Geordnete Inflation: Ein systematischer Dollarverfall
24.07.2009 | Frank Barbera
In Anbetracht der heute turbulenten Lage der Weltwirtschaft werden sich Investoren vielleicht eine Schlüsselfrage stellen: Wird aus der derzeit global vorherrschenden Kontraktion schon bald eine Erholung aufkeimen, oder wird es immer schlimmer werden. Viele verschiedene Wirtschaftsdaten liefern nun aber gewichtige Hinweise darauf, dass die Kontraktion - auch wenn sie auf dem Weg nach unten an Schwung verliert - immer noch sehr starke Wurzeln hat.
In einer vor kurzem gemachten Umfrage gaben 7 von 10 Amerikanern deutlich zu verstehen, sie hätten Angst davor, ihre Jobs zu verlieren. Sollte sich der amerikanische Konsument auch weiterhin Sorgen um die Stabilität seiner zukünftigen Einkommensverhältnisse machen, werden die Amerikaner auch weiterhin versuchen, ihre persönlichen Bilanzen vom Fremdkapitalanteil zu reinigen - indem sie Geld sparen, anstatt es auszugeben.
Auch wenn die Zuversicht nach schweren Krisenzeiten wieder gewachsen ist, haben sich die Zahlen aus dem Einzelhandel bislang kein bisschen verbessert. Auf globaler Ebene leidet der europäische Kontinent unter chronisch hohen Arbeitslosenzahlen; in Asien ist die große Frage, wie lange aktuelle Austauschzyklen von Lagerbeständen noch anhalten werden. Da der asiatische Wirtschaftraum das globale Fertigungszentrum ist, kann der Austausch/Erneuerung von Lagerbeständen hier den Wirtschaftsmotor noch für ein oder zwei Quartale am Laufen halten. Aber nachhaltigeres Wachstum muss anschließend durch konzentrierte staatliche Ausgabenpolitik generiert werden, da die Exporte gegen Ende des Jahres wohl stärker abflauen werden.
Ein wichtiges Thema liegt freilich auf der Hand: Muss das Weltwährungssystem mit Druck neu strukturiert werden. Die verschwenderische Praxis der Zentralbanken wird in den kommenden Jahren auf jeden Fall für einen neuen Zyklus von Abwertungswettläufen zwischen den Währungen sorgen, der sich höchstwahrscheinlich in Form eines kontrollierten Währungsverfalls abzeichnen wird. Im Moment hat buchstäblich niemand ein Interesse daran (einschließlich China), den US-Dollar im Kugelhagel zusammenbrechen zu sehen.
Der dabei entstehende Tumult in den Währungsmärkten würde die Zinssätze weltweit in die Höhe treiben und auch die geringsten Aussichten auf marginales Wachstum wieder zu Nichte machen. Es ist wirklich keine Übertreibung zu behaupten, eine große, unkontrollierte Währungskrise würde die Welt derzeit in eine zweite Große Depression treiben und dann protektionistisches Feuer in jeder erdenklichen Ecke der Welt entfachen.
Aus diesem Grund ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Greenback einfach sang- und klanglos untergeht. Für China und andere US-Gläubiger wird sich der Weg zukünftig spalten. Ersten wird im System gearbeitet werden: Man wird versuchen, die Mechanismen des monetären Systems zu reformieren - mit dem IWF und möglicherweise unter Verwendung von SZRs - Sonderziehungsrechten - als Mittel zur Korrektur langfristiger Handelsungleichgewichte.
In den letzten Tagen wurde viel über die Anbindung des SZR-Korbs geredet, der auf dem Wert des Exporthandels und der individuellen Reservendeckung eines Landes aufbaut. Da es wohl eine ganze Weile dauern wird, bis man sich über den aktualisierten Mechanismus zu Ende gezankt haben wird, werden die Kreditgeberländer wie China wahrscheinlich einen heimlichen Diversifikationsprozess in Gang bringen, bei dem die Dollarbestände reduziert werden (und möglicherweise haben sie schon damit begonnen).
Da sich nun Dollar-Gläubiger wie China in einem "Gefangenen-Dilemma" befinden und kühne Schritte schnell schwerwiegende Auswirkungen nach sich ziehen, ist es wohl recht wahrscheinlich, dass China einen andere Gangart suchen wird. Da China der erste Kreditgeber ist, haben sie es auch in der Hand, zu entscheiden, wann (und ob) die Krise stattfinden wird. Eine Währungskrise könnte nur von einer großen Kreditgebernation hervorgerufen werden. Indem sie eine offensichtliche Veräußerung des Dollars vermeiden, können die Chinesen "Zeit" gewinnen - was zurzeit deren wertvollste Anlage ist.
