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Nickel - trotz höherer Nachfrage überwiegt Skepsis

15.09.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis konnte zuletzt nicht von den freundlicheren Tendenzen bei Aktien und einem schwächeren US-Dollar profitieren und notiert weiterhin unter 69 USD je Barrel. Der Effekt des Ausrufs der CME an die anderen Warenterminbörsen vom Freitag, dass diese die Verletzungen der bestehenden Positionslimits strenger ahnden sollen, zeigt sich jedoch als nahezu wirkunglos. Offensichtlich handelt es sich bei der Aufforderung um eine routinemäßige Meldung. Dennoch gehen wir nach wie vor davon aus, dass die neuen strengeren Regeln seitens der CFTC die Ölpreise bald massiv unter Druck setzen werden. Der neue CFTC-Chef, Gary Gensler, möchte nun auch den zweiten wichtigen Schritt in Richtung höherer Markttransparenz gehen und auch die außerbörslichen Geschäfte (OTC) genauer beobachten.

Russland will ab Oktober die Importzölle auf Rohöl auf 240,76 USD je Tonne bzw. 32,8 USD je Barrel erhöhen. Von diesem Zoll soll die Produktion im Vankor Ölfeld in Sibirien befreit werden. Diese hat nach Angaben von Rosneft mittlerweile 20 Tsd. Tonnen bzw. knapp 150 Tsd. Barrel täglich erreicht. In der Zukunft könnte sein Output sogar auf über 500 Tsd. Barrel täglich erweitert werden. Dieses Ölfeld war ausschlaggebend für eine steigende Ölproduktion in Russland in diesem Jahr. Dies straft Anhänger der „peak oil“ Theorie Lügen, die davon ausgingen, dass die Ölproduktion Russlands ihr Maximum überschritten hat.

Der gestrige Preissprung von 11,4% bei US-Erdgas in Abwesenheit positiver fundamentaler Nachrichten überrascht uns nicht, auch dass der Preis heute um weitere 4% zulegt und jetzt insgesamt 37,2% höher als zu Monatsbeginn notiert. Wir haben mit dem starken Anstieg der Volatilität (Grafik des Tages) und einem massiven Preisanstieg erst nach dem Beschluss seitens der CFTC und der anschließenden Teilschließung der Gas-ETFs, wie z.B. US Natural Gas Fonds, gerechnet. Die aktuelle Bewegung deutet nun darauf hin, dass ein Großteil der Short-Überhänge bereits in den nächstfälligen Erdgas-Futures an der NYMEX besteht. Was wir gerade erleben, ist lediglich die Eindeckung von diesen Leerverkäufen. Diese könnte sich bis zum Kontraktwechsel in den nächsten zwei Wochen fortsetzen, wobei die Bewegung nach oben an Fahrt gewinnt, weil es auch zu Zwangsrückkäufen seitens der Leerverkäufer kommt.

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Edelmetalle

Gold notiert weiter in der Nähe von 1.000 USD je Unze, was offensichtlich die Anleger anlockt. Die Goldbestände von ETF Securities, ZKB und Julius Bär stiegen auf neue Rekordstände, wobei diese in nur einer Woche Zuflüsse von 8,6 Tonnen Gold verzeichnet haben. Auch die Bestände des weltgrößten Gold-ETFs, SPDR Gold Trust, stiegen seit Anfang September um 17 Tonnen, liegen damit aber 55 Tonnen unter dem Anfang Juni verzeichneten Rekordwert.

Das Researchinstitut GFMS erwartet in diesem Jahr einen Anstieg der Goldminenproduktion um 3,4% und ein um 23% höheres Angebot an Altgold. Die Schmucknachfrage soll dagegen gleichzeitig um 19% fallen. Dafür soll sich die Investmentnachfrage im Jahresvergleich nahezu versechsfachen. GFMS erwartet kurzfristig eine Preiskorrektur bis auf 900 USD je Unze und einen Goldpreis von 950 USD zum Jahresende, bevor im nächsten Jahr die Marke von 1.000 USD überschritten wird. Diese Einschätzung deckt sich mit der unseren.


