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Zuckerpreis markiert ein neues 28-Jahreshoch

14.08.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis kann sich dank steigender Aktienmärkte weiter über der Marke von 70 USD je Barrel behaupten. Die Börsen in den USA und Japan schlossen auf neuen Jahreshochs, was die Stimmung hebt und dem Ölpreis trotz wenig überzeugender Fundamentaldaten weiter Unterstützung gibt. So können auch neue Schätzungen eines steigenden OPEC-Angebots den Ölpreis nicht nennenswert belasten. Laut der Beratungsfirma Oil Movements sollen die OPEC-Lieferungen in den vier Wochen zum 29. August um 70 Tsd. Barrel pro Tag höher ausfallen als in den vier Wochen zuvor.

Lloyd’s Marine Intelligence Unit berichtet davon, dass die OPEC-Exporte in den vier Wochen zum 2. August sogar um 500 Tsd. Barrel pro Tag höher gelegen haben als in der Vorperiode. Somit tut sich bei Rohöl eine zunehmende Diskrepanz zwischen dem derzeitigen Preisniveau und den zugrundeliegenden Fundamentaldaten auf. Diese Diskrepanz kann nur mit der derzeit starken Korrelation zwischen Ölpreis und der Stimmung an den Finanzmärkten erklärt werden. Wie lange diese Verbindung anhält, lässt sich schwer abschätzen. Ohne diesen Faktor würde der Ölpreis wahrscheinlich deutlich tiefer notieren.

Der US-Erdgaspreis ist gestern um 4% auf ein Monatstief von 3,35 USD je mmBtu gefallen. Die US-Lagerbestände stiegen in der vergangenen Woche um 63 Mrd. Kubikfuß und damit weniger stark als erwartet. Allerdings fiel der Lageraufbau damit immer noch deutlich stärker aus als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre von 46 Mrd. Kubikfuß. Somit nimmt das Risiko zu, dass die Kapazitätsgrenze der US-Erdgasspeicher im Herbst erreicht werden könnte. Derzeit liegen die Lagerbestände 19% über dem 5-Jahresdurchschnitt.


Edelmetalle

Der Goldpreis profitiert vom zunehmenden Konjunkturoptimismus und konnte bis auf 960 USD je Feinunze steigen. Denn mit einer anziehenden Konjunktur nehmen auch die Inflationsrisiken zu. Die Goldproduktion in Südafrika ist im Juni erneut um 12,2% gegenüber dem Vorjahr gesunken. Operative Probleme wie niedrigere Erzgehalte und steigende Kosten lassen die Goldproduktion im einstmals weltgrößten Produzentenland schon seit Jahren zurückgehen. Dafür steigt aber die Produktion in anderen wichtigen Produzentenländern wie China, Peru, Indonesien, Ghana und Russland, so dass die weltweite Minenproduktion in diesem Jahr nicht weiter zurückgehen dürfte.

Der Silberpreis ist heute auf ein 2-Monatshoch von 15,20 USD je Feinunze gestiegen. Aufgrund seiner starken industriellen Verwendung profitiert Silber noch stärker als Gold vom zunehmenden Konjunkturoptimismus. Der Gold-Silber-Koeffizient ist im Zuge dessen auf 63,5 gefallen, den niedrigsten Stand seit Mitte Juni. Im Gegensatz zu Gold erfreut sich Silber zudem eines ungebrochenen Anlegerinteresses. Die Bestände der Silber-ETFs sind bis zuletzt weiter gestiegen und liegen mit knapp 360 Mio. Unzen aktuell auf einem Rekordhoch. Wir bleiben für Silber optimistisch gestimmt.

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Industriemetalle

An rationalen Begründungen für die Rally bei den Industriemetallen hapert es zwar. Dennoch haben die Industriemetallpreise wieder auf breiter Front massiv zugelegt. Die Optimisten weisen dabei auf die Produktionsunterbrechungen bei Nickel in Kanada, eine fallende Minenproduktion in Südafrika, eine bevorstehende Wirtschaftserholung und den schwachen US-Dollar hin. Dass dies einen enormen Preisanstieg rechtfertigen sollte – der LME Industrie- metallindex hat in nur einem Monat über 31% zugelegt – ist aus unserer Sicht äußerst fraglich.

Ausschlaggebend für die gegenwärtig stabile Nachfrage sind vor allem die Aufstockung der Lager und die Konjunkturprogramme mit Sondermaßnahmen, wie z.B. der Abwrackprämie. Im Übrigen sollte man den Netto-Effekt der Abwrackprogramme nicht überschätzen. Denn die ausrangierten Autos liefern mehr Metallschrott als zur Herstellung meist kleinerer Autos, die mit der Prämie bezahlt werden, benötigt wird. Auch ist der Netto-Effekt bei der Ölnachfrage eher negativ. So werden, z.B. in den USA, Autos mit weniger als 19 MPG bzw. umgerechnet über 13 Liter pro 100 Km Kraftstoffverbrauch verschrottet. Die neuen Autos sind ökonomischer.

Die angespannte Situation zwischen China und Rio bei den Eisenerzverhandlungen unterstützt zwar vorerst die Kassapreise für Eisenerz. Langfristig will aber China laut dem Industrie- und IT-Minister mehr Einfluss bekommen, sprich niedrigere Preise. Den Anstieg der Eisenerzimporte, die in den ersten sieben Monaten um über 31% angezogen haben, sehen die chinesischen Behörden bereits mit Besorgnis an, weil dies wegen der Stahlüberkapazitäten "irrational" sei.


Agrarrohstoffe:

Der Rohzuckerpreis hat gestern ein neues 28-Jahreshoch von mehr als 23 US-Cents je Pfund erklommen, ehe Gewinnmitnahmen einsetzten. Innerhalb der vergangenen Woche ist der Zuckerpreis um mehr als 20% gestiegen, so dass Gewinnmitnahmen normal sind. Einen deutlichen Preisrückgang dürfte es allerdings nicht geben. Denn die Fundamentaldaten unterstützen das hohe Preisniveau. Die Schlüsselrolle kommt dabei Indien zu. Indien konsumiert schätzungsweise 24 Mio. Tonnen Zucker pro Jahr und ist damit der größte Zuckerverbraucher weltweit.

Aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen kann das Land den Bedarf seit diesem Jahr nicht mehr aus eigener Produktion decken. Besserung ist nicht in Sicht. Die Monsunregenfälle liegen seit Anfang Juni um 29% unter dem Durchschnittswert und in der vergangenen Woche sogar 56% niedriger als normal. Davon betroffen ist insbesondere die für den Zuckerrohranbau wichtige Provinz Uttar Pradesh. Die indische Zuckerproduktion dürfte daher auch im Oktober beginnenden neuen Erntejahr enttäuschen und der Importbedarf hoch bleiben. Dies gilt auch vor dem Hintergrund der deutlich geschrumpften Lagerbestände, welche Ende Juli auf 6 Mio. Tonnen gefallen sind und um 60% niedriger liegen als vor einem Jahr. Der kurzfristige Aufwärtsrend bei Zucker bleibt daher vorerst gut fundamental untermauert.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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