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Goldpreis nimmt Kurs auf Allzeithoch

17.09.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist auf 72,50 USD je Barrel gestiegen, nachdem die Lagerdaten des US-Energieministeriums für die vergangenen Woche einen unerwartet deutlichen Rückgang der Rohöllagerbestände um 4,7 Mio. Barrel auswiesen (Tabelle). Die Lagerbestände für die Ölprodukte stiegen dagegen weiter an. Die hohen Vorräte an Benzin und Destillaten könnten dazu führen, dass die Raffinerien in Zukunft weniger Rohöl verarbeiten, was sich in wieder steigenden Rohöllagerbeständen niederschlagen würde. Kurzfristig stehen die steigenden Aktienmärkte einem Rückgang der Ölpreise entgegen.

Die Börsenbetreiber ICE und CME, die die wichtigsten Warenterminbörsen in den USA und den Energiehandel in London kontrollieren, machen der CFTC die Rolle als Regulator streitig. Sie wollen selbst für eine höhere Markttransparenz und die Einhaltung der Positionslimits sorgen und übermäßige Spekulation bekämpfen. Die CME Group, die unter anderem die NYMEX kontrolliert, ist anscheinend bereit, neue Einschränkungen einzuführen, wenn diese auch für alle anderen Börsenplätze und den außerbörslichen Handel gelten würden. Man sollte aufpassen, dass hier nicht der Bock zum Gärtner gemacht wird. Schließlich haben die Börsenbetreiber vor allem Interesse am höchstmöglichen Handelsumsatz.

Außerdem könnten die Börsen längst gegen die Spekulation vorgehen, wenn sie es ernst meinen würden. Es gibt bereits Positionslimits an der NYMEX. Dass diese nicht konsequent durchgesetzt werden, beweist die Existenz der großen ETFs, wie z.B. der US Natural Gas und US Oil Fonds.

Der US-Erdgaspreis ist gestern aufgrund der Eindeckung von Leerverkäufen um 13% auf 3,75 USD je mmBtu gestiegen. Seit dem Anfang September verzeichneten 7½-Jahrestief hat der Gaspreis mittlerweile um 50% zulegen können. Der Anstieg dürfte bis zum Kontraktwechsel Ende September anhalten. Dies schränkt jedoch das Steigerungspotenzial für die nächsten Monate entsprechend ein.


Edelmetalle

Gold kann am Morgen auf 1.024 USD je Feinunze steigen. Das Erreichen des bisherigen Rekordhochs von 1.032 USD scheint somit nur noch eine Frage der Zeit. Das Umfeld für Gold ist derzeit günstig. Der US-Dollar verzeichnet nahezu täglich neue Tiefstände, die Zinsen sind sehr niedrig und die Inflationsraten haben ihren Tiefpunkt durchschritten. Der stärkere Anstieg der US-Verbraucherpreise im August hat dies gestern bestätigt. In dem Maße, wie die Konjunktur an Fahrt gewinnt, dürften auch die Inflationsrisiken zunehmen, da die Zentralbanken die überschüssige Liquidität nur sehr zögerlich entziehen werden.

All dies macht Gold für Anleger wieder interessant, was sich in einer anziehenden Investmentnachfrage widerspiegelt. SPDR Gold Trust verzeichnete gestern Zuflüsse von 7,6 Tonnen. Auch die Gold-ETCs von ETF Securities melden erneut Zuflüsse von 1,7 Tonnen. Mit dem steigenden Goldpreis nimmt aber auch der Anreiz zu, Goldschmuck zu veräußern. Das steigende Angebot an Altgold dürfte den Goldpreisanstieg abbremsen und mit dazu beitragen, dass sich die anderen Edelmetalle im derzeitigen Marktumfeld besser entwickeln als Gold.

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Industriemetalle

Die Metallpreise profitieren weiter von steigenden Aktienmärkten und freundlichen Konjunkturdaten. Gestern war es der Anstieg der US-Industrieproduktion, welcher Hoffnungen auf eine anziehende Metallnachfrage schürte. Abgesehen von diesen stimmungsgetriebenen Impulsen bleibt das fundamentale Bild für die meisten Metallmärkte schwierig.

Nach Angaben der International Nickel Study Group sank die Nickelproduktion im Juli um 2,1 Tsd. auf 110,3 Tsd. Tonnen, lag damit aber noch immer um 1 Tsd. Tonnen höher als die Nachfrage. Im Juni betrug der Angebotsüberschuss noch knapp 5 Tsd. Tonnen. Bei Blei bestand laut aktueller Zahlen der International Lead and Zinc Stdy Group (ILZSG) im Juli sogar ein Angebotsüberschuss von 13,7 Tsd. Tonnen, während im Juni noch ein Defizit von 5 Tsd. Tonnen existierte. Ausschlaggebend für die Verschiebung der Marktbilanz war ein Rückgang des Bleiverbrauchs um knapp 20 Tsd. Tonnen. Die Debatte über Angebotsengpässe aufgrund von Minenschließungen in China relativiert sich damit. Diese hatte seit Anfang August zu einem deutlichen Anstieg der Bleipreise um 30% beigetragen.

Etwas besser sieht das fundamentale Umfeld für Zink aus. Hier bestand laut ILZSG im Juli ein Marktdefizit von 5,2 Tsd. Tonnen, verglichen mit einem Überschuss von 8,6 Tsd. Tonnen im Juni. Maßgeblich hierfür war ein Rückgang der Zinkproduktion um knapp 22 Tsd. Tonnen, während die Nachfrage nur um etwas mehr als 8 Tsd. Tonnen zurückging.


Agrarrohstoffe:

Der Kakaopreis ist gestern in New York auf ein 14-Monatshoch von 3.150 USD je Tonne gestiegen. Der Kakaopreis in London stieg erstmals seit sieben Monaten über die Marke von 2.000 GBP je Tonne. Es gibt Befürchtungen, dass die Kakaoernte in der Elfenbeinküste auch im Erntejahr 2009/10 enttäuschen könnte, welches im Oktober beginnt. Diese stellt knapp 40% der weltweiten Kakaoproduktion und ist damit der mit Abstand wichtigste Kakaoproduzent. Einem Vertreter der ivorischen Kakaoindustrie zufolge könnte die Kakaoproduktion aufgrund von Krankheiten (Braunfäule) und alternder Kakaobäume im kommenden Erntejahr unter 1 Mio. Tonnen fallen, von 1,2 Mio. Tonnen in diesem Jahr.

Kommentare der Internationalen Kakaoorganisation (ICCO), wonach die weltweite Kakaoproduktion im nächsten Erntejahr um 5% steigen soll, dürften sich daher als zu optimistisch erweisen. Der Kakaomarkt dürfte daher auch im nächsten Erntejahr ein Defizit aufweisen. Dieses könnte sogar deutlich höher ausfallen als im laufenden Erntejahr, welches sich nach ICCO-Angaben auf 73 Tsd. Tonnen belaufen soll. Denn die Nachfrage dürfte sich aufgrund der anziehenden Konjunktur in den Industrieländern in den kommenden Monaten erholen. Der Rückgang der Nachfrage um 6,7% im Jahresvergleich hat im zu Ende gehenden Erntejahr ein wesentlich größeres Angebotsdefizit und einen deutlicheren Rückgang der Lagerbestände verhindert. Der Kakaopreis bleibt aufgrund der Angebotssorgen gut unterstützt.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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