Industriemetalle

Der japanische Nickelproduzent Sumimoto Mining will im Jahr 2013 eine Nickelmine auf den Philippinen in Betrieb nehmen. Zwar ist die Meldung stark zukunftgerichtet und für den derzeitigen Handel irrelevant. Dennoch zeigt dies, dass die Nickelproduktion aus Erzen mit niedrigem Nickelgehalt, wie z.B. philippinischen Lateriten oder nickelhaltigem Eisenerz (NPI), wieder rentabel ist. Einen Beweis dafür liefern die Laterit-Bestände in den chinesischen Häfen. Diese sind zuletzt massiv gestiegen und liegen bei mittlerweile 7,79 Mio. Tonnen. Diese Erze enthalten in der Regel 1-2% Nickel, d.h. die Lagerbestände in den Häfen allein dürften bis zu 150 Tsd. Tonnen Nickel enthalten.

Dadurch verliert die positive Schätzung des Metall-Informationsdienstes Antaike an Bedeutung, dass der Nickelverbrauch in China in diesem Jahr im Jahresvergleich um 25% steigen wird. Die Schätzung liegt mit 404 Tsd. Tonnen 19% höher als bisher. Als Grund für die Aufwärtsrevision sieht Antaike eine höhere Edelstahlproduktion, die in diesem Jahr gut neun Millionen Tonnen betragen soll. Die bisherige Schätzung lag bei acht Millionen Tonnen. Dies ist deutlich mehr als z.B. die Erwartung des TEX Reports, der aktuell mit 8,3-8,4 Mio. Tonnen rechnet.

Wir glauben, dass sich die Nickelnachfrage in den nächsten Monaten aufgrund der steigenden Lagerbestände, einer nach wie vor schleppenden Nachfrage und fallender Edelstahlpreise wieder abschwächen dürfte. TEX rechnet damit, dass trotz der Erholung in der zweiten Jahreshälfte die Edelstahlproduktion im Gesamtjahr zum zweiten Mal in Folge um 6,6% auf das Niveau von 2005 fallen wirdZuletzt sind die Lagerbestände für Edelstahl in Wuxi um 20,3% auf 195 Tsd. Tonnen gestiegen. Dies spricht dafür, dass die chinesischen Edelstahlproduzenten bald wieder ihre Produktion drosseln werden, um den Markt zu stabilsieren. Wir rechnen vorerst mit einer Fortsetzung des Abwärtstrends bei Nickel.


Agrarrohstoffe

Das staatliche Researchinstitut ABARE hat seine Prognose für die australische Weizenernte in diesem Erntejahr um 3,4% auf 22,72 Mio. Tonnen nach oben revidiert, nachdem Regenfälle in den wichtigen Anbauregionen die Ernteaussichten verbessert haben. Die australische Weizenernte würde somit gut 6% höher liegen als vor einem Jahr. Australien zählt zu den fünf größten Weizenexporteuren weltweit. Auch die Ernten in den anderen wichtigen Exportländern, u.a. in den USA und der EU, fielen besser aus als zunächst erwartet. Der US-Weizenpreis dürfte daher seinen Abwärtstrend wieder aufnehmen, nachdem er aufgrund der Umstellung auf den Dezember-Kontrakt um 5% auf 4,52 USD je Scheffel gestiegen ist.

Der Preis für Arabica-Kaffee ist gestern an der NYBOT um 5,4% gestiegen. Als Auslöser dafür dürfte die Erwartung des kolumbianischen Kaffeeverbandes sein, dass die Ernte in diesem Jahr auf 9,8-10,8 Mio. Sack von 11,5 Mio. im Jahr 2008 fällt. Wir glauben, dass die Ernteprobleme in Kolumbien und Brasilien die Arabica-Preise in mittelfristiger Perspektive unterstützen.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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