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Indien erhöht Importsteuer auf Gold

07.07.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreisverfall hat sich gestern fortgesetzt. Der WTI-Preis fiel zeitweise um 4% auf ein 5-Wochentief von 63,50 USD je Barrel. Der übertriebene Optimismus der vergangenen Wochen, welcher den Ölpreis zwischenzeitlich über die Marke von 70 USD hatte steigen lassen, weicht nach den schwachen US-Arbeitsmarktdaten einer realistischeren Einschätzung. Dass die fortgesetzten Anschläge auf Ölfördereinrichtungen in Nigeria den Preisrückgang bislang nicht verhindern konnten, kann als Indiz für den Stimmungswechsel am Ölmarkt angesehen werden. Auch wenn nach dem Preiseinbruch um 10% in den vergangenen drei Handelstagen eine kurzzeitige Gegenbewegung nicht ausgeschlossen werden kann, überwiegt in den kommenden Wochen das Risiko eines weiteren Preisrückgangs in Richtung 60 USD.

Am Nachmittag veröffentlicht die US-Regierung (EIA) ihre neuen Prognosen für die weltweite Ölnachfrage. Im vergangenen Monat hatte die EIA die Nachfrageschätzung für das laufende Jahr erstmals seit September 2008 leicht nach oben revidiert. Am Abend werden die API-Daten zu den US-Rohöllagerbeständen bekanntgegeben, welche eine Indikation für die morgen zur Veröffentlichung anstehenden offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums darstellen. Es wird ein nochmaliger Rückgang der Rohöllagerbestände erwartet. Die spekulativen Netto-Long Positionen an der NYMEX stiegen in der Woche zum 30. Juni um 1,4 Tsd. auf 40.777 Kontrakte. In der entsprechenden Woche erreichte der Ölpreis mit 73,40 USD sein vorläufiges Hoch. Die Netto-Long Positionen dürften im Zuge der Korrektur in den vergangenen Tagen deutlich zurückgegangen sein.


Edelmetalle

Gold ist gestern zeitweise um 10 US-Dollar auf 920 USD je Feinunze gefallen. Der festere US-Dollar und der gesunkene Ölpreis belasteten. Die indische Regierung hat zudem die Steuern auf Goldimporte verdoppelt, was sich negativ auf die künftige Goldnachfrage im weltweit wichtigsten Verbrauchsland auswirken dürfte. Für die Einfuhr von Goldbarren werden nun 200 Rupien (4 USD) je 10 Gramm Gold erhoben. Für die Einfuhr von Gold als Schmuck oder in anderer Form werden 500 Rupien je 10 Gramm verlangt. Die höheren Importsteuern könnten zur Folge haben, dass der Goldpreis weitaus stärker fallen muss, damit es zu einer Belebung der Schmucknachfrage kommt.

In den ersten sechs Monaten beliefen sich die indischen Goldimporte auf lediglich 60 Tonnen, verglichen mit 139 Tonnen im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Netto-Long Positionen der spekulativen Großanleger an der COMEX sanken in der Woche zum 30. Juni um 2,1 Tsd. auf 164.186 Kontrakte. Der nach wie vor recht hohe Optimismus stellt ein Risikofaktor für den Goldpreis dar, zumal die Investmentnachfrage derzeit keine Impulse liefert. Der Gold-ETF der ZKB vermeldet in der letzten Woche zwar einen Anstieg der Goldbestände um 60 Tsd. auf ein Rekordhoch von 4,71 Mio. Unzen. Im selben Zeitraum fielen die Goldbestände von SPDR Gold Trust allerdings um 180 Tsd. auf 36,01 Mio. Unzen.


Industriemetalle

Die russischen Aluminiumexporte sanken in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres um 10,6% auf 1,418 Mio. Tonnen. Die Nickelexporte gingen sogar um 12,6% auf 91.100 Tonnen zurück. Beides deutet auf eine schwache Nachfrage hin. Russland ist der größte Nickel- und zweitgrößte Aluminiumproduzent weltweit. Die Exporte von raffiniertem Kupfer haben sich dagegen auf 175.300 Tonnen mehr als verdoppelt, was vor allem auf die chinesischen Reservekäufe zurückzuführen sein dürfte, welche mittlerweile beendet sind. Die Netto-Short Positionen bei Kupfer fielen zwar in der vergangenen Woche um 1,7 Tsd. auf 20.064 Kontrakte. Der anhaltende Überhang an Short Positionen könnte aber einem Preisrückgang bei Kupfer weiter entgegenstehen.

Die Neueinschätzung an den Rohstoffmärkten betrifft nicht nur Rohöl. Der Baltic Dry Index, welcher die Frachtraten für Trockengüter wie Eisenerz und Getreide misst, fiel auf ein 5-Wochentief. Dahinter ist vor allem das Abflauen der staatlichen Reservekäufe aus China zu vermuten. Wir hatten in der vergangenen Woche darauf hingewiesen, dass die Containerraten, welche den internationalen Warenverkehr abbilden, bis zuletzt gefallen sind und daher ein verlässlicheres Bild vom Welthandel zeichnen. Dies scheint sich nun mit dem Rückgang des Baltic Dry Index zu bestätigen.


Agrarrohstoffe:

Laut ukrainischer Landwirtschaftsbehörde UkrAgroConsult haben die ukrainischen Bauern bislang 2,27 Mio. Tonnen Getreide geerntet. Für das Gesamtjahr rechnet UkrAgroConsult mit einer Ernte von 39,8 Mio. Tonnen. Dies ist ein deutlicher Rückgang im Vergleich zur Rekordernte des Vorjahres, als in der Ukraine 53,3 Mio. Tonnen Getreide geerntet wurden. Die Ukraine ist einer der bedeutendsten Weizenexporteure weltweit. Das US-Landwirtschaftsminsiterium geht in seiner aktuellen Schätzung davon aus, dass sich das ukrainische Exportvolumen bei Weizen in diesem Erntejahr auf 5 Mio. Tonnen mehr als halbieren wird. Auch in Kanada, der EU, Russland, Australien und Argentinien dürfte aufgrund geringerer Anbauflächen und Ernteerträge deutlich weniger Weizen produziert werden als im vergangenen Jahr.

Wir glauben, dass die Gefahr deutlicher Produktionsrückgänge außerhalb der USA nicht ausreichend im derzeitigen Preisniveau eskomptiert ist. Sobald sich diese Erkenntnis durchsetzt, dürften sich die Weizenpreise deutlich erholen. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer setzen per saldo wieder auf fallende Weizenpreise. Die Netto-Short Positionen stiegen in der vergangenen Woche um 4,1 Tsd. auf 9.505 Kontrakte, den höchsten Stand seit Mitte April. Kurzfristig überwiegen aufgrund der voranschreitenden Ernte in den USA jedoch die Risiken eines weiteren Preisrückgangs.

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CFTC Daten: Netto-Long Positionen nicht-kommerzieller Anleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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