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Dem Finanzkollaps entgegen

04.05.2000  |  Armin Hurtz
- Seite 3 -
Das Märchen vom japanischen Aufschwung

Seit praktisch einem Jahr haben Europäer und Amerikaner massiv in den japanischen Aktienmarkt investiert, weil es hieß, die seit neun Jahren anhaltende Wirtschaftsdepression in Japan sei zu Ende. Dadurch wurde der Wert des Yen auf ein unrealistisches Niveau angehoben. Doch jetzt beginnt der Mythos vom japanischen Aufschwung in sich zusammen-zubrechen. So heißt es im neuesten Monatsbericht der Deutschen Bundesbank, eines der Risiken für die Weltwirtschaft liege "in der nach wie vor hohen Störanfälligkeit der japanischen Wirtschaft".

Japan sitzt immer noch auf einem Berg nicht rückzahlbarer Kredite mit einem Volumen von einigen hundert Milliarden Dollar (1.5 - 2 Billionen $), was eine dynamische Kreditauswertung für Unternehmer und private Haushalte verhindert. Nach Schätzungen der Ratingagentur Standard & Poors muß die Regierung weitere 300 Mrd. Dollar für die Reorganisierung des Bankensektors aufbringen.

Seit zehn Jahren beschließt die Regierung ständig neue Stimulierungsproramme, die die Staatsverschuldung außer Kontrolle geraten ließen, aber praktisch nichts zur Modernisierung der Wirtschaft beigetrugen. Der Großteil der bisher für öffentliche Aufträge ausgegebenen 1,2 Bilionen Dollar ging an regionale Baufirmen, die unter der politischen Patronage der Regierungspartei LDP stehen. Die öffentliche Verschuldung Japans beläuft sich auf 5,5 Billionen Dollar, das entspricht 130% des BIP. (damit liegt Japan noch vor Italien). Im kommenden Haushaltsjahr wird die 150%-Grenze überschritten werden. Am 15. Februar gestand Finanzminister Wichi Miyazawa indirekt die desolate Haushaltslage ein, als er sagte, wenn das laufende Stimmulierungsprogramm im September auslaufe, werde es kein neues mehr geben.

Die Unternehmensbankrotte halten an. 1999 wurden viele kleine Firmen mit Niedrigzinskrediten der Regierung über Wasser gehalten, die jetzt auslaufen. Im Dezember 1999 stieg die Zahl der Firmenbankrotte gegenüber dem Vorjahr um 32,3%, im Januar um 43,7%.

Das sind alles grausame Tatsachen mit noch schlimmeren Folgen, die aber von den Massenmedien fast total verschwiegen wurden und auch weiterhin nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen. Wenn trotz der derzeitigen Weltschuldenkrise, einem immer brutaleren Sozialabbau, Arbeitslosen, Hunger, Armut, Aufständen und Kriegen, Bankensprecher, Analysten oder Politiker eine helle, aufstrebende Weltwirtschaft beschwören, Ist allergrößte Vorsicht geboten. Die Ausschreitungen vom 18. Juni 1999 in der Londoner City, oder die Demonstrationen einschließlich wüster Krawalle anläßlich der WTO-Konferenz In Seattle, sollte den Regierenden eine Warnung sein vor bevorstehenden weiteren, regelrechten Feuerstürmen.


Inflation

Warren Buffett behauptet: Die Wirtschaft tendiert automatisch und die Politik sehr gerne zur Inflation, denn Inflation verbreitet die Illusion der Geldvermehrung. Das Gegenteil einer inflationären Entwicklung ist eine deflationäre Entwicklung und die kommt einem Todesurteil für unsere Politiker gleich. Deflation vernichtet Sachwerte. Deflation ist der Todfeind unserer Politiker und bedeutet nicht anderes als sinkende Einkommen, fallende Preise, Massenarbeitslosikeit und in der Folge auch Bankenzusammenbrüche.

"Der Überschuß an Krediten, den die Nationalbank von Japan und die Fed in den Aktienmarkt gepumpt hat, löste eine phantastische Aktienhausse aus. Verspätet wurde versucht, die Überschüsse einzusammeln und den Boom zu stoppen. Aber es war zu spät. 1929 war das spekulative Ungleichgewicht so übergroß, daß dieser Versuch in Entlassungen von einer demoralisierten Wirtschaft endete. Das Ergebnis war eine kollabierenden US-Wirtschaft... Die Weltwirtschaft stürzte in die große Depression der 30er Jahre." (Alan Greenspan, The Objectivist, 1966).

