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Es regiert wieder der Optimismus bei Rohstoffen

13.08.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist wieder über die Marke von 70 USD je Barrel gestiegen. Ausschlaggebend hierfür war eine Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten. Zudem schürte die US-Notenbank neuen Konjunkturoptimismus, indem sie konstatierte, dass sich die US-Konjunktur stabilisiert hat. Der Ölpreis koppelt sich mehr und mehr von den weiterhin schwachen Fundamentaldaten ab. Die US-Rohöllagerbestände sind mittlerweile drei Wochen in Folge gestiegen.

Die gestern vom US-Energieministerium veröffentlichten Daten zeigten in der vergangenen Woche einen unerwartet kräftigen Lageraufbau um 2,5 Mio. Barrel, was zum einen auf eine reichliche Versorgung mit Rohöl hindeutet, zum anderen aber auch auf eine schwache Nachfrage der Raffinerien zurückzuführen ist. Die IEA hat die Prognose für die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr zwar um 190 Tsd. Barrel pro Tag nach oben revidiert, erwartet aber immer noch einen Rückgang um 2,3 Mio. Barrel pro Tag. Sie ist damit weiterhin deutlich pessimistischer als EIA und OPEC, welche Rückgänge um 1,7 Mio. Barrel prognostizieren. Die von der IEA erwartete Nachfrageerholung um 1,3 Mio. Barrel pro Tag im kommenden Jahr muss vor dem Hintergrund des deutlichen Rückgangs im Jahr 2009 gesehen werden.

Erdgas konnte auch gestern nicht vom Anstieg der Rohölpreise profitieren. Stattdessen ist der US-Erdgaspreis um 2% auf ein 2-Wochentief von 3,48 USD je mmBtu gefallen. Offensichtlich wird eine Fortsetzung des kräftigen Lageraufbaus in den USA befürchtet. Der Markt erwartet für heute Nachmittag einen Anstieg der US-Erdgasvorräte um 66 Mrd. Kubikfuß. Wie in den vergangenen Wochen auch ist an Tagen der Lagerveröffentlichung mit erhöhter Volatilität zu rechnen, wobei nach dem starken Preisrückgang um 14% in den vergangenen Tagen das Risiko einer Aufwärtsbewegung überwiegt.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist am Morgen wieder über die Marke von 950 USD je Feinunze gestiegen. Der US-Dollar hat sich über Nacht weiter abgeschwächt, nachdem die Fed bekräftigt hat, den Leitzins noch für längere Zeit auf dem derzeit niedrigen Niveau belassen zu wollen. Zudem sollen die Aufkäufe von US-Staatsanleihen Ende Oktober auslaufen, was als ein Anzeichen für eine Normalisierung der Finanzmärkte angesehen werden kann und zu einem Anstieg des Risikoappetits beiträgt.

Gold verhält sich derzeit nicht wie ein sicherer Hafen, sondern bewegt sich eher im Einklang mit riskanten Anlageformen wie Aktien oder Rohöl. Ansonsten müsste der Goldpreis weitaus tiefer stehen, wie auch die Abflüsse aus den Gold ETFs in den vergangenen Wochen nahelegen. Es besteht weiterhin das Risiko eines Goldpreisrückgangs aufgrund der Liquidation von spekulativen Long-Positionen, welche sich auf einem hohen Niveau befinden. Die Dollarschwäche steht dem derzeit noch entgegen.


Industriemetalle

Die Märkte nutzen derzeit offensichtlich jeglichen Anlass, um die Preise für die Industriemetalle immer höher zu treiben. Gestern wollten sich die Metallmärkte nach der fulminanten Rally der letzten Wochen eine Verschnaufpause gönnen, bevor die freundlichen Aktienmärkte ihnen wieder auf die Beine halfen. Kupfer erneuert daraufhin heute den 10-Monatsrekord, die Preise für Nickel und Zink befinden sich sogar in unmittelbarer Nähe der 13-Monatshochs. Stellvertretend für die Abnormalität der gegenwärtigen Entwicklung ist z.B. das Geschehen am Nickelmarkt. Der Nickelpreis ist angetrieben von der Hoffnungen auf die höhere Edelstahlnachfrage im 3.Quartal binnen nur zwei Wochen um 30% gestiegen.

Heute steigt der LME-Nickelpreis um 1200 USD bzw. 6,1%. Dabei ist es wahrscheinlich, dass die LME-Lagerbestände bei Nickel bald wieder das 14-Jahreshoch erreichen werden. Dass der Trend derzeit auch von Finanzmarktaktueren ausgemacht wird, die ihre Liquidität teilweise in den Risikoanlagen parken, kann man an der Rekordanzahl offener LME-Positionen ablesen, die jetzt auf knapp 140 Tsd. gestiegen ist (Grafik des Tages).

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Agrarrohstoffe:

Nach den gestern vom US-Landwirtschaftsministerium veröffentlichten Ernteschätzungen dürften sich Sojabohnen zunächst weiter besser entwickeln als Weizen und Mais. Zwar erwartet das USDA eine rekordhohe US-Sojabohnenernte von 87,1 Mio. Tonnen. Vor einem Monat lag die Schätzung aber noch 1,6 Mio. Tonnen höher. Grund für die Abwärtsrevision ist ein geringerer durchschnittlicher Ernteertrag.

Besonders negativ dürften sich die neuen Schätzungen auf den Maispreis auswirken. Hier kam es nicht zu der erwarteten Abwärtsrevision der Anbauflächen. Stattdessen wurde die US-Maisernte aufgrund höherer Ertragsannahmen sogar um 12 Mio. auf 324 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Damit würde die bisherige Rekordernte von 331 Mio. Tonnen aus dem Jahr 2007 beinahe erreicht. Auch für Weizen verheißen die neuen USDA-Schätzungen zunächst nichts Gutes. Die US-Ernteprognose wurde um 3% auf 59,4 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Die End-Lagerbestände sollen daher um 1 Mio. Tonnen höher ausfallen als bislang erwartet und auf den höchsten Stand seit acht Jahren steigen. Nach einer kurzzeitigen Schwächephase dürften die Mais- und Weizenpreise in den kommenden Monaten wieder steigen.

Bei der US-Maisernte überwiegen von nun an die Abwärtsrisiken, weil die Maispflanzen in ihrer Entwicklung dem langjährigen Durchschnitt um etwa zwei Wochen hinterherhinken, was sich negativ auf den Ertrag auswirken könnte. Bei Weizen sind die USDA-Annahmen vor allem für Australien weiterhin deutlich zu optimistisch, wo man trotz El Niño weiterhin mit einem Produktionsvolumen von 23 Mio. Tonnen kalkuliert. Vor drei Jahren hat sich die australische Weizenernte aufgrund von El Niño mehr als halbiert.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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