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CFTC macht ernst

28.07.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis notiert weiter nahe einem 3-Wochenhoch, welches gestern bei 69 USD je Barrel erreicht wurde. Besser als erwartet ausgefallene Daten zum US-Immobilienmarkt, steigende Aktienmärkte und der schwache US-Dollar sorgen weiter für Unterstützung. Heute könnte das US-Verbrauchervertrauen neue Impulse geben. Eine durchaus mögliche Stimmungsaufhellung der US-Konsumenten würde Hoffnungen auf eine Belebung der Ölnachfrage im weltgrößten Verbrauchsland schüren und könnte den Ölpreis wieder in Richtung 70 USD Marke steigen lassen. Heute Abend nach Handelsschluss veröffentlicht das American Petroleum Institute die Lagerbestandsdaten für die vergangene Woche. Aufgrund der Stilllegung von Raffineriekapazitäten während der Sommerzeit kann es zu deutlichen Lagerveränderungen kommen, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Preise für Rohöl und Ölprodukte.

Die britische Finanzaufsicht FSA hat laut Wall Street Journal keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass Spekulanten die großen Preisausschläge verursacht haben. Dagegen wird die US-Börsenaufsicht CFTC ebenfalls laut Wall Street Journal im kommenden Monat einen Bericht veröffentlichen, wonach Spekulanten bei der Ölpreisentwicklung eine Rolle gespielt haben. Dies ist deswegen von Belang, weil die CFTC heute mit Anhörungen zum Zweck der stärkeren Regulierung der Rohstoffmärkte beginnt. Die strikteren Regeln sollen im September bekanntgegeben und Ende Oktober bzw. Anfang November in Kraft treten. Dies könnte nicht-kommerzielle Anleger künftig davon abhalten, auf einen weiteren Anstieg der Ölpreise zu spekulieren und dem Ölpreisanstieg somit Grenzen setzen.


Edelmetalle

Der Goldpreis erreichte gestern bei 959 USD je Feinunze den höchsten Stand seit 6 Wochen, obwohl es weder von der Investment- noch von der Schmucknachfrage derzeit nennenswerte Impulse gibt. Die Investmentnachfrage leidet unter Umschichtungen von Gold in Aktien. Schmuckhändler in Asien berichten angesichts der gestiegenen Preise von Zurückhaltung bei Goldkäufen. Zudem scheint das Risiko eines Streiks in der südafrikanischen Bergbauindustrie gebannt. Laut südafrikanischer Minenkammer könnte ein Abkommen zwischen den Goldproduzenten und der Bergarbeitergewerkschaft schon heute unterzeichnet werden. Somit bleiben der schwache US-Dollar und der steigende Ölpreis die wichtigsten unterstützenden Faktoren für den Goldpreis.

Die Hoffnung auf eine Erholung der industriellen Nachfrage führt dazu, dass sich Silber und Platin zuletzt besser entwickelten als Gold. Das Gold-Silber-Verhältnis ist im Zuge dessen wieder unter 70 gefallen. Hoffnungen auf eine Belebung der Automobilproduktion ließen den Platinpreis gestern sogar um knapp 3% auf 1.225 USD je Feinunze steigen, den höchsten Stand seit Mitte Juni.


Industriemetalle

Der Kupferpreis ist aufgrund des zunehmenden Konjunkturoptimismus am Morgen über 5.600 USD je Tonne gestiegen, den höchsten Stand seit knapp 10 Monaten. Gestern sorgten die besser als erwartet ausgefallenen Daten zu den US-Häuserverkäufen für Unterstützung. Heute könnten die US-Hauspreise weiteren Auftrieb geben, falls sich der Preisrückgang weiter verlangsamt und somit Hoffnungen auf eine Stabilisierung am US-Immobilienmarkt geschürt werden. 30% der weltweiten Kupfernachfrage entfällt auf die Bauwirtschaft.

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Aluminium kann am Morgen auf 1.850 USD je Tonne steigen, den höchsten Stand seit acht Monaten. Die außerhalb der LME registrierten Aluminiumlagerbestände sind laut International Aluminium Institute (IAI) im Juni um 7,7% gegenüber dem Vormonat auf 2,327 Mio. Tonnen gefallen. Im Vergleich zum Vorjahr ergab sich sogar ein Rückgang um 17,7%. Dies steht im Gegensatz zur Entwicklung der LME-Lagerbestände, welche bis zuletzt gestiegen sind und trotz des heutigen Rückgangs um 4.225 Tonnen nahe eines Rekordhochs von 4,55 Mio. Tonnen liegen. Zum Vergleich: Im Juni stiegen die LME-Lagerbestände um knapp 4% gegenüber dem Vormonat und lagen viermal so hoch wie vor einem Jahr. Der vom IAI berichtete Rückgang der Aluminiumlagerbestände relativiert sich daher, auch wenn er bei der derzeitigen Marktstimmung zum Anlass für einen weiteren Preisanstieg genommen werden könnte.


Agrarrohstoffe:

Der Maispreis kann seit gestern um 10 US-Cents auf 3,25 USD je Scheffel zulegen. Laut wöchentlichem Erntefortschrittsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums sank der Anteil der Maisernte, deren Qualität als gut bis sehr gut bezeichnet wird, aufgrund von kühleren Temperaturen in der vergangenen Woche um einen Prozentpunkt auf 70%. Vorherige Berichte über vermeintlich günstigere Witterungsbedingungen hatten eher eine weitere Verbesserung der Erntequalität erwarten lassen. Zudem hinkt die Ernte aufgrund der verspäteten Anpflanzungen weiterhin deutlich dem langjährigen Durchschnitt hinterher.

Der Anteil der Maispflanzen, welche die Blüte- und Bestäubungsphase abgeschlossen haben und damit beginnen, Körner auszubilden, stieg zwar im Wochenvergleich von 31% auf 55%. Normal sind zu diesem Zeitpunkt aber 76%. Die Verzögerungen im Erntefortschritt erhöhen das Risiko von Ernteausfällen. Beginnt die Ernte wie geplant Ende September, sind viele Maiskolben noch nicht voll ausgereift. Wartet man mit der Ernte dagegen ab, erhöht sich das Risiko von Frostschäden. Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, dass die Erwartungen an die US-Maisernte wahrscheinlich zu optimistisch sind und daher Enttäuschungspotenzial besteht. Diese Erkenntnis scheint sich nun allmählich durchzusetzen. Der Maispreis dürfte daher nicht mehr deutlich fallen. Mittel- bis langfristig erwarten wir deutlich höhere Preise (siehe auch Rohstoffe Kompakt vom 27. Juli).


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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