Für China bedeutet zusätzliche "Zeit" Hoffung auf eine erfolgreiche Umstrukturierung ihrer Wirtschaft und darauf, dass die deren Früchte ernten können. Sie hoffen, dass sie ihre Wirtschaft mit der Zeit von einem exportorientierten Model zu einem Model umbauen können, das vom Binnenkonsum getragen wird. China weiß, dass dieser Prozess möglicherweise 10 Jahre dauern kann, aber sie haben eine langfristige Sicht der Dinge, wie sie nur selten im Westen anzutreffen ist.
Infolgedessen ist es sehr wahrscheinlich, dass China versuchen wird, den Dollar-Damm so lange wie möglich am Brechen zu hindern. Das heißt wiederum nicht, die Möglichkeit einer hochinflationären Dollarkrise in den direkt vor uns liegenden Jahren sei ausgeschlossen. Zurzeit hat die US-Notenbank zum größten monetären Experiment geblasen, das es in dieser Form je gegeben hat. Es ist durchaus fragwürdig, wie lange das globale Vertrauen noch insoweit "aufrechterhalten" werden kann, dass es nicht zu einer sich selbst verstärkenden Dollar-Panik kommt.
Panik und Zusammenbrüche sind an sich Folgen von Massenpsychologie und Herdentrieb. Es wäre möglich, dass eine nicht allzu große Anzahl wichtiger Kreditgeber einem zukünftigen Dollarkollaps zuvorkommen will - in der Einsicht, ein derartiger Kollaps könnte aufgrund der sich rasch verschlechternden Budgetzahlen schon bald eintreten - denn die Schuldenaufnahme würde auch in Zukunft immer weiter eskalieren, immer größer werdenden Schuldenmenge müssten in regelmäßigen Abständen übergerollt werden.
Viele Länder, die diesen Weg einmal eingeschlagen hatten, wissen aus Erfahrung, dass diese inflationäre Trendmühle nur in eine Richtung läuft - mit eskalierendem, nach und nach steigendem Tempo. Mit Blick auf die USA lassen die aktuellen Zentralbankpraktiken den Gedanken zu, dass es mit fortschreitender Zeit immer schwieriger werden wird, sich von der Politik des Easy Money abzuwenden – und das Anzapfen zusätzlicher Reserven könnte zu unangenehme Folgen bringen.
In einer vor kurzem gemachten Umfrage gaben 7 von 10 Amerikanern deutlich zu verstehen, sie hätten Angst davor, ihre Jobs zu verlieren. Sollte sich der amerikanische Konsument auch weiterhin Sorgen um die Stabilität seiner zukünftigen Einkommensverhältnisse machen, werden die Amerikaner auch weiterhin versuchen, ihre persönlichen Bilanzen vom Fremdkapitalanteil zu reinigen - indem sie Geld sparen, anstatt es auszugeben.
Auch wenn die Zuversicht nach schweren Krisenzeiten wieder gewachsen ist, haben sich die Zahlen aus dem Einzelhandel bislang kein bisschen verbessert. Auf globaler Ebene leidet der europäische Kontinent unter chronisch hohen Arbeitslosenzahlen; in Asien ist die große Frage, wie lange aktuelle Austauschzyklen von Lagerbeständen noch anhalten werden. Da der asiatische Wirtschaftraum das globale Fertigungszentrum ist, kann der Austausch/Erneuerung von Lagerbeständen hier den Wirtschaftsmotor noch für ein oder zwei Quartale am Laufen halten. Aber nachhaltigeres Wachstum muss anschließend durch konzentrierte staatliche Ausgabenpolitik generiert werden, da die Exporte gegen Ende des Jahres wohl stärker abflauen werden.
Ein wichtiges Thema liegt freilich auf der Hand: Muss das Weltwährungssystem mit Druck neu strukturiert werden. Die verschwenderische Praxis der Zentralbanken wird in den kommenden Jahren auf jeden Fall für einen neuen Zyklus von Abwertungswettläufen zwischen den Währungen sorgen, der sich höchstwahrscheinlich in Form eines kontrollierten Währungsverfalls abzeichnen wird. Im Moment hat buchstäblich niemand ein Interesse daran (einschließlich China), den US-Dollar im Kugelhagel zusammenbrechen zu sehen.
