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Konjunkturoptimismus sorgt für kräftige Zuwächse

31.07.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Achterbahnfahrt an den Rohstoffmärkten setzt sich fort. Der WTI-Rohölpreis konnte seit gestern um mehr als 4 US-Dollar auf 67,50 USD je Barrel zulegen und damit die Verluste der vorangegangenen Tage nahezu vollständig wieder wettmachen. Erneut war es eine Mischung aus Konjunkturoptimismus, steigenden Aktienmärkten und einem schwächeren US-Dollar, welche für den Ölpreisanstieg verantwortlich zeichnete.

Die kurzfristigen Fundamentaldaten rechtfertigen den Preisanstieg dagegen nicht, wie der deutliche Anstieg der US-Rohöllagerbestände am Mittwoch zeigte. Wie das US-Energieministerium berichtet, sanken die US-Rohölimporte im Mai um 5% gegenüber dem Vormonat bzw. 7,6% gegenüber dem Vorjahr auf 8,931 Mio. Barrel pro Tag, den niedrigsten Mai-Wert seit 12 Jahren. Saudi-Arabien hat im Mai sogar 37% weniger Rohöl in die USA exportiert als im Vorjahr, so wenig wie zuletzt in einem Mai vor mehr als 20 Jahren.

Dies lässt sich zum einen mit den Produktionskürzungen der OPEC erklären, aber auch mit der schwachen Nachfrage des weltgrößten Ölkonsumenten. Zwar scheint die OPEC aktuellen Daten von Oil Movement zufolge die beschlossenen Produktionskürzungen wieder stärker umzusetzen. Demnach sollen die Öllieferungen in den vier Wochen zum 15. August um 0,7% oder 150 Tsd. Barrel pro Tag niedriger liegen als in den vier Wochen zuvor. Die geringeren Öllieferungen dürften aber auch mit einem geringeren Bedarf an Rohöl zusammenhängen, weil die Nachfrage außerhalb Chinas weiterhin schwach ist und die weltweiten Lagerbestände gut gefüllt sind. Wir sind daher skeptisch, dass der Ölpreis das derzeitige Niveau auf Dauer halten kann.


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte seit gestern um 10 US-Dollar auf 940 USD je Feinunze steigen. Gold profitierte dabei vom erneuten Schwächeanfall des US-Dollar, welcher unter dem wiederkehrenden Konjunkturoptimismus zu leiden hat, und vom gestiegenen Ölpreis. Die gestrigen Gewinne werden heute einem ernsthaften Test unterzogen. So dürfte die vorläufige Inflationsrate in der Eurozone im Juli noch weiter in den negativen Bereich gerutscht sein, wodurch Gold als Absicherung gegen Inflation weiter an Attraktivität verliert. Zudem dürfte die US-Wirtschaft im zweiten Quartal noch einmal geschrumpft sein, was dem derzeitigen Konjunkturoptimismus einen Dämpfer versetzen könnte.

Der hohe Goldpreis hinterlässt weiterhin Spuren bei der Schmucknachfrage. Laut Bombay Bullion Association hat Indien im Juli 8 bis 10 Tonnen Gold importiert. Im Vorjahr waren es dagegen noch 24 Tonnen. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust verharrten gestern bei 1.072,9 Tonnen, nachdem sie an den beiden Tagen zuvor um insgesamt 14 Tonnen gefallen waren. Rückläufige Goldimporte und anhaltende Abflüsse aus den Gold-ETFs sprechen für einen niedrigeren Goldpreis in den nächsten Wochen und Monaten.


Industriemetalle

Die rückkehrende Hoffnung auf eine weltweite Konjunkturerholung lässt auch die Industriemetalle seit gestern wieder deutlich steigen. Der Kupferpreis ist am Morgen über 5.700 USD je Tonne auf das höchste Niveau seit knapp 10 Monaten gestiegen. Aluminium notiert nur noch knapp unter 1.900 USD je Tonne auf einem 8-Monatshoch. Der Markt blendet dabei die schwierigen Fundamentaldaten am aktuellen Rand weitgehend aus. Wir denken, dass bereits zuviel Optimismus eingepreist ist, um das derzeitige Preisniveau zu rechtfertigen.

Das Pendel bei den Verhandlungen zwischen den chinesischen Stahlproduzenten und den australischen Eisenerzlieferanten scheint zugunsten der letzteren auszuschlagen. Die Kassakurse für Eisenerz in China sind gestern auf 100 USD je Tonne gestiegen und liegen damit 33% über den langfristigen Kontraktpreisen, die von BHP Billiton und Rio Tinto verlangt werden, vom chinesischen Eisen- und Stahlverband jedoch als zu hoch abgelehnt werden. Die chinesischen Stahlhersteller müssen sich nun auf dem Kassamarkt zu deutlich höheren Preisen mit Eisenerz versorgen, sofern sie nicht auf entsprechende Lagerbestände zurückgreifen können.

BHP berichtet unterdessen, dass man bislang 23% des jährlichen Eisenerzvolumens über langfristige Kontrakte und 30% über flexible, stärker marktbasierte Preise verkauft hat. Für die restlichen 47% sind dagegen noch keine Preise gefunden worden, wobei der Großteil dieser noch nicht verkauften Produktion in die zweite Hälfte des laufenden Vertragsjahres (April bis März) fallen dürfte. Die Eisenerzproduzenten scheinen derzeit in der besseren Position und eine Einigung daher nur noch eine Frage der Zeit zu sein.


Agrarrohstoffe:

Der International Grains Council hat gestern aktualisierte Angebots- und Nachfrageprognosen für Weizen und Mais bekanntgegeben. Die weltweite Weizenproduktion soll demnach im Erntejahr 2009/10 654 Mio. Tonnen betragen und damit 2 Mio. Tonnen höher ausfallen als bislang erwartet. Der globale Weizenverbrauch wurde um 2 Mio. auf 642 Mio. Tonnen nach unten revidiert und liegt damit in etwa auf dem Vorjahresniveau. Die Prognose für die weltweite Maisproduktion wurde aufgrund der Aufwärtsrevision der US-Ernte sogar um 13 Mio. Tonnen auf 781 Mio. Tonnen angehoben. Auch der globale Maisverbrauch soll 2009/10 um 5 Mio. Tonnen höher ausfallen als bislang erwartet und mit 793 Mio. Tonnen ein neues Rekordniveau erreichen.

Insbesondere die Prognose eines Angebotsrückgangs bei Weizen um lediglich 5% könnte sich als zu optimistisch erweisen. In der Folge dürften die globalen Weizenlagerbestände nicht mehr nennenswert steigen. Auch bei Mais unterliegt die Prognose zum Angebot Abwärtsrisiken, so dass die weltweiten Lagerbestände deutlicher zurückgehen könnten als angenommen.


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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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