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EZB wie erwartet, Prognosen angepaßt, trotzdem skeptischer Unterton …

04.09.2009  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.4260, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im USHandel bei 1.4237 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 92.65. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.10, während EUR-CHF bei 1.5145 oszilliert.

Die EZB hat erwartungsgemäß den Leitzins bei 1,0% belassen. Bei dem nächsten 12 Monatsrepo wird es bei einem Festsatz von 1,00% bleiben. Damit liefert die EZB ein hohes Maß an Verläßlichkeit.

Die Wachstumsprognose (Stabprojektion) per 2009 wurde von -4,1% bis -5,1% auf -3,8% bis -4,4% erhöht. Per 2010 wird ein Wachstum zwischen +0,5% bis +0,9% erwartet nach bisher -0,5% bis +0,9%. Wir freuen uns über diesen Erkenntnisgewinn und sind uns sicher, daß hier erst der erste Schritt der Prognoseanpassung per Kalenderjahr 2009 vollzogen worden ist.

Die Verbraucherpreise sieht die EZB (Stabprojektion) per 2009 zwischen 0,2% bis 0,6% nach zuvor 0,1% bis 0,5%. Per 2010 wurde die Prognose von 0,6% bis 1,4% auf 0,8% bis 1,6% erhöht.

Hier mag nach vorne schauend weniger Anpassungsbedarf als bei den Wachstumsprognosen drohen.

Herr Trichet betonte einmal mehr die Ausrichtung auf das Thema Preisstabilität. Das ist der Auftrag der EZB. Da gibt es nichts zu bemängeln. Man werde seitens der EZB alles tun, die notwendige Liquidität für Banken sicherzustellen. Das wissen wir zu schätzen. Der skeptische Unterton bezüglich der Konjunkturentwicklung dominiert weiter. Das irritiert unverändert. Erst sah man die Krise und deren Umfang zumindest öffentlich nicht in angemessener Form (… "the crisis is contained" …) und nun sah man die einsetzende Erholung nicht. "Food for thought!"

Herr Stark von der EZB sagte, die aktuellen Daten deuten an, daß das Schlimmste der Krise überstanden sei. Wir stimmen zu. Der freie Fall der Konjunktur sei gestoppt worden. Kein Widerspruch, das gilt übrigens schon ab dem 2. Quartal 2009 und nicht erst per 3. Quartal 2009! Man erwartet per 2010 eine ökonomische Erholung. Die setzt in Deutschland und Frankreich im 2. Quartal 2009 ein, also im ersten Halbjahr 2009 und nicht erst 2010! Der Inflationsdruck sei mittelfristig sehr limitiert. Grundsätzlich kein Widerspruch, Risiken bleiben bezüglich der Rohstoffmärkte.

Die Einzelhandelsumsätze sanken per Juli in der Eurozone überraschend um 0,1% im Monatsvergleich. Die Prognose war bei +0,1% angesiedelt. Da der Vormonatswert jedoch von -0,2% auf 0,0% angepaßt wurde, entsprach das Ergebnis für die Zweimonatsperiode exakt den Erwartungen. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um -1,8% (Prognose -2,2%) nach - 2,4%. Der beigefügte Chart kann in Richtung einer Bodenbildung interpretiert werden.
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Die Arbeitslosenerstanträge sanken per Berichtswoche 29.8.2009 von zuvor 574.000 (revidiert von 570.000) auf 570.000. Die Prognose war bei 565.000 angesiedelt. Die Abweichungen sind insignifikant.

Die Entwicklung der Erstanträge implizieren in den letzten Wochen keine Verbesserung der Bedingungen am US-Arbeitsmarkt, sondern eine Seitwärtsbewegung auf bekanntem Terrain.

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Der ISM-Dienstleistungsindex per August setzte positive Signale. Der Index legte von 46,4 auf 48,4 Punkte auf das höchste Niveau seit September 2009 zu. Die Prognose lag bei 48,0 Zählern. Besonders positiv stach der Geschäftstätigkeitsindex hervor, der von 46,1 auf 51,3 Zähler anzog.

Der Beschäftigungsindex verbesserte sich von 41,5 auf 43,5 Punkte. Der Auftragsindex näherte sich mit 49,9 nach 48,1 der kritischen 50 Punktemarke.

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Heute stehen die US-Arbeitsmarktdaten per August im Mittelpunkt des Interesses des Finanzmarkts.

Die Quote soll von 9,4% auf 9,5% zulegen. Unsere kritische Haltung bezüglich der Quote setzen wir als bekannt voraus. Die Quote U-6 (BLS, Table A12), die Vergleichbarkeit mit europäischen Pendants offeriert, verzeichnete zuletzt einen Rückgang von 16,5% auf 16,3%.

Entscheidend ist die Beschäftigungsentwicklung außerhalb des Agrarbereichs. Hier ergab sich zuletzt ein Rückgang der negativen Dynamik. Die Jobverluste, die sich in der Spitze auf -741.000 per Januar 2009 stellten bildeten sich zurück auf 247.000 Arbeitsplatzverluste per Juli. Im August werden Jobverluste in einer Größenordnung von 225.000 unterstellt. Bei aller Freude über diese rückläufige negative Dynamik am US-Arbeitsmarkt bleibt der bittere Nachgeschmack, daß sich weiterhin Arbeitsplatzverluste in erheblichen Umfang ergeben. Der Blick auf den Chart ist diesbezüglich hilfreich.

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Weiterhin empfiehlt sich ein Blick auf die gesamte Beschäftigtenzahl. Das aktuelle Niveau der Beschäftigung entspricht dem Niveau des Jahres 2004 (bei einer wachsenden Bevölkerung).

Ein schneller „Rebound“ der maßgeblich konsumgetriebenen US-Wirtschaft steht vor diesem Hintergrund nicht auf der Agenda. Das von einigen immer noch favorisierte Thema "Outperformance" der US-Wirtschaft gegenüber anderen Regionen ist schon jetzt ein verstaubter Ladenhüter!

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein unterschreiten der Unterstützung bei 1.3970 - 1.4000 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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