Russische Ölproduktion überraschend gestiegen
05.08.2009 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Rohölpreis notiert wieder nahe eines 5-Wochenhochs bei 72 USD je Barrel, nachdem gestern zwischenzeitlich Tiefstände von 70 USD verzeichnet wurden. Unterstützend für den erneuten Preisanstieg wirkten die vom American Petroleum Institute veröffentlichten Rohöllagerbestände, welche in der vergangenen Woche einen überraschenden Rückgang um 1,5 Mio. Barrel auswiesen.
Heute veröffentlicht das US-Energieministerium die entsprechenden Lagerbestandsdaten. Erwartet wird ein Anstieg der Rohölvorräte um 600 Tsd. Barrel, ein Rückgang der Benzinlagerbestände um 800 Tsd. Barrel und ein Lageraufbau bei den Destillaten um 1,2 Mio. Barrel. Sollten die Rohöllagerbestände heute Nachmittag ebenfalls zurückgegangen sein, könnte der WTI-Preis auf ein neues Jahreshoch steigen. Bei einem Anstieg der Lagerbestände in Cushing dürfte die WTI-Terminkurve noch steiler werden und sich der Preisunterschied weiter zugunsten von Brent ausweiten. Der Brentölpreis notiert bereits auf einem 10-Monatshoch oberhalb von 74 USD je Barrel.
Die Ölproduktion in Russland ist im Juli laut CDU-TEK um 0,2% auf 9,91 Mio. Barrel pro Tag gestiegen, was einem Anstieg um 1,3% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Gleichzeitig ist dies der höchste Wert seit dem Ausreißer im Dezember 2006. Der Grund ist eine höhere Produktion des Vankor-Ölfeldes in Sibirien. Die russische Ölproduktion liegt damit seit Jahresbeginn um 0,3% höher als im Vorjahr. Bis zuletzt bestanden noch Sorgen, dass die Ölproduktion Russlands im Jahresvergleich erneut rückläufig ist. Damit verliert ein wichtiges Argument für höhere Ölpreise an Bedeutung. Wir erachten das derzeitige Preisniveau als nicht nachhaltig und rechnen bis zum Jahresende mit deutlich niedrigeren Ölpreisen.
Edelmetalle
Gold konnte gestern auf ein 2-Monatshoch von 970 USD je Feinunze steigen. Während die Gold-ETFs derzeit Abflüsse verzeichnen, ist die Münznachfrage der Kleinanleger weiterhin ungebrochen. Seit Beginn des Jahres bis einschließlich Juli wurden 756.500 American Eagle Goldmünzen verkauft. Dies entspricht etwa 23,5 Tonnen Gold oder 1% der weltweiten Minenproduktion. Im Vorjahreszeitraum betrug das Verkaufsvolumen 228,000 Unzen. Die britische Münzanstalt hat die Produktion von Goldmünzen im zweiten Quartal aufgrund der starken Nachfrage auf 16.910 Unzen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
Noch interessanter ist die Entwicklung bei Silber. Hier wurden im Juli 2,8 Mio. Unzen an American Eagle Münzen verkauft, was dem Rekordbetrag von 3,1 Mio. Unzen im März diesen Jahres nahe kommt. In den ersten sieben Monaten stiegen die Verkäufe um 61%, obwohl die US-Münzanstalt im vergangenen Jahr bereits ein Rekordvolumen von mehr als 20 Mio. Silberunzen verkaufte. Normalerweise belaufen sich die Verkäufe seit 1986 auf durchschnittlich 5-10 Mio. Unzen pro Jahr. Die physische Nachfrage der Kleinanleger ist damit ein unterstützender Faktor für die Gold- und Silberpreise.
Industriemetalle
Der Optimismus an den Metallmärkten ist ungebrochen. Kupfer steigt auf ein neues 10-Monatshoch von 6.150 USD je Tonne. Aluminium kann erstmals seit neun Monaten die Marke von 2.000 USD je Tonne überwinden. Nickel steht kurz vor der Marke von 20.000 USD je Tonne, welche zuletzt vor elf Monaten überschritten wurde. Der Markt ist dabei gekennzeichnet von einer selektiven Wahrnehmung. Nachrichten, welche das positive Bild unterstützen, werden wie bei Nickel zum Anlass genommen, den Preis weiter nach oben zu treiben.
So hat der größte chinesische Nickelproduzent Jinchuan innerhalb von zwei Tagen die Nickelpreise um 8% auf umgerechnet 20.640 USD je Tonne erhöht. Dies könnte zu höheren Nickelimporten nach China führen und einen Rückgang der nach wie vor sehr hohen LME-Nickellagerbestände begünstigen.
