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Hohe Lagerbestände bei Kupfer dürften belasten

18.09.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis behauptet sich auf einem hohen Niveau, wenngleich der Aufwärtstrend ins Stocken geraten ist. Der WTI-Preis befindet sich mit 72 USD je Barrel am oberen Ende der Handelsspanne der vergangenen Monate. Für einen Ausbruch nach oben mangelt es derzeit an fundamentaler Unterstützung. Zwar hat sich die Nachfrage zuletzt stabilisiert, für den Abbau der riesigen Lagerbestände an Rohöl und Ölprodukten wären jedoch weitere Produktionskürzungen von Nöten. Diese sind aus unserer Sicht aktuell vor allem wegen der hohen Preise weniger realistisch.

Ganz im Gegenteil erwarten wir, dass die Quotendisziplin der OPEC weiter nachlässt. So werden nach Angaben der Beratungsfirma Oil Movements die Ölverschiffungen der OPEC in den vier Wochen bis zum 3. Oktober um 200 Tsd. Barrel täglich zunehmen. Einem Produktionsanstieg dürfte auch helfen, dass die MEND-Rebellen in Nigeria den Waffenstillstand um einen weiteren Monaten verlängerten. Einer Preiskorrektur stehen noch der anhaltende Konjunkturoptimismus und die Rally an den Aktienmärkten entgegen.

Der US-Erdgaspreis ist gestern um 8% auf 3,45 USD gefallen, obwohl die US-Lagerbestände in der Vorwoche lediglich um 66 Mrd. Kubikfuß gestiegen sind und damit deutlich weniger als erwartet und als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Dies sollte eigentlich die Sorgen verringern, dass die Kapazitätsgrenze der US-Erdgasspeicher im Herbst erreicht wird. Der US-Erdgaspreis wird derzeit jedoch in erster Linie stark von Leerverkäufern getrieben, welche im Vorfeld der Einführung von Positionsobergrenzen gegen den US-Gasfonds UNG spekulierten.. Wir werden dazu heute einen "Rohstoffe Kompakt Energie" Bericht veröffentlichen.


Edelmetalle

Der Goldpreis bleibt trotz eines Rückgangs auf 1.010 USD in Schlagdistanz zum im März 2008 verzeichneten Allzeithoch von 1.032 USD. Der schwache US-Dollar bleibt der wichtigste Preistreiber. Skeptisch stimmt dagegen der sehr hohe Optimismus unter den Marktteilnehmern. Laut einer Bloomberg-Umfrage unter Händlern, Investoren und Analysten rechnen 76% der Befragten mit einem steigenden Goldpreis. Die extrem hohen spekulativen Netto-Long Positionen stellen ebenfalls einen Risikofaktor dar. Gewinnmitnahmen sind aber erst bei einem Rückgang unter 1.000 USD zu erwarten. Die höheren Goldpreise haben selbstregulierende Kräfte zur Folge, welche einem länger anhaltenden Preisanstieg entgegenwirken sollten. So wird mit steigenden Preisen die Minenproduktion lukrativ.

Der weltgrößte Goldproduzent Barrick Gold hat mit dem Bau der Pascua-Lama Goldmine an der Grenze zwischen Chile und Argentinien begonnen. In der Mine sollen ab 2012 bis zu 800 Tsd. Unzen Gold pro Jahr produziert werden. Aufgrund des steigenden Goldpreises sollen zudem zwei weitere Minenprojekte in Chile schneller vorangetrieben werden. Der hohe Goldpreis führt außerdem dazu, dass das Angebot an Altgold deutlich steigen wird. Das Researchinstitute GFMS schätzt, dass in diesem Jahr 22% mehr Altgold veräußert werden soll.


Industriemetalle

Die Kupferproduktion in Sambien, dem größten kupferproduzierenden Land Afrikas, ist in den ersten sieben Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 31% auf insgesamt 442,3 Tsd. Tonnen gestiegen. Die hohen absoluten Kupferpreise und ihr im Vergleich zu den anderen Metallen geringerer Rückgang haben zwar dazu geführt, dass im Gegensatz zu Aluminium, Zink oder Nickel die Kupferindustrie weitesgehend ohne Minenschließungen auskam. Dies begrenzt jedoch auch die freien Kapazitäten, wobei einer steigenden Nachfrage in den nächsten Jahren nur geringe Produktionssteigerungen entgegen stehen werden.

Im Moment ist der Kupfermarkt jedoch gut versorgt. Nach dem kurzfristigen kräftigen Lageraufbau in China in der ersten Jahreshälfte dürften die Importe nun stark zurückgehen. Dies ist auch dem Umstand zu verdanken, dass die Preise an der LME zuletzt höher waren als an der SHFE. Dennoch sind die Lagerbestände gestiegen. Nachdem die SHFE letzte Woche den Anstieg der Lagerbestände auf ein Zweijahreshoch bei 97,4 Tsd. Tonnen berichtet hat, erwarten wir bereits bei der heutigen Meldung einen weiteren Anstieg über 100 Tsd. Tonnen, was ein neues 5-Jahreshoch markieren würde. Auch außerhalb der SHFE dürften die Lagerbestände bei Händlern und Produzenten gestiegen sein.

Es ist sogar davon auszugehen, dass private Haushälte in China angesichts der hohen Liquidität und niedrigen Zinsen über 50 Tausend Tonnen Kupfer zu spekulativen Zwecken erworben haben. Auch außerhalb Chinas sind die Lagerbestände gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Kupferlagerbestände an der COMEX um 45 Tsd. Tonnen und an der LME sogar um 125 Tsd. Tonnen gestiegen. Wir bleiben bei Kupfer skeptisch gestimmt.


Agrarrohstoffe:

Die Kaffeeproduktion im weltgrößten Produzentenland Brasilien dürfte in den kommenden zwei Jahren enttäuschen. Das seit Juli laufende Erntejahr dürfte ertragsschwach sein, weil sich die Kaffeebäume im Zweijahreszyklus regenerieren. Das USDA schätzt, dass die brasilianische Kaffeeproduktion um 8 Mio. Sack (a 60 kg) im Vergleich zum Vorjahr auf 43,5 Mio. Sack fallen wird. Der Rückgang könnte sogar noch höher ausfallen, denn die Ernte in diesem Jahr wird durch ungewöhnlich starke Regenfälle beeinträchtigt. Davon soll etwa ein Drittel der Kaffeeernte betroffen sein.

Doch auch für das darauffolgende Erntejahr 2010/11 sieht die weltgrößte Kaffee-Kooperative Cooxupe aufgrund des schlechten Zustands der Kaffeepflanzen Abwärtsrisiken. Die Kaffeeproduktion soll im Erntejahr 2010/11 nur auf 45-47 Mio. Sack steigen und somit deutlich unter dem Produktionsvolumen von 51,5 Mio. Sack im Jahr 2008/09 bleiben. Auch in Kolumbien, dem nach Brasilien zweitgrößten Arabica-Produzenten, dürfte die Kaffeeernte in diesem Jahr enttäuschen. Aufgrund der Angebotssorgen dürfte der Aufwärtstrend der Arabica-Preise anhalten. Diese sind seit Monatsbeginn bereits um 13% gestiegen und befinden sich mit 135 US-Cents je Pfund auf einem Monatshoch. Ein baldiges Erreichen des Jahreshochs von 142 US-Cents dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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