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Widersprüchliche US-Lagerdaten

27.08.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis notiert am Morgen wenig verändert bei 71 USD je Barrel. Die gestern vom US-Energieministerium veröffentlichten Daten zu den US-Lagerbeständen gaben den Ölpreisen nur kurzzeitig Auftrieb. Die Rohölvorräte stiegen in der vergangenen Woche zwar um 128 Tsd. Barrel und liegen damit weiterhin über dem 5-Jahreskorridor (siehe Grafik).

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Nachdem das American Petroleum Institute am Tag zuvor einen Anstieg um mehr als 4 Mio. Barrel gemeldet hatte, ging der Markt im Vorfeld aber von einem stärkeren Lageraufbau aus. Der kräftige Anstieg der Rohölimporte um 1,1 Mio. Barrel pro Tag hätte eigentlich für einen deutlich stärkeren Lageraufbau gesprochen. Es ist daher gut möglich, dass die Rohöllagerbestände in der kommenden Woche stark steigen und der Rückgang der Rohöllagerbestände in Cushing um 1,5 Mio. Barrel korrigiert wird.

Erfreulich war der Rückgang der Benzinlagerbestände um 1,7 Mio. Barrel. Da sich die Raffinerieauslastung gegenüber der Vorwoche kaum verändert hat, deutet dies auf eine anziehende Nachfrage hin, nachdem in den Wochen zuvor noch eine geringere Rohölverarbeitung für den Rückgang der Benzinvorräte hauptverantwortlich war. Die zuletzt deutlich gesunkenen Verarbeitungsmargen geben den Raffinerien derzeit wenig Anreiz, die Benzinproduktion auszuweiten, so dass sich der Lagerabbau zum Ende der Sommer-Fahrsaison weiter fortsetzen kann.

Heute Nachmittag veröffentlicht das US-Energieministerium die Lagerdaten für Erdgas. Diese wurden in den vergangenen Wochen von den Spekulanten häufig zum Anlass genommen, auf weiter fallende Preise zu setzen. Ein Test des Anfang der Woche bei 2,73 USD je mmBtu verzeichneten 7-Jahrestiefs ist daher nicht ausgeschlossen. Erwartet wird ein Lageraufbau um 52 Mrd. Kubikfuß. Der 5-Jahresdurchschnitt liegt bei 67 Mrd. Kubikfuß.


Edelmetalle

Gold verbilligte sich zeitweise um bis zu 10 US-Dollar, notiert am Morgen aber leicht erholt bei 945 USD je Feinunze. Der Goldpreis bleibt dabei in erster Linie bestimmt durch die Bewegungen des US-Dollar. Während SPDR Gold Trust seit drei Monaten unter Abflüssen leidet, meldet der Gold-ETC von ETF Securities allein am Dienstag Rekordzuflüsse von 211.500 Unzen (6,6 Tonnen). Innerhalb einer Woche stiegen die Goldbestände ETFS zufolge um 18%.

Preisbelastende Nachrichten kamen dagegen von der Angebotsseite. Russland hat in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres 101,8 Tonnen Gold produziert und damit 21% mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Maßgeblich hierfür war nach Angaben des Verbandes der russischem Goldindustrie u.a. der Start zweier Goldminen in der fernöstlichen Provinz Chukotka.

Der Platinpreis dürfte von Produktionsunterbrechungen in Südafrika profitieren. Die Gewerkschaft hat nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen angedroht, den Streik bei Impala Platinum auszuweiten. Impala Platinum stellt 25% der weltweiten Platinproduktion.


Industriemetalle

Die Entwicklung der Industriemetalle war gestern trotz positiver US-Konjunkturdaten zu den Auftragseingängen und zum Immobilienmarkt uneinheitlich: Aluminium gab deutlich nach und notiert nun wieder unterhalb von 1900 USD je Tonne. Die gemäß International Aluminium Institute im Juli abermals gefallenen Lagerbestände gaben wenig Unterstützung: Sie liegen zwar mittlerweile knapp 24% niedriger als zu Jahresbeginn, aber mit 2,3 Mio Tonnen sind die außerhalb der LME und der COMEX registrierten Lagerbestände die weniger bedeutende Größe. Denn an der LME verharren die Lagerbestände mit 4,6 Mio Tonnen weiterhin auf Rekordniveau.

Blei dagegen kann sich über der Marke von 2000 USD je Tonne halten. Angebotssorgen infolge von (möglichen) Werksschließungen in China stützen den Preis: Die Henan Jinli Lead Group hat weitere Kapazitäten von 60 Tsd. Tonnen geschlossen. Darüber hinaus hat die chinesische Regierung angeordnet, einige kleinere Schmelzen mit einer Kapazität von 20 bis 30 Tsd. Tonnen zu schießen. Wir hatten bereits darauf hingewiesen, dass China das mit Abstand größte Produzentenland ist und der Bleimarkt in der ersten Jahreshälfte nur einen knappen Überschuss aufwies. Anders als in der Vergangenheit üblich ist Blei deshalb zur Zeit 150 USD je Tonne teurer als Zink. Aber auch hier ist das Preisniveau bereits hinreichend hoch, die Produktion wieder profitabel zu machen: so arbeitet das belgische Unternehmen Nyrstar in zwei Standorten in den USA und den Niederlanden bereits wieder mit voller Kapazität.


Agrarrohstoffe

Die Internationale Kakaoorganisation hat die Prognose für die indonesische Kakaoproduktion im laufenden Erntejahr leicht nach oben revidiert. Demzufolge dürften in den zwölf Monaten bis Ende September 490 Tsd. Tonnen Kakaobohnen geerntet werden, 5 Tsd. Tonnen mehr als bislang erwartet. Nicht darin berücksichtigt ist allerdings das Risiko von Produktionsausfällen aufgrund von El Nino im kommenden Erntejahr. Indonesien stellt 14% der weltweiten Kakaoproduktion und ist damit der drittgrößte Kakaoproduzent der Welt.

Die argentinischen Bauern wollen ab Freitag in einen 7-tägigen Streik treten, um gegen die Agrarpolitik der Regierung zu protestieren. Der Kongress hatte erst letzte Woche das Mandat für Staatspräsidentin Kirchner verlängert, die Exportsteuern auf Agrarerzeugnisse festzulegen (siehe auch TagesInfo vom 21. August). Argentinien ist der drittgrößte Exporteur von Mais und Sojabohnen und einer der weltweit führenden Weizen- und Rindfleischexporteure. Die Unterbrechungen der Lieferungen könnte daher zu steigenden Preisen der betreffenden Agrarrohstoffe führen. Das gilt insbesondere für Sojabohnen, wo die weltweiten Lagerbestände bereits auf ein historisch niedriges Niveau gefallen sind.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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