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Bankreserven und Inflation

28.08.2009  |  Steve Saville
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Um es anders zu formulieren: Eine beliebige Menge an Bankreserven kann jetzt eine beliebige Menge an Bankeinlagen absichern. Und hier haben wir in aller Kürze formuliert den Grund, weshalb es nicht sinnvoll ist, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was mit den heutzutage ungewöhnlich großen Mengen an Bankenreserven passieren wird - so als stünde die Problematik Inflation/ Deflation mit den Bankenreserven in Verbindung. Wir haben den "Geldmultiplikator" (so wie er in Wirtschaftskursen gelehrt wird) in unseren TSI-Kommentaren der letzten Jahre nur deshalb erwähnt, um zu zeigen, dass er an sich keine nennenswerte Bedeutung mehr hat.

Warum aber glauben, vor dem Hintergrund der oben gemachten Beobachtung, nun so viele Analysten, aus den Bankenreserven würde sich über einen 10:1-"Geldmultiplikator" (oder nehmen Sie eine andere Zahl) das gesamte Geldangebot ergeben? Weil, so glauben wir, die monetäre Welt vor langer Zeit einmal so funktionierte. Die Regeln wurden aber geändert, doch alte Angewohnheiten - wie zum Beispiel die Annahme, die US-Notenbank könnte das Geldangebot in der Gesamtwirtschaft steigen lassen, indem sie die Reserven der Banken aufstockt - lassen sich nur schwer ablegen. Die US-Notenbank hat durchaus beachtlichen Einfluss auf das Geldangebot - allerdings dadurch, dass sie die Zinssätze verzerrt und durch die Tatsache ihrer Existenz an sich (durch die Existenz der US-Notenbank können Privatbanken und die Regierung Dinge tun, die sie andernfalls nicht wagen würden oder die zu tun, sie gar nicht in der Lage wären.)

In Bezug auf die Problematik Inflation/Deflation denken wir nun, dass die schlauen Deflationisten (diejenigen, die Deflation unter dem Gesichtspunkt des Geldangebots und nicht der Preise definieren) wohl bei den meisten Dingen richtig liegen. Sie haben aber im Besonderen damit Recht, dass der Bankensektor in den kommenden Jahren nicht maßgeblich zum Wachstum des gesamtwirtschaftlichen Geldangebots und Kredits beitragen kann - und dabei ist es fast nicht von Bedeutung, was mit den Bankreserven passiert. Wir denken jedoch, dass deren übergreifende Schlussfolgerung falsch ist.

Sie liegen unserer Meinung nach falsch, weil sie der folgenden Tatsache keine Rechnung tragen: Während länger anhaltender Phasen schwacher wirtschaftlicher Aktivität ist der Staat die inflationäre Haupttriebkraft und nicht das Bankenestablishment. Die Regierung, die sich das Werkzeug mit dem Namen Zentralbank zu Nutzen macht, kann buchstäblich unbegrenzte* Mengen neues Geld ins Dasein leihen. Die Zentralbank für ihren Teil kann diese Prozesse unterdessen helfend begleiten - nicht nur durch die Monetisierung beliebiger Mengen Staatsschulden (Ankauf mit aus dem Nichts geschöpften Geld), die nicht von anderen Investoren aufgenommen werden können, sondern auch durch neues Geld, das direkt in den Wirtschaftskreislauf eingebracht wird.

Im vergangenen Jahr wurden unsere Ansichten dahingehend deutlich bestätigt, dass die inflationären Anstrengungen des Staates die deflationären Effekte, die das Deleveraging im privaten Sektor mit sich bringt, übersteigen. Der US-Bankensektor stagniert beispielsweise seit August letzten Jahres und dennoch hat das gesamtwirtschaftliche Kreditangebot nicht aufgehört zu wachsen - und das TMS wuchs mit ca. 13%. Die Inflation wird hauptsächlich von der drastisch steigenden Kreditaufnahme des Staates angetrieben und in zweiter Linie durch die Umsetzung von Programmen der US-Notenbank**, mit denen die Geschäftsbanken umgangen werden und neues Geld direkt in die Wirtschaft gepumpt werden kann.

Zusammenfassend lässt sich Folgendes sagen: Auch wenn sicherlich ein Risiko besteht, dass der massive Zufluss von Reserven ins Bankensystem am Ende zu einem übergeordneten Inflationsproblem beitragen wird, so hängt unsere Inflationsprognose in keiner Weise von einer solchen Möglichkeit ab. Das vergangene Jahrzehnt über sind wir immer bei unserer Meinung geblieben: Sollten die Privatbanken und die privaten Kreditnehmer ihre jeweiligen Bilanzen und Schuldenlasten nicht stärker ausweiten wollen oder können, so wird der Staat die Kontrolle übernehmen und sich beliebige Mengen frischen Geldes "neu-erleihen". Und auch jetzt gibt es keine guten Gründe, von dieser Prognose Abstand zu nehmen, denn das vergangene Jahr hat unseren Ansichten dahingehend deutlich Nachdruck verliehen.


*) Allein die Bond- und Währungsmärkte werden hier als praktische Begrenzung funktionieren, dahingehend, dass monetäre Inflation (aus Regierungssicht) dann kontraproduktiv wird, sobald die Anleiherenditen anfangen, nach oben zu schießen und/oder der Wechselkurs der Währung einbricht. Solange die Bond- und Währungsmärkte kooperativ bleiben, wird die Regierung an der monetären Front gewissermaßen frei Hand haben.

**) Wie die Bilanzen der Privatbanken, so ist auch die Bilanz der US-Notenbank stark beeinträchtigt. Aber auch wenn die Anteilseigner der US-Notenbank Privatbanken sind (technisch betrachtet, hat jede in den USA operierende Bank einen Eigentümeranteil an der Fed), so unterliegt die Fed bei ihrer Arbeit jedoch nicht denselben Beschränkungen wie Privatbanken. Daran kann es eigentlich keinen Zweifel geben, denn ansonsten wäre die Fed in den letzten Jahren abgeschafft worden - aufgrund ihrer nachweislichen Bereitschaft, die eigenen Bilanzen zu verschleiern, um neues Geld und Kredit in die Wirtschaft zu bringen. Im Grunde operiert die US-Notenbank sehr ähnlich einer Bundesbehörde. Wenn eine Bundesbehörde in Schwierigkeiten gerät, werden ihr oft mehr Ressourcen und mehr Macht zugestanden.


Zurzeit bieten wir kein kostenloses Probeabo an, kostenlose Beispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren Kommentaren) können aber unter www.speculative-investor.com eingesehen werden.



© Steve Saville
www.speculative-investor.com

Dieser Artikel wurde am 24.08.09 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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