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US-Erdgaspreis fällt erstmals seit 7 Jahren unter 3 USD

21.08.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist auf ein 7-Wochenhoch von 73,20 USD je Barrel gestiegen. Der Anstieg hängt vor allem mit dem gestrigen Kontraktwechsel zusammen. Der Oktober-Kontrakt, welcher seit heute die neue Benchmark ist, notierte vor der Umstellung aufgrund der steigenden Terminkurve deutlich höher als der ausgelaufene September-Kontrakt. Der Preisaufschlag von Brent zu WTI ist nach der Kontraktumstellung auf weniger als einen US-Dollar geschrumpft, dürfte aber in den kommenden Wochen wieder steigen. So ist der kräftige Rückgang der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche auf Sonderfaktoren zurückzuführen und dürfte in den kommenden Wochen rückgängig gemacht werden, was den WTI-Preis belasten sollte. Zudem wird die CFTC in den kommenden Monaten Maßnahmen zur stärker Regulierung der US-Energiemärkte beschließen, was zu einem Preisrückgang von WTI führen dürfte (siehe Rohstoffe Kompakt Energie vom 20. August).

Der US-Erdgaspreis ist gestern erstmals seit 7 Jahren unter die Marke von 3 USD je mmBtu gefallen. Die US-Erdgaslagerbestände stiegen in der vergangenen Woche um 52 Mrd. Kubikfuß. Der Lageraufbau fiel damit weniger stark aus als erwartet und war auch niedriger als im Durchschnitt der vergangenen 5 Jahre. Dass der Gaspreis dennoch um 5,6% auf 2,91 USD je mmBtu einbrach, deutet auf eine extrem negative Stimmung am Erdgasmarkt hin. Dieser wird weiter von der Leerverkäufern dominiert, welche auf ein Erreichen der Kapazitätsgrenze im Herbst spekulieren. Knapp drei Monate vor dem Ende des Lageraufbauzyklus sind die US-Erdgasspeicher bereits zu etwa 80% gefüllt. Das Erholungspotenzial für Erdgas ist daher trotz des niedrigen Preisniveaus und der günstigen Bewertung im Vergleich zu Rohöl begrenzt.

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Edelmetalle

Der Goldpreis verharrt bei 940 USD je Feinunze. Indien hat im Juli nach Angaben der Bombay Bullion Association lediglich 7,8 Tonnen Gold importiert. Die Goldeinfuhren lagen damit niedriger als die vorherigen Schätzungen von 8-10 Tonnen und deutlich unter dem Vorjahreswert von 24 Tonnen. In den ersten sieben Monaten summieren sich die Goldimporte auf 71,6 Tonnen, was einem Rückgang um mehr als 50% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die BBA warnt zudem, dass die derzeitige Dürre die Goldkäufe weiter belasten könnte.

Die US-Regierung wird die Abwrackprämie am Montag auslaufen lassen, weil das zur Verfügung stehende Budget erschöpft ist. Das Programm hat zum jüngsten Anstieg der US-Automobilproduktion maßgeblich beigetragen. Platin verliert daher seit gestern knapp 2% auf 1.230 USD je Feinunze, obwohl die Platinproduktion in Südafrika durch einen Streik beim weltweit zweitgrößten Platinproduzenten Impala Platinum ab Montag beeinträchtigt werden könnte. Südafrika stellt 75% der weltweiten Platinproduktion.


Industriemetalle

Gibt es einen Stimmungswechsel bei den Industriemetallen? Denn trotz positiver Konjunkturnachrichten stehen die Metallpreise unter Druck. Kupfer fällt unter 6.000 USD je Tonne, Aluminium unter 1.900 USD je Tonne und Nickel unter 19.000 USD je Tonne. Dabei sind die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und Frankreich im August stärker gestiegen als erwartet, in Frankreich sogar erstmals seit 15 Monaten über die kritische Marke von 50, was auf Expansion im Industriesektor hindeutet. Von den großen Ländern war dies bislang nur in China der Fall.

Die Eisenerzproduzenten suchen händeringend nach alternativen Preisgestaltungs¬mechanismen, nachdem das bisherige System in den letzten Jahren erhebliche Lücken gezeigt hat. Im existierenden Benchmark-System gilt der Preis für den ersten Kontrakt als wegweisend für die ganze Industrie. Bereits im Vorjahr konnten jedoch BHP und Rio teilweise einen höheren Preis als Vale erzielen, mit dem Argument, dass die Transportkosten von Australien nach Asien niedriger als von Brasilien sind. In diesem Jahr hat vor allem China mit der Forderung nach einem niedrigeren Preis als die restlichen Stahlproduzenten für Aufsehen gesorgt.

Wir rechnen damit, dass die großen Eisenerzkonzerne künftig Abstand von einem einheitlichen Benchmark-Preis nehmen, der für die ganze Welt gilt. Die Eisenerzproduzenten könnten dann auch flexibler auf veränderte Marktbedingungen reagieren. So will der Stahlproduzent ArcelorMittal aufgrund der verbesserten Nachfrage zwei stillgelegte Hochöfen in den USA wieder in Betrieb nehmen.


Agrarrohstoffe

Die argentinische Staatspräsidentin Kirchner hat vom Kongress die Erlaubnis bekommen, auch weiterhin die Steuern für die Ausfuhren von Getreide und Ölsaaten festzusetzen. Dies könnte Auswirkungen auf die Preisentwicklung von Mais und insbesondere von Sojabohnen haben. Denn Argentinien ist der drittgrößte Mais- und Sojabohnenexporteur weltweit. In den vergangenen Monaten ist es mehrere Male zum Streit zwischen der argentinischen Regierung und den heimischen Bauern gekommen, welche ihrerseits eine Senkung bzw. Abschaffung der Exportsteuern fordern und als Protest gegen die Besteuerung vorübergehend den Export von Sojabohnen blockierten. Dies hat neben den dürrebedingten Ernteschäden mit zum Anstieg der Sojabohnenpreise beigetragen, weil dadurch die Abhängigkeit von den USA als weltgrößten Lieferanten noch größer wurde.

Zwar dürfte die argentinische Sojabohnenproduktion im kommenden Erntejahr wieder deutlich steigen. Das Risiko von Lieferunterbrechungen besteht aber fort. Zudem könnten Bauern als Reaktion auf die Exportsteuern weniger Sojabohnen anbauen als zunächst geplant. Da auch Weizen und Mais von den Steuern betroffen sind, dürfte es aber nicht zu Umschichtungen zugunsten einer anderen Getreideart kommen, sondern eher zu einer Reduzierung der Anbauflächen insgesamt.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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