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Streit um Eisenerzpreise erreicht neue Qualität

10.07.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist zeitweise unter die Marke von 60 USD je Barrel gefallen, den niedrigsten Stand seit knapp zwei Monaten. Seit Wochenbeginn hat der Ölpreis 10% verloren, was dem größten Wochenverlust seit Januar entspricht. Die durch die schwachen US-Arbeitsmarktdaten ausgelösten negativen Auswirkungen auf den Ölpreis wurden in dieser Woche verstärkt durch die Ankündigung der US-Börsenaufsichtsbehörde CFTC, stärker gegen Spekulanten an den Rohstoffmärkten vorgehen zu wollen. Dadurch sahen sich kurzfristig orientierte Anleger endgültig dazu veranlasst, Longpositionen bei Rohöl aufzulösen.

Ersten Aufschluss hierüber können die wöchentlichen CFTC-Daten zur Marktpositionierung liefern, welche heute nach Börsenschluss veröffentlicht werden. Diese umfassen die Woche bis einschließlich Dienstag, den Tag der CFTC-Ankündigung. Der Ölpreis bleibt kurzfristig anfällig für weitere Verluste. Ein nachhaltiges Unterschreiten der 60-USD-Marke wäre auch aus charttechnischer Sicht ein negatives Zeichen und hätte vermutlich weitere Verkäufe zur Folge.

Die US-Erdgaslagerbestände sind in der vergangenen Woche um 75 Mrd. Kubikfuß gestiegen. Damit blieb der Lageraufbau etwas hinter den Erwartungen zurück. US-Erdgas der Marke Henry Hub konnte in der Folge um knapp 3% auf 3,49 USD je mmBtu steigen, hat die Gewinne mittlerweile aber nahezu komplett wieder abgegeben. Die Lagerbestände befinden sich nach wie vor über dem 5-Jahreskorridor und sind damit reichlich gefüllt. Eine leichte Abflachung des Lageraufbaus in den Sommermonaten ist zudem nicht ungewöhnlich, da der Bedarf an Erdgas für den Betrieb von Klimaanlagen zunimmt. Die schwache industrielle Nachfrage steht einer nachhaltigen Erholung der Gaspreise bis auf weiteres entgegen, welche sich weiterhin nur knapp über einem 7-Jahrestief befinden.


Edelmetalle

Der Goldpreis kann sich vorerst knapp über der Marke von 900 USD je Feinunze halten, bleibt aber anfällig für einen weiteren Rückgang. Bei einem Bruch dieser Marke dürfte der Druck auf die kurzfristig orientierten Anleger zunehmen, sich von ihren Long-Positionen zu trennen. Derzeit übersteigt die Zahl der Long-Positionen die der Short-Positionen trotz des Rückgangs der Netto-Long Positionen um 25 Tsd. Kontrakte in den vergangenen drei Wochen noch immer um mehr das 6-fache. Die neuen Daten zur Marktpositionierung werden von der CFTC heute Abend nach Handelsschluss veröffentlicht. Die Goldproduktion in Südafrika ist im Mai um 10,5% gegenüber dem Vorjahr gefallen. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Goldproduktion mehr als halbiert. Niedrigere Erzgehalte und steigende Kosten lassen auch in den kommenden Jahren keine Trendwende erwarten. Südafrika bleibt zwar ein bedeutender Goldproduzent, hat aber nicht mehr die herausragende Bedeutung wie in früheren Jahren. So hat Südafrika seine einstmals unangetastete Position als weltgrößter Goldproduzent mittlerweile an China verloren. Von daher ist es gut möglich, dass die weltweite Minenproduktion trotz des Rückgangs in Südafrika steigt.


Industriemetalle

Der Spionage-Skandal um Rio Tinto in China verschärft sich. Am Sonntag wurden in China vier Mitarbeiter von Rio verhaftet. Man wirft ihnen den "Diebstahl chinesischer Staatsgeheimnisse" vor. Ihre Handlungen würden laut Außenministerium die chinesischen Wirtschaftsinteressen und -sicherheit gefährden. Außerdem hat man einen weiteren Mitarbeiter verhaftet, der mit Rio über Eisenerzkontraktpreise verhandelt hat. Der Ärger der Chinesen ist nachvollziehbar. Denn trotz einer Ausnahmesituation im Stahlsektor und der Tatsache, dass China nach dem massiven Produktionsrückgang anderswo jetzt fast die Hälfte der Weltstahlproduktion stellt, geben die Eisenerzproduzenten in den Gesprächen nicht klein bei und wollen lediglich einen Preisnachlass von 33% gewähren, nachdem die Preise im letzten Vertragsjahr um knapp 90% gestiegen sind.

Der chinesische Stahl- und Eisenerzverband CISA verlangt eine Preisreduktion von 40-50%. Außerdem erteilte Rio kürzlich der geplanten Beteiligung in Höhe von 19,5 Mrd. USD von China Aluminium Co. an Rio und dessen Projekten eine klare Absage. Stattdessen möchte Rio die australischen Eisenerzminen mit BHP Billiton zusammenschließen. Das gemeinsame Unternehmen würde zusammen mit Vale aus Brasilien fast die kompletten Eisenerzimporte Chinas kontrollieren. Die gegenseitige Abhängigkeit zwischen den chinesischen Stahlherstellern und den australischen Eisenerzproduzenten ist enorm und weiterhin steigend. China ist für knapp 80% der australischen Exporte verantwortlich und Australien macht 40% der gesamten Eisenerzimporte Chinas aus. Ob sich die derzeitigen Spannungen in den weiterhin laufenden Verhandlungen als hilfreich erweisen, bleibt abzuwarten. Berichte über eine Einigung wurden mittlerweile von beiden Seiten dementiert.


Agrarrohstoffe

Der August-Kontrakt für Magerschweine stieg gestern um 4,4% auf 64 US-Cents je Pfund, den höchsten Stand seit Anfang Juni. Zeitweise wurde dabei die erlaubte Handelsgrenze von 3 Cents erreicht. Der Preisabschlag, welcher seit dem Ausbruch der Schweinegrippe im Frühjahr auf den Schweinepreisen lastet, scheint somit langsam zu weichen. In der vergangenen Woche hatte Russland angekündigt, das Importverbot für US-Schweinefleisch zu lockern. Mit der Normalisierung dürften sich die Schweinepreise weiter erholen. Normalerweise erreichen sie in den Sommermonaten ihre Höchststände, weil die Nachfrage nach Schweinefleisch zu dieser Zeit am stärksten ist, während das Angebot nicht entsprechend ausgeweitet werden kann. Zudem lag der Bestand an Schweinen in den USA zum 1. Juni 2% niedriger als im Vorjahr.

Wir rechnen mit einem Anstieg der Schweinepreise auf 70-75 US-Cents in den kommenden Wochen. Damit dürfte dieses Segment kurzfristig eines der besten im gesamten Rohstoffbereich sein. Heute gibt das US-Landwirtschaftsministerium seine neuen Ernteschätzungen bekannt. Wir werden darauf am Montag genauer eingehen.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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