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Chinesische Rohstoffimporte im Juli uneinheitlich

11.08.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis kann sich zwar über der Marke von 70 USD je Barrel behaupten. Interessant ist, dass der Ölpreis zuletzt nicht mehr von vermeintlich positiven Nachrichten profitieren kann. So stiegen die Rohölimporte nach China im Juli auf 4,62 Mio. Barrel pro Tag und lagen damit um 42% höher als im Vorjahr, was dem stärksten Anstieg seit fünf Jahren entspricht.

Gleichzeitig übertrafen sie das bisherige Rekordhoch von März 2008 um 13,5%. In den ersten sieben Monaten lagen die chinesischen Rohölimporte um 5,8% über dem Niveau im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der kräftige Anstieg der Rohölimporte lässt sich aber nur bedingt auf eine stärkere inländische Nachfrage zurückführen. Denn gleichzeitig stiegen die Exporte von Ölprodukten im Juli um 31% gegenüber dem Vorjahr, während die entsprechenden Importe um 13% zurückgingen. China verarbeitet derzeit also deutlich mehr Rohöl als es selbst benötigt, was die rekordhohen Rohölimporte relativiert.

Heute veröffentlichen das US-Energieministerium und die OPEC ihre aktuellen Nachfrageschätzungen. Die verbesserten Konjunkturaussichten könnten sich in einer Aufwärtsrevision der Prognosen für die weltweite Ölnachfrage niederschlagen. Sollte der Ölpreis erneut nicht auf die möglichen Aufwärtsrevisionen reagieren, wäre dies ein weiteres Anzeichen für eine mögliche Stimmungswende am Ölmarkt. Russland erwägt unterdessen, den Exportzoll für Rohöl ab dem 1. September um 8% auf 240 USD je Tonne (32,7 USD je Barrel) zu erhöhen. Derzeit kostet Urals 73 USD je Barrel, so dass die Zollerhöhung unmittelbar keine negativen Auswirkungen auf die russische Produktion haben dürfte. Dies könnte sich im Falle erneut sinkender Ölpreise allerdings ändern.

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Edelmetalle

Der Goldpreis hat seit Freitag 2% verloren und notiert wieder unter der Marke von 950 USD je Feinunze. Hierbei dürfte es sich vor allem um Gewinnmitnahmen kurzfristig orientierter Marktteilnehmer gehandelt haben, welche nach dem Scheitern an der Marke von 970 USD Long-Positionen liquidiert haben dürften. Der vorherige Goldpreisanstieg von 930 auf 970 USD in der Woche zum 4. August ging einher mit einem Anstieg der spekulativen Netto-Long Positionen um 21 Tsd. auf 193.514 Kontrakte, den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr. Der Goldpreis könnte daher durchaus noch etwas weiter nachgeben.

Dies gilt auch vor dem Hintergrund einer weiterhin schwachen Investmentnachfrage. So sind in den vergangenen zwei Tagen mehr als vier Tonnen Gold aus dem SPDR Gold Trust abgeflossen. Die Dollarschwäche dürfte einem deutlicheren Goldpreisrückgang vorerst entgegenstehen. Zudem meldet der australische Goldproduzent Sino Gold, dass die Arbeiten im White Mountain Goldprojekt in Nordostchina aufgrund von Straßenblockaden ortsansässiger Bauern vorerst unterbrochen sind. Die Mine hat erst im Oktober die Produktion aufgenommen und hat ein geschätztes Produktionsvolumen von 65 Tsd. Unzen (entspricht ca. 2 Tonnen) pro Jahr.


Industriemetalle

Die chinesische Industrieproduktion und die Anlageinvestitionen stiegen im Juli weniger stark als erwartet. Zudem hat China mit 406,6 Tsd. Tonnen im Juli 15% weniger Kupfer importiert als im Vormonat. Gleichzeitig nahmen die Kupferschrottimporte im Vergleich zum Juni um 61% auf 450 Tsd. Tonnen zu. Wir haben mit diesen Entwicklungen gerechnet und gehen weiterhin davon aus, dass die wegen der Konjunkturstabilisierung höhere Verfügbarkeit von Kupferschrott die chinesischen Kupferimporte und somit die Kupferpreise belasten wird. Die Aluminiumimporte gingen im Juli sogar um 37% zurück. Wir dies teilweise aufs Auslaufen der strategischen Aufkäufe zurück und erwarten von dieser Seite keine weitere Unterstützung.

Ein ganz anderes Bild präsentiert der Eisenerzmarkt. Die chinesischen Eisenerzimporte sind im Juli um weitere 5% auf einen neuen Rekordwert bei 58,1 Mio. Tonnen gestiegen. Insgesamt hat China in den ersten sieben Monaten knapp 32% mehr Eisenerz als im Vorjahr importiert. Teilweise dienen die hohen Importe auch Lagerzwecken, wobei die Eisenerzlagerbestände in den chinesischen Häfen auf 73,3 Mio. Tonnen gestiegen sind und sich damit nahe dem Höchststand vom Mai bei 73,5 Mio. Tonnen befinden.

Getrieben von der starken Nachfrage sind die Eisenerzpreise in China zuletzt auf ein 10-Monatshoch bei über 110 USD je Tonne gestiegen. Für den jetzigen Nachfragesog sehen wir aber auch die nach wie vor angespannte Stimmung zwischen Rio Tinto, der die Interessen der Eisenerzbranche in China vertritt, und den chinesischen Behörden verantwortlich. Rio hat zuletzt weitere Mitarbeiter aus Shanghai abgezogen, nachdem im Juli vier Top-Manager verhaftet wurden. Die Situation zwischen Australien und China bleibt brisant, auch angesichts der anhaltenden Bestrebungen chinesischer Unternehmen, in Australien Fuß zu fassen.


Agrarrohstoffe:

Sojabohnen haben sich zuletzt wieder deutlich besser entwickelt als Mais und Weizen. Dabei mehren sich die Anzeichen, dass die chinesische Nachfrage den Hochpunkt überschritten hat. Zwar hat China im Juli nach Angaben der Zollbehörden erneut 4,39 Mio. Tonnen an Sojabohnen importiert. Dies war aber ein Rückgang um 7% gegenüber dem Rekordwert von 4,71 Mio. Tonnen im Juni. In einer vorherigen Schätzung waren die chinesischen Behörden noch von 4,82 Mio. Tonnen ausgegangen. In den ersten sieben Monaten hat China insgesamt 26,48 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert. Das sind knapp 28% mehr als im Vorjahr.

Zwar dürfte die chinesische Nachfrage auch in den kommenden Monaten robust bleiben, gegenüber den vergangenen Monaten allerdings deutlich an Dynamik verlieren. Für das Gesamtjahr rechnet die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission Chinas mit einem Importvolumen von 40 Mio. Tonnen, was einer Verlangsamung der Importe auf durchschnittlich 2,7 Mio. Tonnen pro Monat entspechen würde.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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