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Externe Faktoren bleiben marktbestimmend

21.07.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis kletterte gestern auf knapp 65 USD je Barrel, handelt am Morgen aber wieder einen Dollar tiefer. Zuletzt gab vor allem der Konjunkturoptimismus, der sich in steigenden Aktienmärkten und einem fallenden US-Dollar niederschlug, dem Ölpreis Auftrieb. Zudem hat der algerische Ölminister eine nochmalige Kürzung der OPEC-Fördermenge im September in Aussicht gestellt, sollte nicht genug Nachfrage für OPEC-Öl bestehen. Auch wenn die letzten Schätzungen der IEA einen geringeren Bedarf an OPEC-Öl zeigten, ist eine nochmalige Kürzung der Förderquoten unwahrscheinlich. In den letzten zwei Monaten haben die OPEC-Mitglieder ihre Produktion sogar wieder ausgeweitet, wobei die Umsetzung der bisherigen Produktionskürzungen unter 70% gefallen ist. Wir erachten den Ölpreis nach der jüngsten Aufwertung als reif für eine weitere Korrektur. Morgen dürfte der WTI-Ölpreis wegen des Kontraktwechsels allerdings einen "Spung" machen. Denn der September-Future, der ab morgen als "WTI-Ölpreis" gilt, notiert rund 1 USD höher als der auslaufende August-Kontrakt.

Wegen der höheren Ölpreise wird der Exportzoll in Russland im August 222 USD je Tonne bzw. 30,3 USD je Barrel betragen. Um die Anreize zu schaffen, mehr Rohöl zu exportieren, hat die russische Regierung beschlossen, die Exportzölle für 13 große Ölfelder in Ostsibirien, für neun Monate auszusetzen. Die Regelung soll in zwei Monaten in Kraft treten. Der Großteil der dortigen Produktion wird noch lokal verkauft, wobei ab 2012 die Felder vor allem in die geplante Pipeline nach China einspeisen sollten. Ostsibirien ist das "Öldorado" Russlands und sollte Russlands Anspruch als Energieweltmacht sichern. So soll allein das Vankor Ölfeld voraussichtlich 25 Mio. Tonnen Rohöl pro Jahr bzw. rund 500 Tsd. Barrel pro Tag produzieren, was rund ein Viertel der Produktion des größten russischen Ölkonzerns Rosneft ausmacht.


Edelmetalle

Für den jüngsten Anstieg des Goldpreises sehen wir vor allem den steigenden Ölpreis und den schwächeren US-Dollar als ausschlaggebend. Die geringe Nachfrage nach Gold-ETFs spielt derzeit ebenso keine Rolle wie die schwache Schmucknachfrage, was ein Zeichen von relativer Stärke bei Gold ist. Zudem besteht ein ungewöhnlicher positiver Zusammenhang zwischen Risikoappetit und Goldpreis. Heute könnte die Rede des Fed-Vorsitzenden Bernanke vor dem US-Kongress für neue Impulse sorgen.

Platin kann zuletzt Kurszuwächse verbuchen und nähert sich wieder der Marke von 1.200 USD. Neben dem gestiegenen Goldpreis sorgt das Risiko eines möglichen Streiks in Südafrika für Auftrieb, weil sich die Minengesellschaften und die Bergarbeitergewerkschaft bislang nicht auf einen neuen Lohnabschluss einigen konnten. Südafrika stellt 75% der Weltplatinminenproduktion. Neben den Angebotsrisiken gibt es Hoffnungen, dass sich die Nachfrage aus der Automobilindustrie belebt. Hier sorgt vor allem neben den steigenden Autoabsätzen in China die ab Ende Juli geltende Abwrackprämie in den USA für Fantasie.


Industriemetalle

Laut International Copper Study Group (ICSG) bestand in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres am Markt für raffinierten Kupfer ein Defizit von 37 Tsd. Tonnen, obwohl bis März noch ein Überschuss von 85 Tsd. Tonnen bestanden hatte. Das Marktdefizit von 122 Tsd. Tonnen im April dürfte maßgeblich auf die Reservekäufe in China zurückzuführen sein. Denn während die Produktion nur minimal auf 1,491 Mio. Tonnen zurückging, stieg der Verbrauch um 71 Tsd. auf 1,612 Mio. Tonnen an. Mit dem von uns erwarteten Ende der strategischen Reservekäufe dürfte ein wichtiger Pfeiler der Nachfrage entfallen. Von daher dürfen die ICSG-Zahlen nicht als Indiz für eine angespannte Angebots-/Nachfragesituation bei Kupfer interpretiert werden.

Für eine Verengung könnte aber der gemeldete Rückgang der Verarbeitungsgebühren in Japan sprechen. Mitsubishi Materials und BHP Billiton haben sich bei der halbjährlichen Anpassung auf eine Senkung der Verarbeitungsgebühr um mehr als 30% geeinigt. Niedrigere Verarbeitungsgebühren könnten auf eine geringere Verfügbarkeit von Kupferkonzentrat hindeuten, zumal die Nachfrage jetzt durch die Konjunkturprogramme unterstützt wird. Dies gepaart mit einem Konjukturoptimismus und der Schwäche des US-Dollar stützt zwar kurzfristig den Kupferpreis. Mittelfristig dürfte der Kupferpreis stark korrigieren.

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Agrarrohstoffe

Die Kaffeepreise konnten in den vergangenen Tagen deutliche Kursgewinne verzeichnen. Dies gilt insbesondere für Robusta-Bohnen, die sich seit dem Ende Juni verzeichneten 3-Jahrestief um 18% auf 1.500 USD je Tonne verteuert haben. In Vietnam und Indonesien, welche zusammen mehr als 50% der weltweiten Robusta-Produktion stellen, könnte das Angebot nämlich durch das Wetterphänomen El Nino und der damit verbundenen Dürre bedroht werden.

In Indien, dem drittgrößten Kaffeeproduzenten Asiens und ebenfalls bedeutender Robusta-Produzent, dürfte die Kaffeeproduktion im nächsten Erntejahr aufgrund heftiger Regenfälle knapp 9% niedriger ausfallen als bislang erwartet. Wir erachten die Kaffeepreise nach wie vor als zu niedrig und erwarten aufgrund der angespannten Marktlage mittel- bis langfristig deutlich höhere Preise. So sind die ICE-Lagerbestände mittlerweile auf den niedrigsten Stand seit knapp drei Jahren gefallen und deuten damit eine anhaltende Knappheit am weltweiten Kaffeemarkt hin.

Auch kurzfristig könnten die Kaffeepreise weiter steigen. Denn der wichtigste Kaffeeproduzent Brasilien, welcher 40% der weltweiten Kaffeeproduktion stellt, scheint das Angebot zu verknappen, um höhere Preise zu erzielen. Die brasilianische Regierung hat in der vergangenen Woche von den heimischen Produzenten 1 Mio. Sack (a 60 kg) Arabica-Bohnen aufgekauft und bietet für morgen den Kauf von weiteren zwei Mio. Sack an. Dies dürfte Short-Spekulanten zur Eindeckung von Leerverkäufen veranlassen. Zuvor hatten Spekulationen auf größere Ernten in den o.g. Ländern die Kaffeepreise stark unter Druck gesetzt.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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