Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Inflation: Erwartung und Auswirkungen

15.07.2009  |  Steve Saville
Was folgt, ist ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 05.07.09 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.


Inflationserwartung und der Bond-Markt

Während der ersten Jahreshälften der Jahre 2006, 2007 und 2008 riefen steigende Inflationserwartungen Sell-Offs bei den US-Staatsanleihen hervor. Und in jedem dieser Fälle erreichten die Inflationserwartungen ihren Höhepunkt im Juni, was schließlich auch zwischenzeitliche Tiefs im Markt für US-Staatsanleihen nach sich zog. Interessanterweise (was jedoch aus unserer Perspektive nicht überraschend ist) hat sich bisher auch in diesem Jahr dieses Muster wieder bestätigt. Gerade der folgende Chart von Fullermoney.com zum erwarteten Verbraucherpreisindex, CPI, (Zinsertrag der T-Note-Anleihe minus Zinsertrag der inflationsgeschützten T-Note-Anleihe) zeigt ganz deutlich den Einbruch der Inflationserwartungen, zu dem es in der zweiten Jahreshälfte des letzten Jahres gekommen war. Und er zeigt auch das Wiederaufleben der Inflationserwartung in der ersten Jahreshälfte dieses Jahres.

Open in new window


Manchmal besteht ein großer Unterschied zwischen Realität und Realitätswahrnehmung des Marktes - besonders, wenn es um Inflation/ Deflation geht. Seit 1933 waren die USA nicht mehr von einer mit hoher Wahrscheinlichkeit eintretenden Deflation (in ihrer wahren Bedeutung) betroffen, und trotzdem verhalten sich die Finanzmärkte in regelmäßigen Abständen so, als hätten wir Deflation oder als stünden wir kurz davor. Die zweite Hälfte des letzten Jahres ist dafür ein klassisches Bespiel: Die Finanzmärkte beunruhigten sich wegen eventuell anstehender Deflation, obgleich die Quote der Geldmengenausweitung fast ihre Allzeithoch erreicht hatte.

Aber Märkte halten am Ende immer mit der Realität Schritt. Die Abweichungen zwischen Wahrnehmung und Realität sorgen aber in der Zwischenzeit für Investitionsgelegenheiten.

Unserer Meinung nach ist es wahrscheinlich, dass die Inflationserwartungen über die kommenden Monate sinken werden; und es ist durchaus möglich, dass die Märkte irgendwann zwischen jetzt und Jahresende wieder einmal von der Deflationshysterie* erfasst werden. Sollte dies der Fall sein, dann müsste sich die zweite Jahreshälfte durch allgemeine Stärke des US-Dollars und der US-Staatsanleihen auszeichnen, durch Schwäche in den Aktienmärkten und bei Industrierohstoffen sowie durch eine steigende Gold/Rohstoff-Ratio.

* Wir definieren "Deflationshysterie" als eine Zeit, in der die Angst vor Deflation die Finanzlandschaft dominiert, obwohl die Quote der monetären Inflation hoch ist.


Der Zusammenhang zwischen Geldangebot und Kaufkraft

Veränderungen im Kreditangebot haben keine langanhaltenden Auswirkungen auf die Kaufkraft von Geld. Wenn Fred zum Beispiel ein Teil seines Geldes Tom leiht, so wird der Kredit im gesamtwirtschaftlichen Rahmen steigen, aber das Geldangebot wird gesamtwirtschaftlich gesehen genau gleich bleiben (ein Teil des Geldangebots hat einfach nur den Besitzer gewechselt). Daher wird die Kaufkraft des Geldes auch nicht beeinflusst. Wenn Tom nun seinen Kredit an Fred zurückzahlt oder aber nicht mehr dazu in der Lage sein sollte, so wird dies wiederum keine gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen auf das Geldangebot haben - daher: Keine inflationären oder deflationären Auswirkungen (Fred erleidet bei Nichtrückzahlung einen Verlust, aber das Geld, das er Tom geliehen hat, verbleibt innerhalb der Wirtschaft).

Sollte sich Tom jedoch dafür entscheiden, das Geld lieber von einer Bank zu leihen anstatt von Fred, dann wird der gesamtwirtschaftliche Kreditzuwachs durchaus inflationäre Konsequenzen haben, solange die Banken das tun, was sie heutzutage für gewöhnlich immer tun - wenn sie diese Kredite mit Hilfe von neu geschaffenem Geldes vergeben. Es ist durchaus wichtig diesen Sachverhalt richtig zu verstehen: Jeder inflationäre Effekt ist auf einen Anstieg des Geldangebots zurückzuführen, inflationäre Effekte stehen jedoch nicht mit einem Anstieg des Kreditangebots in Verbindung. Anders ausgedrückt: Ein Anstieg des Kreditangebots kann nur dann inflationär wirken, wenn damit ein Anstieg des Geldangebots verbunden ist. Umgekehrt gilt gleiches: Ein Abnehmen des Kreditangebots kann gar nicht deflationär sein, solange dies nicht mit einer Abnahme des Geldangebots einhergeht.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"