Während der Währungsturbulenzen der 70er Jahre stieg die Inflationsrate auf 18%, die Zinsen erreichten 15% und Gold stieg zwischen August 1976 und Januar 1980 um 850%.

Es ist sehr schwer diesen Rückgang in den USA zu sehen, da die Vertreter der Politik, der Finanzen und des Geldwesens von der Regierung bis hin zur Wall Street gewöhnlich über den wahren Stand der Wirtschaft lügen, um ihre Jobs, Einkommen und Profite zu verteidigen. Im Schatten der weltweiten Finanzturbulenzen ist der US-Aktienmarkt zur größten und gefährlichsten spekulativen Blase der Weltgeschichte herangewachsen.

Die Notenbanken sind mit der kritischen Entscheidung konfrontiert, den deflationären Zusammenbruch des Weltfinanzsystems und des Weltwirtschaftssystems zu beobachten oder die Währungen zu inflationieren, als ob es kein morgen mehr gibt.

In den letzten 9 Monaten haben sie sich für die zweite Lösung entschieden - zu inflationieren.

Seit Oktober 1998 haben die 44 größten Zentralbanken die Zinssätze insgesamt 137 mal gesenkt, davon wurden alleine im April 1999 32 Zinssenkungen durchgeführt. Die Fed hat die Entwicklung mit 5 Zinssenkungen angeführt. Unglaubliche zweistellige Wachstumsraten der Geldmenge folgten, wobei die Fed die Geldmenge zwischen Oktober 1998 und Januar 1999 mit einer Jahresrate von 25% steigerte.

Trotz der deflationären Entwicklung der letzten Jahre hat die Überexpansion der Geldmenge zu einem inflationären Anstieg der Aktienmärkte geführt. Jetzt, nachdem die Geldmenge 9 Monate lang inflationiert wurde, beginnen die Preise zu steigen. Im April lag die Inflationsrate bereits bei 0,7%, was einer Jahresrate von über 8,0% entspricht. Mit den steigenden Inflationsraten hat die Gefahrenabwehr des Establishments für den Aktienmarkt begonnen. In der "USA Today" Ausgabe vom 21.05.99 wurden die Leser unter dem Titel: "Wie bereite ich mich auf die Inflation vor aufgefordert, "mehr Aktien kaufen" und "Gold meiden".

Mittlerweile hat die Fed begonnen, die Geldmengenausweitung wegen der Inflationsentwicklung zurückzuführen. Innerhalb der nächsten 6-9 Monate wird die Fed wahrscheinlich in einem Umfeld mit steigenden Inflationsraten, steigenden Zinsen und einer einbrechenden Wirtschaft die Kontrolle verlieren, was die Spekulationsblase des Aktienmarktes zum platzen bringen wird. Eine Rezession im Stil der 30er Jahre könnte wahrscheinlich folgen.


Die Gefahr der Derivate - Die unbekannten Risiken der Banken

Je sicherer du bist, um so mehr Risiken du ignorierst und desto größer du bist, um so härter wird der Fall sein...

Nur ein paar Zahlen zu Ihrer Information: Das Derivatevolumen weltweit. In Zahlen

140.000.000.000.000,- DM (Billionen DM)


Das Wachstum dieser Derivate betrug zwischen 1990 - 1997 pro Jahr 30%. Die Deutschen Banken mischen in diesem Geschäft kräftig mit. Das Derivatevolumen in der BRD 29.7 Billionen DM. Eine Vergleichszahl: Dies entspricht 1 Million DM pro Haushalt. Sehr gerne können wir Ihnen bei Interesse Einzelheiten über die Derivatevolumina der größeren Banken in der BRD nachweisen. Sie werden erstaunt sein. Spitzenreiter weltweit in diesem Geschäft sind aber die amerikanischen Banken. Nur ein Beispiel. Das Derivatevolumen ist bei

J.P. Morgan 785 mal höher als das Eigenkapital. Bei Bankers Trust heißt diese Zahl 545.


Eine Schieflage von nur 1% bedeutet 1.400.000.000 DM. Beim LTCM Crash hat die Bewältigung einer Schieflage von 6. Mrd DM schon große Probleme gemacht. Sie können sich nun leicht vorstellen was passieren kann, wenn nur eine winzige Schieflage auftritt. Ein Bankencrash ist die Folge. Wir wollen mit der Veröffentlichung dieser Zahlen keine Panik auslösen. Wir möchten nur vorsichtig auf diese Risiken hinweisen.
Ganz zu schweigen von den enormen zusätzlichen Kreditrisiken in Billionen DM, z.B. in Südamerika, Asien und in Osteuropa.




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