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Starker Anstieg des Goldpreises

03.09.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Rohölpreis fiel nach der Veröffentlichung der US-Lagerdaten kurzzeitig bis auf 67 USD je Barrel. Die Rohöllagerbestände sind nach Angaben des US-Energieministeriums in der vergangenen Woche um 372.000 Barrel zurückgegangen. Ein stärkerer Lagerabbau wurde durch einen deutlichen Anstieg der Rohölimporte verhindert. Obwohl die Raffinerien ihre Produktion ausweiteten, sanken die Benzinvorräte um 3,0 Mio. Barrel, weil sich die Benzinnachfrage zum Ende der Sommer-Fahrsaison zu erholen scheint. Dies dürfte dazu beigetragen haben, dass sich der Ölpreis wieder auf 68 USD erholen konnte.

BP meldete gestern im Golf von Mexiko einen "Riesenölfund" von über 3 Mrd. Barrel. Die Neuentdeckung wird in der Zukunft sicherlich seinen Platz unter die größten Ölfeldern der Welt einnehmen, ist für die gegenwärtige Preisentwicklung aber völlig irrelevant. Dennoch hat diese Nachricht den Ölbullen die Stimmung weiter verdorben und die Preise vorübergehend unter Druck gesetzt.

Der US-Erdgaspreis ist gestern erneut um über 3,7% gefallen. Wir rechnen damit, dass der Preis noch einige Zeit unter Druck bleibt, bevor er im Herbst nach einer Phase mit sehr starker Volatilität massiv steigen sollte, weil die Hedge-Fonds ihre Leerverkäue wieder eindecken werden müssen. Heute dürften die Lagerbestandsdaten nochmals für weiteren Abgabedruck sorgen. Der Markt rechnet mit einem Lageraufbau von 68 Mrd. Kubikfuß.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist auf ein 3-Monatshoch von 980 USD je Feinunze gestiegen. Bemerkenswert ist, dass der gestrige Anstieg um 20 US-Dollar weitgehend unabhängig von der Wechselkursentwicklung erfolgte. Der Preissprung dürfte in erster Linie auf kurzfristig orientierte Marktteilnehmer zurückzuführen sein. Zudem gibt es Medienberichte, wonach chinesischen Staatsfonds demnächst verstärkt in Gold investieren könnten. Die Investmentnachfrage ist dagegen weiterhin eher gedämpft. Die Goldbestände des SPDR Gold Trust stiegen gestern zwar um 1,5 Tonnen. Das ist aber deutlich weniger als die massiven Zuflüsse von 20-30 Tonnen pro Tag im Frühjahr, als Sicherheitskäufe den Goldpreis bis auf 1.000 USD steigen ließen. Dem gestrigen Anstieg mangelt es an derartiger Unterstützung.

Zudem sollte das hohe Niveau der Netto-Long Positionen den Goldbullen Anlass zur Sorge geben. Das Verhältnis von Longpositionen zu Shortpositionen betrug in der letzten Woche 9:1 und liegt damit so hoch wie zuletzt vor sechs Jahren. Damit besteht das Risiko einer scharfen Korrektur, sollten die spekulativen Anleger Gewinne mitnehmen. Die Goldkäufe der chinesischen Staatsfonds dürften sich über mehrere Jahre erstrecken und nicht über wenige Monate oder gar Wochen. Kurzfristig spricht die Nähe zur 1000-USD-Marke allerdings dafür, dass die spekulative Nachfrage zunächst hoch bleibt.

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Industriemetalle

Die Metallpreise profitieren heute Morgen von den Kursgewinnen am chinesischen Aktienmarkt, welcher nach den deutlichen Verlusten der vergangenen Wochen heute den dritten Tag in Folge zulegen kann. Der Aluminiumkonzern Alcoa hat die Prognose für die weltweite Aluminiumnachfrage in diesem Jahr angehoben und erwartet nur noch einen Rückgang um 5,5%. Zuvor war man noch von einem Rückgang um 7% ausgegangen. Als Grund für die Aufwärtsrevision wurde von Alcoa die stärkere Nachfrage aus China genannt. Da in China zuletzt aber auch die Produktionskapazitäten deutlich ausgeweitet worden sind - die chinesische Aluminiumproduktion stieg zwischen Februar und Juli um 25% - bleibt der Aluminiummarkt im Überschuss. Darauf deuten auch die LME-Lagerbestände hin, die sich weiter auf Rekordniveau befinden.

Nicht nur die Preise für Tanker, sondern auch die für Trockengutfrachter und Containerschiffe sind zuletzt masiv eingebrochen. Die Preise sowohl für die Containerschiffe als auch für die größten Capesize-Bulkerschiffe haben sich dabei gedrittelt. Bei Capesize Frachters rechnen die Analysten sogar damit, dass die Preise, die von 180 Mio. USD im Vorjahr auf nunmehr 55 Mio. USD gefallen sind, noch weiter auf 40 Mio. USD fallen werden. Zwar lässt es mehr Raum für die Preiserhöhungen bei Rohstoffen selbst, zeigt aber auch die Skepsis bezüglich der mittelfristigen Entwicklung.


Agrarrohstoffe

Die Weizenernte in Australien hat aufgrund der warmen und trockenen Witterung zwei Wochen früher begonnen. Dies dürfte sich in den betroffenen Regionen in niedrigeren Ernteerträgen niederschlagen. Schätzungen gehen davon aus, dass in der betroffenen Provinz im nordöstlichen Bundesstaat Queensland in diesem Erntejahr lediglich 200 Tsd. Tonnen Weizen geerntet werden. Das sind 40% des normalen Erntevolumens. Dennoch gehen viele Institute weiterhin von einer sehr guten australischen Weizenernte aus.

So rechnet das australische Forschungsinstitut ABARE mit einem Erntevolumen von 22 Mio. Tonnen. Das US-Landwirtschaftsministerium geht in seiner aktuellen Schätzung von 23 Mio. Tonnen aus. Beides wäre sogar mehr als das erzielte Erntevolumen von 21,5 Mio. Tonnen aus dem vergangenen Jahr. Marktbeobachter verweisen dabei auf den guten Zustand der Ernte in Westaustralien. Von der Regenarmut sind bislang vor allem die Anbauregionen in den östlichen Provinzen betroffen. ABARE weist aber darauf hin, dass seine Prognose von hinreichenden Regenfällen während der Wachstumsphase abhängig ist. Die australische Weizenernte findet hauptsächlich von November bis Januar statt, so dass die kritische Wachstumsphase noch zwei Monate andauert. Wir haben wiederholt auf die dürrebedingten Ernterisiken aufgrund von El Nino hingewiesen. Australien gehört zu den fünf größten Weizenexportländern weltweit.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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