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Die US-Berichtssaison fängt vielversprechend an

16.07.2009  |  Eugen Weinberg
Die Unternehmensberichtssaison zu den Kennzahlen aus dem 2. Quartal 2009 ist in den USA gut angelaufen. Auch die Wirtschaftsdaten waren zuletzt tendenziell etwas besser als erwartet. Dies gepaart mit einer hohen Liquidität bzw. hohen Barbeständen bei Investments-Fonds hat sowohl den Aktien- als auch den Rohstoffmärkten Auftrieb gegeben. Zurzeit spielen das starke Preismomentum und die positive Charttechnik eine weitaus wichtigere Rolle als fundamentale Daten und Bewertungskriterien. Dabei treten die Konjunkturprogramme, die reichliche Liquidität, die Rückkehr der Risikoneigung und die im Vergleich zu den Vorjahren günstige Kurse in den Vordergrund. Heute hat China ein BIP-Wachstum im 2. Quartal von 7,9% ggü. Vorjahr ausgewiesen. Dies dürfte den gegenwärtigen Optimismus weiter stützen.


Energie

Der WTI-Ölpreis konnte begünstigt durch freundliche Aktienmärkte und einen schwächeren US-Dollar bis auf 62 USD je Barrel steigen. Zusätzlichen Auftrieb gaben die gestern vom US-Energieministerium veröffentlichten Daten zu den Lagerbeständen der vergangenen Woche. Diese wiesen bei Rohöl einen stärker als erwartet ausgefallenen Lagerrückgang um 2,8 Mio. Barrel auf. Der erneute Anstieg der Lagerbestände in Cushing könnte dafür sorgen, dass sich die WTI-Terminkurve weiter versteilert. Der September-Kontrakt, welcher in der kommenden Woche zur neuen Benchmark wird, kostet aktuell bereits einen US-Dollar mehr als der auslaufende August-Kontrakt.

Die weiter gestiegenen Lagerbestände für Benzin und Destillate deuten zudem auf eine unverändert schwache Endnachfrage nach Ölprodukten hin, was sich in den kommenden Wochen in einer geringeren Rohölverarbeitung niederschlagen dürfte. Für einen fortgesetzten Rückgang der Rohölvorräte ist daher eine Verringerung der Rohölimporte erforderlich. Diese sind in den letzten Wochen tendenziell gestiegen. Wir bleiben daher skeptisch, ob der Rückgang der Rohöllagerbestände wirklich eine nachhaltige Entwicklung darstellt und eine Verknappung am Ölmarkt signalisiert.


Edelmetalle

Gold kann bis auf 940 USD je Feinunze steigen und damit den Abflüssen aus den Gold-ETFs weiterhin trotzen. Trotz des Preisanstiegs auf ein 2-Wochenhoch zeigen die Finanzanleger Gold weiterhin die kalte Schulter. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust blieben gestern unverändert bei 1.094,5 Tonnen. Am Tag zuvor waren sie sogar um mehr als 15 Tonnen zurückgegangen. Auch die im Juni weiter in den negativen Bereich gefallenen Inflationsraten in der Eurozone, den USA und China konnten den Goldpreis nicht nennenswert belasten. Die Inflationsrate in den USA fiel sogar auf den niedrigsten Wert seit 1950. Einige Marktbeobachter verwiesen dabei auf den stärkeren Monatsanstieg der US-Verbraucherpreise. Dieser war aber in erster Linie dem Anstieg der Energiepreise geschuldet und dürfte sich im Juli nicht wiederholen. Einzig der schwächere US-Dollar spricht derzeit wirklich für Gold. Dies unterstreicht aber auch das Risiko eines scharfen Preisrückgangs, wenn die Unterstützung von dieser Seite nachlässt.


Industriemetalle

Die Industriemetalle setzten ihren Aufwärtstendenz fort. Der LMEX-Index stieg gestern um weitere 3,5% und hat in den vergangenen zwei Tagen gut 7% zugelegt. Heute gibt das kräftige chinesische Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal weitere Impulse. Der Dreimonatskontrakt von Nickel notiert bei 16 Tsd. USD je Tonne und damit nur knapp 3,5% unter dem Jahreshoch von Anfang Juli. Das Open Interest an der LME erreicht mit 98 672 Kontrakten den höchsten Stand seit November 2005 und deutet auf ein hohes Marktinteresse hin. Die International Nickel Study Group weist für Mai eine steigende Nachfrage aus: diese lag mit 98 500 Tonnen immerhin 3% höher als im Vormonat. Auch wenn sich in der Edelstahlindustrie, der mit Abstand größten Abnehmerbranche, eine Erholung abzeichnet, erachten wir die aktuellen Preise von 16 Tsd. USD je Tonne noch nicht als gerechtfertigt. Denn nicht nur die Nachfrage, sondern vor allem auch die Produktion wird steigen.

Mittlerweile wird sogar die Aufbereitung von nickelhaltigen Eisenerzen (NPI) in China wieder profitabel. Dabei weist der Markt bereits jetzt einen deutlichen Angebotsüberschuss auf: dieser belief sich in den ersten fünf Monaten nach den jüngsten WBMS Zahlen auf 86 Tsd. Tonnen, was annualisiert 15% der weltweiten Produktion des Vorjahres entspräche. Damit liegt der Überschuss im übrigen deutlich höher als in den anderen Metallmärkten. Nach WBMS folgt der Aluminiummarkt mit einem annualisierten Überschuss von 3,5%. Lediglich der Bleimarkt ist nahezu ausgeglichen.

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Agrarrohstoffe:

Seit Anfang Juni hat der Maispreis gut 25% verloren und notiert derzeit bei 3,30 USD je Scheffel auf dem niedrigsten Stand seit sieben Monaten. Mais hat sich in den vergangenen Wochen zudem deutlich schlechter entwickelt als Weizen und Sojabohnen. Die preisbelastenden Nachrichten für Mais scheinen derzeit nicht abzureißen. Meteorologen zufolge verspricht das Wetter während der wichtigen Bestäubungszeit im Korngürtel der USA ideal zu werden, was sich in einem höheren Ernteertrag niederschlagen dürfte. Laut letztem Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) zum Erntefortschritt waren Ende letzter Woche erst 16% der Maispflanzen bestäubt. Normal liegt der Anteil zu dieser Jahreszeit doppelt so hoch. Dies sollte aber kein Problem für die Maisernte im weltgrößten Produzenten- und Exportland darstellen.

In der letzten Woche hatte das USDA für dieses Jahr eine US-Maisernte von 12,29 Mrd. Scheffel prognostiziert, den zweithöchsten Wert seit 1946. Gleichzeitig sollen die US-Lagerbestände Ende des Erntejahres 2009/10 um mehr als 40% höher liegen als im Jahr zuvor. Diese Schätzungen könnten nun sogar noch übertroffen werden. Die sich abzeichnende massive Angebotsausweitung hat uns dazu veranlasst, unsere Preisprognose für Mais nach unten zu revidieren. Wir erwarten nunmehr einen Maispreis von 4 USD je Scheffel zum Jahresende.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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