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Stärkster Preisanstieg bei Mais seit 36 Jahren

16.09.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Obwohl die Rezession in den USA nach Ansicht des Fed-Chefs Bernanke nun "sehr wahrscheinlich" beendet ist, scheint sich die Nachfrage noch nicht zu erholen. Der gestrige Bericht des API zeigte jedenfalls einen unerwartet kräftigen Anstieg der Lagerbestände, insbesondere bei den Ölprodukten. Die Lagerbestände für Benzin nahmen um 1,3 Mio. Barrel zu, die für Destillate sogar um 5,2 Mio. Barrel. Die Rohöllagerbestände sind auch um 631 Tsd. Barrel gestiegen, obwohl die Importe um 618 Tsd. Barrel pro Tag zurückgegangen sind.

Dies ist ein deutliches Warnzeichen, denn bei der heutigen Veröffentlichung seitens des US-Energieministeriums rechnet der Konsens bei Rohöl mit einem Rückgang um 2,5 Mio. Barrel. Auch künftig sollte sich die OECD-Ölnachfrage verhalten entwickeln und nach Ansicht der OPEC im nächsten Jahr um weitere 290 Tsd. Barrel täglich sinken. Zwar hat die OPEC jetzt ihre Schätzung für die weltweite Ölnachfrage wegen der höheren BIP-Wachstumsprognosen für dieses Jahr um 150 Tsd. Barrel und für das Jahr 2010 um 140 Tsd. Barrel täglich nach oben angepasst. Der erwartete Nachfrageanstieg ist mit 500 Tsd. Barrel täglich jedoch äußerst schwach, insbesondere angesichts des starken Rückgangs in den letzten zwei Jahren. Erneut soll das Nachfragewachstum aus China, Indien und dem Mittleren Osten kommen.

Der US-Gasmarkt bleibt äußerst spannend. In den letzten vier Tagen wurden täglich knapp 200 Tsd. Kontrakte a 10.000 MMBtu an der NYMEX umgesetzt. Somit wurde täglich mehr Erdgas gehandelt als in einem Monat in den USA produziert oder verbraucht wird. Für die nächsten Tage rechnen wir weiterhin mit einem sehr volatilen aufwärtsgerichteten Verlauf.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist am Morgen auf 1.018 USD je Feinunze gestiegen, den höchsten Stand seit 18 Monaten. Als Katalysator für den Preisanstieg erweist sich der schwache US-Dollar, welcher auf den tiefsten Stand seit einem Jahr gefallen ist. Zudem lockt die Nähe zum Rekordhoch von 1.032 USD verstärkt Anleger in den Goldmarkt, wie der deutliche Anstieg der spekulativen Netto-Long Positionen und die jüngsten Zuflüsse in die Gold-ETFs zeigen.

Für zusätzliche Unterstützung könnten die heutigen US-Inflationsdaten sorgen. Diese dürften zeigen, dass der Tiefpunkt des Verbraucherpreisrückgangs erreicht ist und in den kommenden Monaten mit einer anziehenden Teuerungsrate zu rechnen ist. Es ist daher wahrscheinlich, dass das Allzeithoch vom März 2008 in den kommenden Tagen erreicht wird. Wir bleiben dennoch skeptisch, was die Nachhaltigkeit des Preisanstiegs angeht. Denn das hohe Preisniveau wird die Schmucknachfrage weiter untergraben. Zudem dürfte das Angebot an Altgold bei den derzeitigen Preisen tendenziell zunehmen. All dies spricht für eine deutliche Preiskorrektur, sobald die Unterstützung durch den schwachen US-Dollar nachlässt.

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Silber konnte im Schlepptau von Gold auf ein 13-Monatshoch von 17,3 USD je Feinunze steigen. Der Gold-Silber-Koeffizient ist im Zuge dessen auf 58,8 gefallen, den niedrigsten Wert seit August 2008. Silber dürfte sich kurzfristig weiter besser entwickeln als Gold.


Industriemetalle

Die Metallpreise können seit gestern auf breiter Front zulegen. Steigende Aktienmärkte und ein schwächerer US-Dollar sorgen für Rückenwind. Zudem schüren unerwartet robuste Konjunkturdaten aus den USA Hoffnungen auf eine anziehende Metallnachfrage in der größten Volkswirtschaft der Welt. Noch ist das Bild jedoch keineswegs einheitlich positiv. Die steigenden Lagerbestände an der LME und SHFE zeigen eine nach wie vor ausreichende Versorgung.

Die LME-Kupferlagerbestände sind in nur zwei Monaten um über 25% auf mittlerweile 323,2 Tsd. Tonnen gestiegen. An der SHFE liegen die Kupferlagerbestände sogar nahe des 5-Jahreshochs und haben sich seit April mehr als versechsfacht. Gleichzeitig ist die chinesische Kupferproduktion in den ersten acht Monaten ggü. Vorjahr um 7,4% auf 2,65 Mio. Tonnen gestiegen. Der größte Kupferproduzent Chile hat zuletzt einen Exportrückgang gemeldet. Dieser ist zwar fast ausschließlich auf niedrigere Preise zurückzuführen. Jedoch sind die chilenischen Kupferausfuhren im August im Monatsvergleich um 15% gefallen trotz eines höheren Durchschnittspreises.

Wir glauben, dass dies vor allem auf einer geringeren Nachfrage aus dem Reich der Mitte beruht. Im September sollten die Kupferimporte Chinas weiter fallen, was die von uns erwartete Preiskorrektur bei Kupfer einleiten dürfte.


Agrarrohstoffe:

Der US-Maispreis hat gestern mit 13,6% den stärksten Tagesanstieg seit 36 Jahren verzeichnet. Auslöser für den Preissprung waren neue Wetterprognosen, wonach in der kommenden Woche im Mittleren Westen der USA mit einem Kälteeinbruch zu rechnen ist. Laut Erntefortschrittsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums waren in der vergangenen Woche erst 12% der Maispflanzen ausgereift. Der langjährige Durchschnitt liegt bei 37%. Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, dass es aufgrund der verzögerten Entwicklung der Maispflanzen im Falle von vorzeitigen Frostperioden zu Ernteausfällen kommen kann und die Erwartung einer Rekordernte daher zu optimistisch ist. Dies scheint sich nun zu bestätigen.


Schätzungen des chinesischen Nationalen Informationszentrums für Getreide und Öle CNOIGC dürften sich die Sojabohnenimporte im kommenden Monat nur noch auf 1,8-2,0 Mio. Tonnen belaufen. Das ist das niedrigste Importvolumen für einen Monat seit zwei Jahren. Für November und Dezember rechnet das CNGOIC allerdings wieder mit deutlich höheren Einfuhren von mehr als 4 Mio. Tonnen. Der US-Sojabohnenpreis dürfte daher nicht viel weiter fallen, zumal sich die Ernteaussichten in den USA eingetrübt haben (siehe oben). Die Aussichten auf eine Rekordernte in den USA hatten den Sojabohnenpreis Anfang der Woche auf ein 5 ½-Monatstief von 9,25 USD je Scheffel fallen lassen.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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