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Rohstoffpreise bleiben volatil

20.07.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Begünstigt durch besser als erwartet ausgefallene Wirtschaftszahlen und die positiven Unternehmensmeldungen ist der WTI-Ölpreis letzte Woche um rund 4 USD gestiegen. Er legt heute weiter um über 1% auf 64,2 USD je Barrel zu. Der laufende September-Futures für Brentöl notiert sogar bei rund 66 USD. Neben dem Konjunkturoptimismus, steigenden Aktienmärkten und einem schwächeren US-Dollar tragen auch die Hoffnungen, dass sich die Ölnachfrage noch in diesem Jahr erholen wird, zum Preisanstieg bei. Laut CBI betrug die Auslastung der Ölraffinerien in China in den ersten zwei Juliwochen 85,1% und lag damit auf dem höchsten Niveau seit 16 Monaten. Dazu dürften allerdings auch die hohen Produktexporte und die gestiegenen Preise für Benzin und Diesel in China beigetragen haben.

Wir haben nach dem massiven Preisverfall um 20% mit einer Preiserholung gerechnet, halten diese jedoch für eine Zwischenkorrektur in der mittelfristigen Konsolidierungsbewegung. Die geopolitischen Risiken in Nigeria scheinen wieder gebannt zu sein, nachdem die Rebellen aus der MEND letzte Woche nach der Freilassung ihres Anführer einen Waffenstillstand über 60 Tage ausgerufen haben. Unterdessen wird das OPEC-Mitglied Angola im September 1,85 Mio. Barrel Rohöl pro Tag exportieren und damit seine Produktionsquote von 1,52 Mio. Barrel deutlich übertreffen.

Am Beispiel Angolas sieht man die Diskrepanz zwischen Worten und Taten bei der OPEC. Obwohl der Ölminister Angolas de Vasconcelos, der zugleich OPEC-Präsident ist, sich über die jüngste Preisvolatilität besorgt zeigt und die OPEC auffordert, die Produktionskürzungen beizubehalten, hält sich sein Land nicht an die Quote und möchte die Ölproduktionskapazitäten weiter ausbauen. Dabei hilft China: Sinopec und CNOOC haben von Marathon Oil für 1,3 Mrd. USD 20% am Offshore-Ölprojekt in Angola gekauft. Insgesamt haben die chinesischen Konzerne in den letzten Monaten über 12,5 Mrd. USD in Ölprojekte weltweit investiert, was den Ölsektor sicherlich unterstützt. Unterstützung dürften die Ölpreise durch die Handlungen der Anleger erhalten, wobei sowohl die Hedge-Fonds als auch die kleineren Spekulanten auf steigende Preise setzen. Deren gesamte Netto-Long-Positionen betragen zurzeit ca.28,5 Tsd. Kontrakte.


Edelmetalle

Der schwächere Dollar und die steigenden Ölpreise geben Gold weiter Auftrieb: Das gelbe Edelmetall notiert heute morgen bei 945 Dollar und damit knapp 25 Dollar höher vor einer Woche. Dabei bleibt die Investmentnachfrage schwach: SPDR Gold Trust meldet am Freitag Abflüsse von 310 kg. Auch bauten die Goßanleger ihre Netto-Long Positionen an der COMEX um 5,3 Tsd. Kontrakte ab. Dennoch bleiben diese mit 158,8 Tsd. Kontrakten im historischen Vergleich hoch: ein Stimmungswechsel könnte eine stärkere Korrektur herbeirufen. Silber konnte zuletzt gegenüber Gold relative Stärke aufbauen: das Gold-Silberverhältnis fällt wieder unter 70. Silber profitiert von der Aufhellung der konjunkturellen Perspektiven, denn die Industrienachfrage macht die Hälfte der Gesamtnachfrage aus.


Industriemetalle

Der kanadische Bleiproduzent Ivernia hat von der westaustralischen Behörde für Umwelt und Naturschutz den Bescheid erhalten, dass alle Anforderungen bzgl. des Abtransports von Bleibeständen aus dem Hafen von Esperance erfüllt waren. Ivernia musste im April 2007 seine Magellan Bleimine schließen, nachdem es beim Transport aus dem Hafen zu Umweltvergiftungen kam. Nun steht der Wiederinbetriebnahme der Mine, die bis zu 2% der weltweiten Mineproduktion beisteuern kann, nichts mehr im Weg. Die Exporte sollten über einen anderen Hafen, Fremantle, erfolgen.

Die Bleipreise sind zuletzt gestiegen, weil die Bleinachfrage wegen des hohen Bedarfs an Ersatzbatterien trotz der Konjunkturkrise relativ stabil war. Das steigende Angebot dürfte das Preispotenzial bei Blei begrenzen. Denn auch in China stieg zuletzt der Output stark an. Im Juni wurde mit 349 Tsd. Tonnen 22% mehr Blei als im Vormonat produziert. Insgesamt lag die Produktion in den ersten sechs Monaten 20% über Vorjahr.

Die Stahlhersteller Ilva aus Italien und Erdemir aus der Türkei haben sich mit dem brasilianischen Eisenerz-produzenten Vale über einen Preisnachlass von 28% für Feinerz ggü. Vorjahr geeinigt. Das Drama in China dauert dagegen an. Laut Australian Financial Review verhandelt China jetzt nach der Verhaftung von vier Rio-Managern mit Vale. Die chinesischen Kassapreise für 63%-iges Feinerz stiegen unterdessen laut Metal Bulletin erstmals seit 10 Monaten über 90 USD je Tonne.

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Agrarrohstoffe:

Der Preis für Magerschweine konnte in der vergangenen Woche um mehr als 10% zulegen. Dieser "Anstieg" war vor allem durch den Kontraktwechsel bedingt. Doch auch ohne diesen Sonderfaktor lässt sich eine Erholung der Schweinepreise feststellen. Der August-Kontrakt stieg im Wochenverlauf um 3,5% auf 65 US-Cents je Pfund, den höchsten Stand seit sechs Wochen. Unterstützung erhalten die Preise für Magerschweine durch den kräftigen Anstieg der US-Schweinefleischpreise um 19% auf ein 8-Monatshoch von mehr als 63 USD je Zentner seit Ende Juni. Die Fleischverarbeiter in den USA haben in den vergangenen Wochen aufgrund des Verfalls der Schweinefleischpreise nach dem Ausbruch der Schweinegrippe deutlich weniger Schweine geschlachtet, was nun zu einer Angebotsverknappung bei Schweinefleisch führt.

Die Verarbeiter dürften mit dem Preisanstieg bei Schweinefleisch und angesichts besserer Gewinnmargen wieder bereit sein, höhere Preise für Magerschweine zu zahlen, zumal sich die Schweinefleischnachfrage allmählich wieder zu normalisieren scheint. Dafür spricht auch die weitere Lockerung des Importverbots für US-Schweinefleisch durch Russland am vergangenen Freitag. Wir rechnen weiter mit einem weiteren Preisanstieg bei Magerschweinen auf 70-75 US-Cents je Pfund in den kommenden Wochen.





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