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Fallende OPEC-Exporte unterstützen den Ölpreis

24.07.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis konnte gestern auf ein 3-Wochenhoch von 67,50 USD je Barrel steigen. Die freundlichen US-Aktienmärkte und der schwache US-Dollar trugen maßgeblich zum Ölpreisanstieg bei und dürften für die Ölpreisentwicklung kurzfristig weiterhin bestimmend bleiben. Aus fundamentaler Sicht gab es bislang kaum Nachrichten, die den jüngsten Ölpreisanstieg um knapp 15% rechtfertigen könnten. Die Marktoptimisten könnten nun auf die neuesten Daten zum OPEC-Angebot verweisen. Die seewärtigen OPEC-Exporte dürften laut der Beratungsgesellschaft Oil Movement in den vier Wochen bis zum 8. August um 1,7% oder 390 Tsd. Barrel pro Tag niedriger liegen als in den vier Wochen zuvor. Dies wäre der stärkste Rückgang der OPEC-Exporte seit Mitte April.

Laut dem Nachrichtendienst von Lloyd’s Marine LMIU sanken die OPEC-Exporte in den vier Wochen bis zum 12. Juli gegenüber der Vorperiode sogar um 760 Tsd. Barrel pro Tag. Ein Teil des Rückgangs lässt sich auf eine schwächere Nachfrage zurückführen. Auch dürften Produktionsausfälle nach den jüngsten Anschlägen in Nigeria eine Rolle gespielt haben. Für die fallenden US-Rohölimporte dürfte die positive Preisdifferenz zwischen dem Brentölpreis und dem WTI-Ölpreis eine Rolle gespielt haben, sie Importe von Ölsorten, für die Brentöl als Benchmark gilt, wie z.B. Rohöl aus Großbritannien, Norwegen oder Nigeria, verteuert. Diese Nachrichten dürften im derzeitigen positiven Marktumfeld als Anlass genommen werden, den Ölpreis weiter nach oben zu treiben.

Der US-Erdgaspreis verlor gestern mehr als 6% auf 3,55 USD je mmBtu, nachdem die US-Lagerbestände in der Vorwoche um 66 Mrd. Kubikfuß stiegen mit 2.952 Mrd. Kubikfuß weiter höher als in Vorjahren liegen. Die Temperaturen an der US-Ostküste und im Mittleren Westen sollen in den kommenden Tagen niedriger als normal sein, was für einen geringeren Bedarf an Erdgas spricht. Der Lageraufbau könnte daher weiter stärker als üblich ausfallen. Dies schürt Ängste, dass die Kapazitätsgrenze von 4 Bio. Kubikfuß im Herbst erreicht werden könnte.


Edelmetalle

Der Goldpreis bleibt gefangen im Bann des US-Dollar. In Euro gerechnet hat sich der Goldpreis zuletzt unwesentlich verändert und schwankte in den letzten vier Monaten zwischen 650 Euro und 700 Euro pro Feinunze. Wir rechnen damit, dass dies vorerst anhält. Dabei sollte der Goldpreis etwas nach unten verzerrt sein, weil seitens der wichtigsten Abnehmer, der Gold-ETFs und de Schmuckindustrie, derzeit keine positive Impulse erfolgen.

Der Platinpreis hat sich zuletzt auch wegen der Streikgefahren in Südafrika erhöht. Außerdem hat Ford gestern überrschend einen Gewinn im 2.Quartal gemeldet, was für eine höhere Nachfrage nach Autokatalysatoren spricht. Einen Rückschlag hat dagegen Palladium erlitten, denn das Konkursgericht in den USA hat entschieden, dass GM nicht mehr verpflichtet ist, die vereinbarte Metallmenge dem US-Palladiumproduzenten Stillwater Mining abzunehmen.


Industriemetalle

Der Aluminiumpreis ist zuletzt mit knapp 1800 USD/Tonne auf ein neues 9-Monatshoch gestiegen. Der jüngste Preisanstieg fand trotz der massiven Ausweitung der LME-Lagerbestände, die sich seit Anfang September 2008 auf einen Rekord von über 4,5 Mio. Tonnen vervierfacht haben, und der Wiederinbetriebnahme stillgelegter Produktionskapazitäten in China statt.

Wir glauben, dass der Anstieg der LME-Lagerbestände nicht auf einen hohen Produktionsüberschuss zurückzuführen ist, sondern in erster Linie auf die Umklassifizierung des zuvor außerhalb der LME-Lagerhäuser gelagerten Materials. Man tut das, um z.B. das Kontrahentenrisiko zu eliminieren, wegen der höheren Liquidität und Veräußerbarkeit an der LME oder weil man für die in den LME-Lagerhäusern gelagerte Ware einen LME-Warrant braucht, einen Lagerschein, der von den meisten Finanzinstituten als Sicherheit akzeptiert wird. Dass das Letztere zuletzt eine wichtige Rolle beim Lageraufbau spielt, signalisieren Berichte, wonach bis zu 70% der gesamten LME-Lagerbestände in den langfristigen Finanzierungs-geschäften gebunden sein sollen.

Auch die Tatsache, dass die Lagerbestände außerhalb des LME-Systems zuletzt nicht mehr gestiegen sind, unterstützt unsere These. Den Preisanstieg unterstützen auch die gekündigten Lagerscheine, deren Anzahl von 10,6 Tsd. Tonnen am Jahrebeginn auf mittlerweile 181 Tsd. Tonnen gestiegen ist. Wir glauben zwar, dass der Preis kurzfristig durchaus weiter zulegen könnte, zumal der stärkere Konjunkturoptimismus und die gestiegenen Energiepreise und somit höheren Produktionskosten dies unterstützen. Die Erwartungen einer nachhaltigen Preiserholung sind angesichts der immensen Lagerbestände etwas verfrüht. Wir halten an unserer am Jahresanfang aufgestellten Prognose von 1750 USD je Tonne im 4.Quartal 2009 und einem Durchschnittspreis von 1950 USD im Jahr 2010 fest.

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Agrarrohstoffe

Der CBOT-Maispreis konnte gestern um 6% auf 3,27 USD je Scheffel steigen. Dabei dürfte es sich um eine Gegenbewegung nach den kräftigen Einbußen in den Tagen zuvor gehandelt haben. Zudem profitiert Mais von Spekulationen, das USDA könnte die Prognose für die US-Maisanbauflächen demnächst nach unten revidieren. Auslöser war eine USDA-Mitteilung vom Vortag, die Schätzung vom 30. Juni durch neue Umfragen von Ende Juli und Anfang August zu ergänzen.

Die besagte Schätzung hatte eine unerwartete Ausweitung der Anbauflächen auf den zweithöchsten Stand seit 1946 ergeben und damit den Preisrutsch um 20% in diesem Monat mit ausgelöst. Möglicherweise haben einige Bauern aufgrund des rapiden Preisverfalls in den vergangenen Wochen zuvor mit Mais bepflanzte Ackerflächen aufgegeben. Die jetzigen Spekulationen auf eine mögliche Reduktion der Anbauflächen dürften einem weiteren Preisrückgang entgegenstehen. Für eine nachhaltige Preiserholung bedarf es neben der Bestätigung im nächsten USDA-Monatsbericht auch unterstützende Faktoren auf der Nachfrageseite, z.B. durch eine stärkere Ethanolnachfrage.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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