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Edelmetallmärkte: Schalten Sie Ihre Seismographen ein

21.07.2009  |  Dr. Dietmar Siebholz
Aktuelle Gedanken zu den Edelmetallmärkten (Gold und Silber) unter dem Motto "schalten Sie Ihre Seismographen ein..."

In einem meiner früheren Kommentare hatte ich das lehrreiche Verhalten von Schlangen und Kriechtieren, die nachgewiesenermaßen Erdbeben "vorausahnen" erwähnt: Man hat nämlich festgestellt, dass diese die einem solchen Beben vorausgehenden leichten für uns Menschen noch nicht spürbaren Erschütterungen bemerken und sich in sichere Rückzugspositionen begeben. Ich habe mich nach diesen Erkenntnissen darum bemüht, ähnliche von der Natur abgeschaute Verhaltensweisen zu trainieren. Das Wichtigste daran ist es, eben nicht den täglichen uns gereichten Informationen aus journalistischen oder politischen Quellen, aus staatlichen Statistiken etc. zu vertrauen, sondern sich seinen eigenen Seismographen zu definieren und ihm zu vertrauen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Trefferqoute bei Ihren Entscheidungen dann wesentlich höher liegen wird als bei den Ihnen ("völlig neutral allerdings ohne Obligo") von den üblichen Quellen gereichten Informationen.

Wenn ich die Historie der letzten 10 Jahren bewusst rekapituliere, dann waren nämlich die Anlageentscheidungen, die uns von diversen an den Märkten und in der Journaille Tätigen gereicht wurden und die auf den ersten Blick überzeugend wirkten, schlichter Nonsense. Entweder folgte die Journaille dem Modetrend ("lasst uns auf den aktuellen "XYZ.Zug" springen") oder entsprach mehr dem politisch opportunen Kalkül, nämlich dem, dass es nicht sinnvoll wäre bzw. sei, sich gegen den von den Regierungen eingeschlagenen Trend in den Bereichen Finanz und Wirtschaft entgegenzustellen. Jeder nüchterne Berater, der eine Abwendung von den herkömmlichen Verhaltensmustern z.B. bei den Anlageentscheidungen forderte, wurde dabei in die Strafecke gestellt. Mein pommersches Blut in den Adern ließ mich schon lange vor Beginn der heutigen Problemperiode den Weg der "contrary opinion", also des intellektuellen und faktischen Widerstands gehen.

Sensible Anleger haben es inzwischen längst gemerkt; es gibt eine langsame, aber spürbare Umkehr der Betrachtungen. Notenbanken, die zu dem Teil der "klugen Jungfrauen" (ich orientiere mich hier an dem Gleichnis der zwölf Jungfrauen - meine persönliche Empfehlung: In der Bibel nachlesen. Es ist ein gutes Beispiel für Vorsorge und kluge strategischer Ausrichtung) gehören, beginnen mit der Diversifizierung ihrer Reserven in die keinen Zins bringende Edelmetallanlage, obwohl Mainstream so vehement den Sinn einer derartigen Anlage in Frage stellt.

Dazu kann man bei genauer Betrachtung der Entwicklung der Produktionsdaten insbesondere bei Gold feststellen, dass die Produktion Jahr für Jahr schrittweise zurückgeht, aber die umlaufenden Geldmengen zum Teil drastisch erhöht wurden. Aber auch diese laufende Beobachtung macht viel Arbeit, weil eben die Fachpresse hier kaum tätig wird (es ist ja unverhältnismäßig aufwändig, diese Daten zu eruieren).Die Nachverfolgung dieser Werte ist aber ebenso wichtig wie die laufende Information über den Abbau der Goldreserven und die Verminderung der Goldgehalte pro Tonne Gestein. Hier empfehle ich den jüngst erschienenen Bericht der Ersten Bank, Wien. Dem Verfasser sei an dieser Stelle für seine exzellente Arbeit gratuliert.

Warum diese Hinweise? Wenn man alle Facetten des Edelmetallmarktes verfolgt, dann muss man sich ein Bild über die uns bequem zum Konsumieren gereichten Fakten machen und seine Entscheidungen nicht über die vorgelegten Informationen entwickeln, denn genau die uns präsentierten Informationen sollen ja gerade Einfluss auf die Anlageentscheidungen der Individuen im Sinne der Eliten nehmen; also besser die verzinsliche Anlage in Staatspapieren wählen, mit denen sich die Regierenden die Defizite ihrer unverantwortlichen Haushalte finanzieren müssen, wissend, dass sie diese Schulden nie mehr in realer Währung und Kaufkraft werden zurückzahlen können.

Jede Investition in den Edelmetallen - und dies im Extremfall zu 100% in physischer Form - entzieht dem Systemverbund aus Politik und Finanzindustrie Kapital, das sie zur Durchsetzung der Ziele benötigen und verschafft dem Anleger eine Freiheit, die "das System" gern unterdrücken würde. Dazu hat der frühere Greenspan seinen Kommentar mit der Analyse "Gold und individuelle Freiheit" geschrieben, ein richtungsweisendes Werk, von dem er dann faktisch während seiner Präsidentschaft beim FED abrückte. Mein Kommentar: "Wes´ Brot ich esse, des´ Lied ich singe“ oder in platterem Umgangsdeutsch "was geht mich mein dummes Geschwätz von gestern an?"

Zurück zu den wirklichen Marktimpulsen. Natürlich ist die Reaktion der Edelmetallanleger auf die Finanzkrise und die Preissteigerung spürbar; die großen Anlegernationen wie z.B. Indien spüren die Zurückhaltung deutlich, aber unübersehbar sind folgende Fakten:
  • 1. Russland und China bringen ihre Goldproduktion nicht an die Märkte, sondern steigern ihre Goldreserven

  • 2. Die Minenproduktion ist seit dem Jahre 2003 rückläufig

  • 3. Die Geldumlaufmengen explodieren, wenngleich auch durch die Vernichtung von Vermögen aufgrund der Pleiten dadurch eine erhebliche Einschränkung des Zuwachses der disponierbaren Geldmengen nach Abzug der Verluste aus diesen Pleiten konstatiert werden muss.

  • 4. Die Goldgehalte pro Tonne Erz geht seit Jahren extrem zurück, die Goldgewinnung wird dadurch systemisch teurer, ohne dass es hierzu einer Inflation bedarf.

  • 5. Der jährliche Abbau von max. 80 Mio. Unzen Gold wird in keiner Weise durch neue sofort abbaubare Reserven ersetzt. Die neu gefundenen Reserven decken also nur noch anteilig den durch den Abbau bedingten Rückgang der Reserven ab.





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