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Gefahr von ersten Hurrikans stützt Energiepreise

18.08.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Sorge vor hurrikanbedingten Produktionsausfällen im Golf von Mexiko lässt den WTI-Ölpreis heute früh auf 67 USD je Barrel steigen, nachdem gestern Tiefstände bei 65,20 verzeichnet wurden. Der Einfluss von Hurrikan Bill auf den WTI-Preis sollte allerdings nicht überschätzt werden. So sind die Lagerbestände in den USA aktuell hoch genug, um mögliche Produktionsausfälle zu kompensieren. Am ehesten könnten die US-Erdgaspreise profitieren, welche gestern bei 3,14 USD je mmBtu ein 7-Jahrestief verzeichnet haben. Damit ist Erdgas bezogen auf den Energiewert derzeit deutlich billiger als Rohöl. Die Spekulanten setzen dennoch in Erwartung steigender Lagerbestände und schwacher Nachfrage auf weiter fallende Erdgaspreise.

Das Risiko von Produktionsausfällen könnte die Spekulanten dazu veranlassen, Gewinne mitzunehmen und ihre Leerverkäufe teilweise glattzustellen (Grafik des Tages). Die Positionierung der Spekulanten ist derzeit extrem negativ, was oft eine Trendwende markiert.

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Momentan wird Brentöl mit einem Preisaufschlag von 3,5 US-Dollar gegenüber WTI gehandelt. Dies erklärt sich vor allem mit der unterschiedlichen Kontraktumstellung der beiden Ölsorten. Bei Brent gilt seit Anfang der Woche der Oktober-Kontrakt als Benchmarkt, bei WTI dagegen noch der September-Future. Vergleicht man die beiden Oktober-Kontrakte, beträgt die Preisdifferenz weniger als zwei US-Dollar. Dieser Preisabstand dürfte sich jedoch in den kommenden Wochen wieder vergrößern, weil der Oktober-Kontrakt von WTI derzeit durch die Umschichtungen der Öl-ETFs und Rohstoffindizes nach oben verzerrt ist. Diese verkaufen kurz vor der Kontraktumstellung den nächstfälligen (September-) Kontrakt und kaufen dafür den darauffolgenden (Oktober-) Kontrakt, bevor dieser die neue Benchmark wird.


Edelmetalle

Derzeit wird der Goldpreis in erster Linie durch die Wechselkursentwicklung bestimmt. So erklärt sich der Preisrückgang um 15 US-Dollar auf ein 2-Wochentief von 930 USD je Feinunze gestern mit dem kräftigen Anstieg des US-Dollar. Seine klassische Rolle als sicherer Hafen hat Gold derzeit komplett verloren. Denn der Preisrückgang erfolgte, obwohl die Risikoaversion deutlich zunahm und die Aktienmärkte unter Druck gerieten. Auch heute dürfte die Richtung des US-Dollar die Richtung für den Goldpreis vorgeben. Ein gestiegener ZEW-Index könnte den US-Dollar dabei ebenso belasten wie bessere Daten zum US-Immobilienmarkt. Dies könnte zu einer Fortsetzung der Preiserholung führen, welche gestern Abend einsetzte und den Goldpreis bereits um 10 US-Dollar vom gestrigen Tief steigen ließ.

Der große südafrikanische Goldproduzent Harmony berichtet für das am 30. Juni abgelaufene Geschäftsjahr einen Rückgang der Goldproduktion um 8,5% auf 45,4 Tonnen. Im Schlussquartal stieg die Produktion allerdings um 1,1% im Vergleich zum Vorquartal. Harmony will die Produktion im neuen Geschäftsjahr sogar um 9% ausweiten.


Industriemetalle

Das schwere Unglück im größten Wasserkraftwerk Russlands, Sajano-Schuschenskaja, könnte für den Aluminiumpreis Implikationen haben. Denn das mit 6,4 GW Leistung stärkste Kraftwerk Russlands speist vier Aluminiumhütten des weltgrößten Aluminiumproduzenten Rusal. Die sich in der Nähe des Kraftwerks befindlichen Chakasskij und Sajanogorskij Aluminiumwerke, die ihren Strom komplett von Sajano-Schuschenskaja beziehen, verfügen über Produktionskapazitäten von insgesamt 837 Tsd. Tonnen Aluminium pro Jahr.

Die beiden anderen Werke, Krasnojarskij und Nowokusnezkij, die auch vom Sajano-Schuschenskaja eingespeist werden, können jährlich sogar über 1,3 Mio. Tonnen Aluminium produzieren. Zum Vergleich lag die rekordhohe Weltaluminiumproduktion im Vorjahr bei 25,7 Mio. Tonnen. Nach Einschätzung von Rusal könnte die Gesellschaft durch die Stilllegung des Kraftwerks über 500 Tsd. Tonnen Aluminium jährlich verlieren. Wenn man berücksichtigt, dass die Reparaturarbeiten nach Ansicht des Kraftwerkbetreibers RusHydro bis zu vier Jahren dauern könnten, wird das Ausmaß für den Aluminiummarkt klar. Jedoch werden die Produktionsprobleme in Russland die Produktionsüberschüsse lediglich reduzieren. Belasten könnten dagegen die nach wie vor steigenden LME-Lagerbestände, die heute erneut um knapp 20,5 Tsd. Tonnen zunahmen.


Agrarrohstoffe:

Gestern hat das US-Landwirtschaftsministerium den Erntefortschrittsbericht für die vergangene Woche veröffentlicht. Demzufolge waren wie in der Woche zuvor 68% der US-Maisernte in guter bis sehr guter Verfassung. Bei Sojabohnen betrug dieser Anteil unverändert 66%. Noch immer liegen die Mais- und Sojanbohnenpflanzen in ihrer Entwicklung ein bis zwei Wochen hinter dem zu dieser Jahreszeit üblichen Niveau, was das Risiko von verminderten Erträgen erhöht. Bei Sommerweizen stieg der Anteil der Ernte, welcher als gut bis sehr gut eingeschätzt wird, auf 74% von 72% in der Woche zuvor. Allerdings hinkt die Sommerweizen-ernte mit 13% noch deutlich hinter dem 5-Jahresdurchschnitt hinterher, welcher bei 48% liegt.

Zwar stellt Sommerweizen nur 25% der US-Weizenernte, war aber allein für die jüngste Aufwärtsrevision der US-Weizenproduktion verantwortlich. Von daher stellt der Ernterückstand bei Sommerweizen einen Risikofaktor für die Weizenproduktion dar, weil ungünstigere Witterungsbedingungen die erwarteten Ernteerträge noch mindern könnten. Saisonal bedingt standen die Preise während der Winterweizenernte beim größten Weizenexporteur der Welt, den USA, unter Druck. Mittlerweile sind jedoch 94% der Winterweizenernte abgeschlossen. Dies sollte die Preise also nicht mehr belasten. Wir erwarten dagegen, dass die Abwärtsrevisionen für die Ernte in Kanada, Argentinien, Russland und Kasachstan gepaart mit den möglichen Ausfällen wegen der El Niño bedingten Dürre in Australien die Weizenpreise in den kommenden Monaten unterstützen werden.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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