Nachrichten, welche dem gewünschten Bild zuwiderlaufen, werden dagegen ausgeblendet. Davon gibt es weiter zur genüge. So meldet Xstrata, dass die Kupferproduktion in der Collahuasi Mine in Chile im zweiten Halbjahr höher ausfallen wird als in der ersten Jahreshälfte. Zugleich meldet der Schweizer Bergbaukonzern, dass man ein weiteres Kupfervorkommen in der Lomas Bayas Mine in Chile entdeckt hat. Die LME-Kupferlagerbestände sind in den vergangenen drei Wochen um mehr als 10% auf 285 Tsd. Tonnen gestiegen, den höchsten Stand seit Mitte Juni.
Noch deutlicher fällt der Anstieg der LME-Lagerbestände bei Zink aus. Diese sind innerhalb einer Woche um 56 Tsd. Tonnen auf 434 Tsd. Tonnen gestiegen, was dem höchsten Stand seit Dezember 2005 entspricht. Das hat den Zinkpreis nicht davon abhalten können, auf ein 11-Monatshoch von 1.890 USD je Tonne zu steigen. Zink profitiert dabei wie Nickel von Hoffnungen einer Belebung der Stahlproduktion, welche der wichtigste Abnehmer von Zink ist.
Agrarrohstoffe:
Die Sorgen vor Angebotsengpässen lässt die Zuckerpreise immer weiter steigen. Rohzucker ist am Morgen auf ein 3½ Jahreshoch von 19,55 US-Cents je Pfund gestiegen und liegt damit nur noch knapp unter einem 28-Jahreshoch von 19,75 US-Cents. Der Preis für verarbeiteten Zucker steht bereits auf einem Rekordhoch von 513 USD je Tonne. Im Gegensatz zu den meisten anderen Rohstoffpreisen ist der Anstieg der Zuckerpreise nicht nur finanzmarktgetrieben, sondern auch fundamental untermauert.
Wie wir bereits vor einigen Tagen geschrieben haben, düfte Indien auch im kommenden Jahr ein großer Zuckerimporteur bleiben. Schätzungen gehen dabei von einem Importbedarf von 3 bis 5 Mio. Tonnen aus. Damit könnte Indien im kommenden Jahr zum weltrößten Zuckerimporteur aufsteigen, nachdem man bis zum vergangenen Jahren noch ein bedeutender Nettoexporteur war. Dazu steigen die Risiken von witterungsbedingten Produktionsausfällen in Brasilien, dem größten Zuckerproduzenten und –exporteur weltweit. Einem baldigen Preisanstieg über die Marke von 20 US-Cents steht derzeit somit kaum etwas im Wege.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Rohölpreis notiert wieder nahe eines 5-Wochenhochs bei 72 USD je Barrel, nachdem gestern zwischenzeitlich Tiefstände von 70 USD verzeichnet wurden. Unterstützend für den erneuten Preisanstieg wirkten die vom American Petroleum Institute veröffentlichten Rohöllagerbestände, welche in der vergangenen Woche einen überraschenden Rückgang um 1,5 Mio. Barrel auswiesen.
Heute veröffentlicht das US-Energieministerium die entsprechenden Lagerbestandsdaten. Erwartet wird ein Anstieg der Rohölvorräte um 600 Tsd. Barrel, ein Rückgang der Benzinlagerbestände um 800 Tsd. Barrel und ein Lageraufbau bei den Destillaten um 1,2 Mio. Barrel. Sollten die Rohöllagerbestände heute Nachmittag ebenfalls zurückgegangen sein, könnte der WTI-Preis auf ein neues Jahreshoch steigen. Bei einem Anstieg der Lagerbestände in Cushing dürfte die WTI-Terminkurve noch steiler werden und sich der Preisunterschied weiter zugunsten von Brent ausweiten. Der Brentölpreis notiert bereits auf einem 10-Monatshoch oberhalb von 74 USD je Barrel.
Die Ölproduktion in Russland ist im Juli laut CDU-TEK um 0,2% auf 9,91 Mio. Barrel pro Tag gestiegen, was einem Anstieg um 1,3% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Gleichzeitig ist dies der höchste Wert seit dem Ausreißer im Dezember 2006. Der Grund ist eine höhere Produktion des Vankor-Ölfeldes in Sibirien. Die russische Ölproduktion liegt damit seit Jahresbeginn um 0,3% höher als im Vorjahr. Bis zuletzt bestanden noch Sorgen, dass die Ölproduktion Russlands im Jahresvergleich erneut rückläufig ist. Damit verliert ein wichtiges Argument für höhere Ölpreise an Bedeutung. Wir erachten das derzeitige Preisniveau als nicht nachhaltig und rechnen bis zum Jahresende mit deutlich niedrigeren Ölpreisen.