Der dabei entstehende Tumult in den Währungsmärkten würde die Zinssätze weltweit in die Höhe treiben und auch die geringsten Aussichten auf marginales Wachstum wieder zu Nichte machen. Es ist wirklich keine Übertreibung zu behaupten, eine große, unkontrollierte Währungskrise würde die Welt derzeit in eine zweite Große Depression treiben und dann protektionistisches Feuer in jeder erdenklichen Ecke der Welt entfachen.
Aus diesem Grund ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Greenback einfach sang- und klanglos untergeht. Für China und andere US-Gläubiger wird sich der Weg zukünftig spalten. Ersten wird im System gearbeitet werden: Man wird versuchen, die Mechanismen des monetären Systems zu reformieren - mit dem IWF und möglicherweise unter Verwendung von SZRs - Sonderziehungsrechten - als Mittel zur Korrektur langfristiger Handelsungleichgewichte.
In den letzten Tagen wurde viel über die Anbindung des SZR-Korbs geredet, der auf dem Wert des Exporthandels und der individuellen Reservendeckung eines Landes aufbaut. Da es wohl eine ganze Weile dauern wird, bis man sich über den aktualisierten Mechanismus zu Ende gezankt haben wird, werden die Kreditgeberländer wie China wahrscheinlich einen heimlichen Diversifikationsprozess in Gang bringen, bei dem die Dollarbestände reduziert werden (und möglicherweise haben sie schon damit begonnen).
Da sich nun Dollar-Gläubiger wie China in einem "Gefangenen-Dilemma" befinden und kühne Schritte schnell schwerwiegende Auswirkungen nach sich ziehen, ist es wohl recht wahrscheinlich, dass China einen andere Gangart suchen wird. Da China der erste Kreditgeber ist, haben sie es auch in der Hand, zu entscheiden, wann (und ob) die Krise stattfinden wird. Eine Währungskrise könnte nur von einer großen Kreditgebernation hervorgerufen werden. Indem sie eine offensichtliche Veräußerung des Dollars vermeiden, können die Chinesen "Zeit" gewinnen - was zurzeit deren wertvollste Anlage ist.
Für China bedeutet zusätzliche "Zeit" Hoffung auf eine erfolgreiche Umstrukturierung ihrer Wirtschaft und darauf, dass die deren Früchte ernten können. Sie hoffen, dass sie ihre Wirtschaft mit der Zeit von einem exportorientierten Model zu einem Model umbauen können, das vom Binnenkonsum getragen wird. China weiß, dass dieser Prozess möglicherweise 10 Jahre dauern kann, aber sie haben eine langfristige Sicht der Dinge, wie sie nur selten im Westen anzutreffen ist.
Infolgedessen ist es sehr wahrscheinlich, dass China versuchen wird, den Dollar-Damm so lange wie möglich am Brechen zu hindern. Das heißt wiederum nicht, die Möglichkeit einer hochinflationären Dollarkrise in den direkt vor uns liegenden Jahren sei ausgeschlossen. Zurzeit hat die US-Notenbank zum größten monetären Experiment geblasen, das es in dieser Form je gegeben hat. Es ist durchaus fragwürdig, wie lange das globale Vertrauen noch insoweit "aufrechterhalten" werden kann, dass es nicht zu einer sich selbst verstärkenden Dollar-Panik kommt.
Panik und Zusammenbrüche sind an sich Folgen von Massenpsychologie und Herdentrieb. Es wäre möglich, dass eine nicht allzu große Anzahl wichtiger Kreditgeber einem zukünftigen Dollarkollaps zuvorkommen will - in der Einsicht, ein derartiger Kollaps könnte aufgrund der sich rasch verschlechternden Budgetzahlen schon bald eintreten - denn die Schuldenaufnahme würde auch in Zukunft immer weiter eskalieren, immer größer werdenden Schuldenmenge müssten in regelmäßigen Abständen übergerollt werden.
Viele Länder, die diesen Weg einmal eingeschlagen hatten, wissen aus Erfahrung, dass diese inflationäre Trendmühle nur in eine Richtung läuft - mit eskalierendem, nach und nach steigendem Tempo. Mit Blick auf die USA lassen die aktuellen Zentralbankpraktiken den Gedanken zu, dass es mit fortschreitender Zeit immer schwieriger werden wird, sich von der Politik des Easy Money abzuwenden – und das Anzapfen zusätzlicher Reserven könnte zu unangenehme Folgen bringen.