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Positive Rohstoffmeldungen haben auch Kehrseiten

11.09.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Man versucht oft auch das kurzfristige Geschehen am Ölmarkt mit fundamentalen Fakten, wie z.B Angebot und Nachfrage, zu erklären bzw. begründen. Dies ist jedoch nicht immer möglich, weil der Ölmarkt in erster Linie durch die Gunst der Anleger bestimmt wird, was auch den jüngsten starken Zusammenhang mit den Aktien und die starke Reaktion auf die Wirtschaftsdaten erklärt. Die jüngsten Daten waren jedenfalls allesamt positiv für den Ölpreis.

Zum einen hat gestern die Internationale Energieagentur IEA die Schätzungen für die globale Ölnachfrage für die Jahre 2009 und 2010 um jeweils 0,5 Mio. Barrel täglich nach oben revidiert. Zum anderen gab das US-Energieministerium DOE gestern bekannt, dass die Rohöllagerbestände in den USA in der Woche zum 4. September um 5,9 Mio. Barrel gefallen sind. Erwartet war ein Rückgang um "nur" 1,85 Mio. Barrel. Außerdem bleibt die Ölnachfrage China sehr stark: im August sind die chinesischen Netto-Importe von Rohöl um 18% im Jahresvergleich auf umgerechnet 4,2 Mio. Barrel täglich gestiegen. Die chinesischen Raffinerien haben im August mit 7,67 Mio. Barrel 9% mehr Rohöl verarbeitet als im Vorjahr.

All diese Meldungen haben jedoch auch Kehrseiten. Die IEA meldete gleichzeitig einen weiteren Anstieg der globalen kommerziellen Rohölvorräte. Diese lagen Ende Juli bei 2,79 Milliarden Barrel bzw. 4,6% höher als vor einem Jahr. Die gegenwärtige Reichweite von knapp 62 Tagen rechtfertigt eigentlich ein weitaus niedrigeres Preisniveau als 70 USD je Barrel.

Auch die Meldung des DOE ist etwas irreführend. Denn der Großteil der Rückgangs ist auf die geringen Rohölimporte zurückzuführen und die US-Lagerbestände für Benzin und Destillate stiegen gleichzeitig unerwartet stark an. In China ist die Auslastung der Raffinerien unter anderem wegen der höheren Preise für Ölprodukte gestiegen. Außerdem sind zuletzt die chinesischen Exporte der Ölprodukte gestiegen, ebenso wie die Lagerbestände. Wir sehen die jüngste Bewegung bei WTI-Rohöl als überzogen, zumal die Preisdifferenz zu Brentöl auf mittlerweile über 2 USD angewachsen ist.


Edelmetalle

Die Tatsache, dass der Goldpreis trotz eines schwachen US-Dollar, der gerade ein neues Jahrestief markiert, der Fantasie über weitere Barrick Zukäufe bis Ende September und des mehrmaligen Antestens der 1000 USD-Marke dennoch diese Marke nicht eindeutig nehmen. Wir deuten dies als relative Schwäche. Sollte der Goldpreis weiterhin unter 1000 USD notieren, wird es aus unserer Sicht die kurzfristigen Anleger, die zuletzt angesichts des starken Preismomentums und in Hoffnung auf einen starke Ausbruch in Gold investiert haben, dazu veranlassen, ihre Positionen zu schließen. Wir rechnen vorerst mit einer Preiskorrektur.

Ebenso schwer tut sich Palladium mit der 300 USD-Marke. Sollte dieses Niveau nicht bald erreicht werden, erwarten wir eine kurzfristige Korrektur auf 270 USD je Feinunze.


Industriemetalle

Die Metallmärkte sind zuletzt trotz eines schwachen US-Dollar, steigender Aktienmärkte und eines starken Konjunkturoptimismus deutlich vorsichtiger und anfälliger für Korrekturen geworden. Offensichtlich nimmt der Markt die Warnsignale wahr, wie z.B. den fallenden Baltic Dry Index, steigende Lagerbestände und steigende Minenproduktion. All diese Indikatoren deuten auf eine allmähliche Sättigung der Märkte und wahrscheinliche Produktions-überschüsse hin.

Das Geschehen am Bleimarkt zeigt, welche Gefahren die jüngste Preisrallye bei Industriemetallen birgt, wenn sich die Nachrichtenlage nicht immer weiter verbessert. Der LME-Bleipreis ist gestern um über 12% gefallen, nachdem der chinesische Informationsdienst für Metalle, Antaike, mitgeteilt hat, dass trotz einiger Schließungen und verstärkter Kontrollen von Bleischmelzen in China die dortige Bleiproduktion die Nachfrage in diesem Jahr um 270 Tsd. Tonnen übersteigen wird.

Die Mitteilung gewinnt heute deutlich an Kraft, nachdem die chinesische Zollbehörde bekanntgab, dass die Bleiproduktion im August weiter auf 364,8 Tsd. Tonnen gestiegen ist, ein Anstieg von 25,5% im Vergleich zum Vorjahr. Isngesamt ist die Bleiproduktion in China in den ersten acht Monaten im Jahresvergleich um 22,9% gestiegen.

Auch der Effekt der Schmelzen-Schließungen wird eher überschätzt, denn gleichzeitig erweitern andere Werke ihre Kapazitäten. Die Nachfrage bleibt dagegen relativ schwach, in Europa rechnet man mit einer Erholung der Nachfrage frühestens im Oktober. Auf eine ausreichende Versorgung deuten auch die stets steigenden LME-Lagerbestände für Blei hin. Diese haben sich in den letzten fünf Monaten mehr als verdoppelt. Eine Fortsetzung der Korrektur ist wahrscheinlich, insbesondere wenn die psychologisch wichtige Marke von 2000 USD fällt.

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Agrarrohstoffe

Der Monatsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums, USDA, dürfte heute mit Aufmerksamkeit verfolgt werden. Bei Sojabohnen, Mais und Baumwolle rechnet der Markt mit einer weiteren Aufwärtsrevision für die 2009/10 Ernteprognose. Dies könnte die Agrarpreise unter Druck bringen, zumal auch bei den wichtigen Prognosen für die Weltweizenlagerbestände mit einem höheren Wert zu rechnen ist. Die Weizenernte in der EU verlief erfolgreich, auch in Australien haben Regenfälle zuletzt die Gefahren einer Abwärtsrevision der Ernte gebannt. Am stärksten belasten bei Weizen wohl die US-Exporte, die trotz eines günstigen US-Dollar schwach bleiben. Allein der im historischen Vergleich niedrige Preis stimmt uns zurzeit verhalten optimistisch für Weizen in mittelfristiger Perspektive.

Positiv bleibt dagegen der Ausblick für Sojabohnen. Obwohl die chinesischen Importe im August im Monatsvergleich um 29% fielen und das Chinesische Nationale Informationszentrum für Getreide und Öle im Erntejahr 2009/10 einen Rückgang um 6% erwartet, sollten die Preise gut unterstützt bleiben. Denn in den ersten acht Monaten nahmen die Importe Chinas dennoch um 20,6% zu und zuletzt wurden sie lediglich wegen der hohen Preise im Sommer auf die neue Ernte im 4. Quartal aufgeschoben.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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