärhändler halten jetzt Rekordbestände an Unternehmensbonds, Agency-Bonds (Hypotheken), herkömmliche Hypothekenbonds und US-Staatsanleihen in Höhe von 368 Milliarden Dollar. Und der Großteil der von ihnen gehaltenen US-Agency-Bonds hat eine Laufzeit von weniger als 3 Jahren. So wie die Private-Equity-Gruppen und Wall-Street-Firmen sehen jetzt auch sie dem Tag entgegen, an dem sie an ihren eigenen Exkrementen ersticken werden.

Die US-Wirtschaft ist am stärksten anfällig gegenüber Preisinflation - hervorgerufen durch die Schwäche des US-Dollars und die globalen Revolte gegen ihn - weil die Rohstoffpreise invers mit ihm verknüpft sind. Die US-Wirtschaft ist absurderweise am stärksten gegen eine Preisdeflation geschützt. In Bezug auf bestimmte ausländische Währungen könnte das Argument der Deflationisten ein wenig Gewicht bekommen, nämlich dann, wenn diese Währungen stark genug aufwerten, dass es den eigenen Exporthandel schädigen würde. Die schwachköpfigen Deflationisten sehen es genau verkehrt herum - und schlimmstenfalls werden sie auch in Zukunft keinen Schimmer haben.


© Jim Willie CB
www.goldenjackass.com



Der Artikel wurde am 01.07.09 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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