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Rohstoffe steigen auf 10-Monatshoch, Vorsicht geboten

04.08.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist gestern mit 72,2 USD je Barrel auf den höchsten Stand seit Anfang Juli gestiegen. Der Brentölpreis hat mit knapp 74 USD sogar ein neues Hoch seit Mitte Oktober 2008 markiert. Dabei ist die Preisdifferenz zwischen WTI-Rohöl und Brentöl zuletzt wieder angewachsen. Zum einen spiegelt dies eine entspannte Versorgungssituation bei WTI wider, wobei die Rohöllagerbestände in dessen Handelspunkt, Cushing, zuletzt auf das höchste Niveau seit fünf Monaten gestiegen sind. Zum anderen sehen wir darin die Besorgnis der Anleger vor den möglichen Handelsrestriktionen an der NYMEX, wo WTI gehandelt wird.

Der US-Erdgaspreis konnte gestern um 10% auf 4,03 USD je mmBtu steigen, den höchsten Stand seit sechs Wochen. Dabei lagen zwischem dem Tagestief und dem Tageshoch 15%. Dies stellt beileibe keine Ausnahme dar. Seit Ende Mai gab es immerhin acht Tage, an denen die Schwankungsbreite im zweistelligen Bereich lag und nur sieben Tage mit Schwankungen von weniger als 4%. Die enorme Volatilität kann unter anderem auf die spekulativen Anleger zurückgeführt werden. Diese setzen aufgrund der reichlichen Verfügbarkeit von Erdgas und von Spekulationen, dass die Kapazitätsgrenze der US-Erdgaslager im Herbst erreicht werden könnte, seit geraumer Zeit auf fallende Kurse. Außerdem trägt die konjunkturbedingt geringere Stromproduktion, die den Großteil der Erdgasnachfrage ausmacht, zu den Befürchtungen vor anhaltenden Produktionsüberschüssen bei. Eine strengere Regulierung der Energiemärkte wie von der CFTC beabsichtigt sollte die übermäßige Spekulation aus dem Markt vertreiben. Bei Erdgas könnte dies zu einem raschen und starken Preisanstieg führen, weil die Netto-Leerverkäufe gegenwärtig mit knapp 160 Tsd. Kontrakten fast auf dem Allzeithoch liegen.

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Edelmetalle

Es gibt Erklärungen dafür, warum der Goldpreis der schwachen physischen Nachfrage zuletzt trotzen konnte. Der drittgrößte Goldproduzent der Welt, AngloGold Ashanti, hat bekanntgegeben, per Ende Juli 1,4 Mio. auf Termin verkaufte Unzen zurückgekauft zu haben. Dies entspricht 43,54 Tonnen und dürfte die jüngsten Abflüsse aus dem SPDR Gold Trust weitgehend kompensiert haben. Gleichzeitig hat AngloGold aufgrund von Produktions-ausfällen in Südafrika und in den USA die Prognose für die Goldproduktion in diesem Jahr um 200-300 Tsd. auf 4,7 bis 4,8 Mio. Unzen nach unten revidiert. Noch wichtiger für die Unterstützung des Goldpreises im zweiten Quartal sollte das laut der Beratungsfirma GFMS um mehr als 40% gegenüber dem Vorquartal auf 350 Tonnen gesunkene Angebot an Altgold gewesen sein. Ebenfalls unterstützen die geringeren Zentralbankverkäufe, die im ersten Halbjahr laut GFMS um 73% auf nur 39 Tonnen Gold gefallen sind. Im Gesamtjahr könnten die Zentralbankverkäufe nach Einschätzung von GFMS ein neues 15-Jahrestief erreichen.


Industriemetalle

Der Metallindex LMEX stieg gestern auf ein 10-Monatshoch, ebenso Kupfer, welches erstmals seit 10 Monaten die Marke von 6.000 USD je Tonne überwinden konnte. Eine Mischung aus steigenden Aktienmärkten, einem schwächeren US-Dollar und positiven Konjunkturdaten aus den USA sorgten für Auftrieb. So stieg der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im Juli deutlich stärker als erwartet, ebenso wie die Autoverkaufszahlen, welche im Juli dank der Abwrackprämie auf den höchsten Stand seit 10 Monaten anstiegen. Damit könnte sich in den kommenden Monaten die Nachfrage nach Industriemetallen in den USA wiederbeleben, dem nach China zweitgrößten Metallverbraucher weltweit. Derzeit werden die Metallpreise in erster Linie von der starken Nachfrage aus China nach oben getrieben.

Es gibt berechtigte Zweifel, wie lange diese starke Dynamik aufrechterhalten werden kann. Ein zweiter wichtiger Faktor des derzeitigen Preisanstiegs sind die Finanzinvestoren, welche in der Erwartung auf eine Belebung der Nachfrage die Metallpreise weiter nach oben treiben. Nachrichten über Produktionsunterbrechungen dienen dabei als zusätzlicher Katalysator. So sind die Arbeiter in der Vale-Nickelmine in Voisey’s Bay in Kanada in einen Streik getreten, was den Nickelpreis ebenso zu Kursgewinnen verhalf wie die vorübergehende Schließung der Nickelproduktion durch Vale im kanadischen Thomson Nickelprojekt aufgrund von Wartungsarbeiten.


Agrarrohstoffe


Die Preise für Mais, Weizen und Sojabohnen konnten in den vergangene Tagen deutlich zulegen. Sie profitieren dabei zum einen von der Schwäche des US-Dollar, wodurch die Preise für die US-Getreideexporte sinken. Außerdem ist im Korngürtel der USA in den kommenden Tagen warmes und trockenes Wetter angekündigt, was sich negativ auf den erwarteten Ernteertrag auswirken könnte. Laut dem wöchentlichen Erntefortschrittsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums sank der Anteil der US-Maisernte, welcher als gut bis sehr gut eingeschätzt wird, in der vergangenen Woche auf 68%. Das sind zwei Prozentpunkte weniger als in der Woche zuvor.

Bei Sommerweizen fiel der Anteil um drei Prozentpunkte auf 71%. Bei Sojabohnen werden dagegen wie in der Woche zuvor 67% der Ernte als gut bis sehr gut eingeschätzt. Die Maisernte befindet sich im Vergleich zu den Vorjahren nach wie vor im Rückstand, allerdings weniger stark als in den Wochen zuvor. 76% der Maispflanzen waren Ende letzter Woche in der Blütephase. Damit liegt der Anteil 13 Prozentpunkte unter dem 5-Jahresdurchschnitt, aber nur noch 3 Prozentpunkte niedriger als vor einem Jahr. Kurzfristig dürfte das Aufwärtspotenzial bei Mais, Weizen und Sojabohnen nach dem kräftigen Anstieg der vergangenen Tage ausgereizt sein. Die Erwartung einer sehr guten US-Ernte könnte jederzeit wieder Druck auf die Preise ausüben.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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