Edelmetalle
Gold konnte gestern auf ein 2-Monatshoch von 970 USD je Feinunze steigen. Während die Gold-ETFs derzeit Abflüsse verzeichnen, ist die Münznachfrage der Kleinanleger weiterhin ungebrochen. Seit Beginn des Jahres bis einschließlich Juli wurden 756.500 American Eagle Goldmünzen verkauft. Dies entspricht etwa 23,5 Tonnen Gold oder 1% der weltweiten Minenproduktion. Im Vorjahreszeitraum betrug das Verkaufsvolumen 228,000 Unzen. Die britische Münzanstalt hat die Produktion von Goldmünzen im zweiten Quartal aufgrund der starken Nachfrage auf 16.910 Unzen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
Noch interessanter ist die Entwicklung bei Silber. Hier wurden im Juli 2,8 Mio. Unzen an American Eagle Münzen verkauft, was dem Rekordbetrag von 3,1 Mio. Unzen im März diesen Jahres nahe kommt. In den ersten sieben Monaten stiegen die Verkäufe um 61%, obwohl die US-Münzanstalt im vergangenen Jahr bereits ein Rekordvolumen von mehr als 20 Mio. Silberunzen verkaufte. Normalerweise belaufen sich die Verkäufe seit 1986 auf durchschnittlich 5-10 Mio. Unzen pro Jahr. Die physische Nachfrage der Kleinanleger ist damit ein unterstützender Faktor für die Gold- und Silberpreise.
Industriemetalle
Der Optimismus an den Metallmärkten ist ungebrochen. Kupfer steigt auf ein neues 10-Monatshoch von 6.150 USD je Tonne. Aluminium kann erstmals seit neun Monaten die Marke von 2.000 USD je Tonne überwinden. Nickel steht kurz vor der Marke von 20.000 USD je Tonne, welche zuletzt vor elf Monaten überschritten wurde. Der Markt ist dabei gekennzeichnet von einer selektiven Wahrnehmung. Nachrichten, welche das positive Bild unterstützen, werden wie bei Nickel zum Anlass genommen, den Preis weiter nach oben zu treiben.
So hat der größte chinesische Nickelproduzent Jinchuan innerhalb von zwei Tagen die Nickelpreise um 8% auf umgerechnet 20.640 USD je Tonne erhöht. Dies könnte zu höheren Nickelimporten nach China führen und einen Rückgang der nach wie vor sehr hohen LME-Nickellagerbestände begünstigen.
Nachrichten, welche dem gewünschten Bild zuwiderlaufen, werden dagegen ausgeblendet. Davon gibt es weiter zur genüge. So meldet Xstrata, dass die Kupferproduktion in der Collahuasi Mine in Chile im zweiten Halbjahr höher ausfallen wird als in der ersten Jahreshälfte. Zugleich meldet der Schweizer Bergbaukonzern, dass man ein weiteres Kupfervorkommen in der Lomas Bayas Mine in Chile entdeckt hat. Die LME-Kupferlagerbestände sind in den vergangenen drei Wochen um mehr als 10% auf 285 Tsd. Tonnen gestiegen, den höchsten Stand seit Mitte Juni.
Noch deutlicher fällt der Anstieg der LME-Lagerbestände bei Zink aus. Diese sind innerhalb einer Woche um 56 Tsd. Tonnen auf 434 Tsd. Tonnen gestiegen, was dem höchsten Stand seit Dezember 2005 entspricht. Das hat den Zinkpreis nicht davon abhalten können, auf ein 11-Monatshoch von 1.890 USD je Tonne zu steigen. Zink profitiert dabei wie Nickel von Hoffnungen einer Belebung der Stahlproduktion, welche der wichtigste Abnehmer von Zink ist.
Agrarrohstoffe:
Die Sorgen vor Angebotsengpässen lässt die Zuckerpreise immer weiter steigen. Rohzucker ist am Morgen auf ein 3½ Jahreshoch von 19,55 US-Cents je Pfund gestiegen und liegt damit nur noch knapp unter einem 28-Jahreshoch von 19,75 US-Cents. Der Preis für verarbeiteten Zucker steht bereits auf einem Rekordhoch von 513 USD je Tonne. Im Gegensatz zu den meisten anderen Rohstoffpreisen ist der Anstieg der Zuckerpreise nicht nur finanzmarktgetrieben, sondern auch fundamental untermauert.
Wie wir bereits vor einigen Tagen geschrieben haben, düfte Indien auch im kommenden Jahr ein großer Zuckerimporteur bleiben. Schätzungen gehen dabei von einem Importbedarf von 3 bis 5 Mio. Tonnen aus. Damit könnte Indien im kommenden Jahr zum weltrößten Zuckerimporteur aufsteigen, nachdem man bis zum vergangenen Jahren noch ein bedeutender Nettoexporteur war. Dazu steigen die Risiken von witterungsbedingten Produktionsausfällen in Brasilien, dem größten Zuckerproduzenten und –exporteur weltweit. Einem baldigen Preisanstieg über die Marke von 20 US-Cents steht derzeit somit kaum etwas im Wege.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.