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Erhöhte IEA-Prognose gibt Ölpreisen Auftrieb

12.10.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis steigt zum Wochenauftakt auf 72,60 USD je Barrel, den höchsten Stand seit Mitte September. Auch Brent-Rohöl notiert mittlerweile wieder über der 70-USD-Marke. Freundliche Aktienmärkte sorgen weiter für Auftrieb. Zudem hat die Internationale Energieagentur die Prognose für die weltweite Ölnachfrage für dieses und nächstes Jahr nach oben revidiert. Die Prognose für das vierte Quartal 2009 wurde dabei um 530 Tsd. Barrel pro Tag nach oben revidiert. Von daher erklärt sich auch die höhere Nachfrageprognose für 2010. Dies wurde von den Märkten als Indiz dafür angesehen, dass sich auch das fundamentale Bild zu bessern beginnt. Allerdings muss bedacht werden, dass die IEA zuvor mit einem erwarteten Nachfragerückgang um 1,9 Mio. Barrel pro Tag von allen Agenturen für 2009 mit Abstand am pessimistischsten war. Die erfolgte Aufwärtsrevision der Nachfrageprognose muss daher auch vor diesem Hintergrund gesehen werden.

Die Netto-Long Positionen der spekulativen Marktteilnehmer stiegen in der Woche zum 6. Oktober um 7,9 Tsd. auf 50.006 Kontrakte. Der Aufbau der Longpositionen ging einher mit dem Anstieg des Ölpreises über 70 USD in der entsprechenden Berichtswoche. Da der Ölpreis seither weiter gestiegen ist, wäre ein weiterer Aufbau der Longpositionen nicht überraschend. Die spekulativen Netto-Short Positionen bei Erdgas gingen um 3,9 Tsd. auf 142.100 Kontrakte zurück. Auch wenn die Shortpositionen in den vergangenen Tagen weiter zurückgegangen sein dürften, bleibt das Potenzial für Shorteindeckungen beträchtlich, welche den Gaspreis nach oben treiben würden.


Edelmetalle

Der Goldpreis notiert zum Wochenauftakt bei 1.050 USD je Feinunze und damit weiter in Schlagdistanz zum Allzeithoch. Dieser Umstand lockt weitere kurzfristig orientierte Marktteilnehmer in den Markt. Die spekulativen Netto-Long Positionen stiegen in der vergangenen Woche um 8,3 Tsd. auf einen Rekordwert von 239.668 Kontrakten. Dies stellt solange keinen Belastungsfaktor dar, wie der Goldpreis weiter steigt und somit die zuletzt eingegangenen Longpositionen Gewinne erzielen. Das Risiko besteht allerdings, dass die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer Longpositionen glattstellen. In diesem Fall wäre mit einer Preiskorrektur zu rechnen. Dies dürfte aber erst bei einem Rückgang unter 1.000 USD eine reale Gefahr darstellen.

Als Versicherung gegen einen deutlicheren Preisrückgang dient derzeit die bevorstehende Feiertags- und Hochzeitssaison in Indien. Denn bei Preisen unter 1.000 USD dürfte die physische Nachfrage anziehen und somit stabilisierend auf die Preise wirken. Auslöser für einen Preisrückgang könnte eine Erholung des US-Dollar sein. Dafür müssten die US-Daten wie die Einzelhandelsumsätze am Mittwoch positiv überraschen und damit den Spekulationen auf eine näherrückende Zinswende in den USA weiteren Vorschub leisten. Heute ist damit nicht zu rechnen, da die Märkte in den USA aufgrund des Columbus Day geschlossen sind. Gold dürfte daher auf hohem Niveau verharren.


Industriemetalle

Laut International Lead and Zinc Study Group dürfte das Zinkangebot die Nachfrage in diesem Jahr um 380 Tsd. Tonnen übertreffen. Im nächsten Jahr dürfte sich der Marktüberschuss auf 227 Tsd. Tonnen belaufen. Bei Blei erwartet die ILZSG in diesem Jahr einen Marktüberschuss von 80 Tsd. Tonnen. Im nächsten Jahr soll das Angebot die Nachfrage sogar um 100 Tsd. Tonnen übersteigen. Die Zahlen bestätigen uns darin, dass die derzeitigen Preise von mehr als 2.000 USD je Tonne bei Zink und knapp 2.300 USD je Tonne bei Blei fundamental nicht gerechtfertigt sind und daher mit einer Preiskorrektur zu rechnen ist.

Der Weltstahlverband erwartet einen Anstieg der weltweiten Stahlnachfrage im kommenden Jahr um 9,2% auf 1,206 Mrd. Tonnen, nach einem Rückgang um 8,6% in diesem Jahr. Die Nachfrage in China soll nach Schätzung des Weltverbandes um knapp 19% auf 526 Mio. Tonnen steigen, nachdem man im April für dieses Jahr noch von einem Nachfragerückgang um 5% ausging. Ohne China, welches knapp die Hälfte der weltweiten Stahlnachfrage stellt, wäre die Stahlnachfrage in diesem Jahr nach Angaben des Verbandes um 24% gefallen. Für das Jahr 2010 rechnet man mit einer Erholung der Stahlnachfrage in den Industrieländern um 15%, wodurch die Verlangsamung des Nachfrageanstiegs in China auf 5% kompensiert würde.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Mais und Sojabohnen können am Morgen deutlich zulegen. Dabei machen sich Befürchtungen wegen des kalten und nassen Wetters im Mittleren Westen der USA bemerkbar, welche die Ernte verzögern könnten. Hinzu kam, dass der am Freitag veröffentlichte Monatsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums mit 3,25 Mrd. Scheffel zwar eine US-Rekordernte an Sojabohnen prognostizierte. Das Ausmaß der Aufwärtsrevision lag aber unter den Erwartungen. Bei Mais fiel die Aufwärtsrevision dagegen stärker als erwartet aus. Die prognostizierten 13,018 Mrd. Scheffel wären die zweitgrößte jemals erzielte US-Erntemenge. Wir erachten die Preisreaktion als Indiz für eine Stimmungswende bei Mais und Sojabohnen.

Der Preis für Rohzucker hat am Freitag kräftig nachgegeben. Er schloss mit einem Minus von 5,9% gegenüber dem Vortag bei 20,7 US-Cent je Pfund, den niedrigsten Stand seit zwei Monaten. Hintergrund sind Befürchtungen, dass Indien, das im letzten Jahr zu einem bedeutenden Importeur an Rohzucker geworden war, seine Importe reduzieren könnte. Zudem könnte die eigene Ernte an Rohzucker mit 17,3 Millionen Tonnen besser ausfallen als bisher erwartet. Aufgrund des Preisrückgangs um 12% in den vergangenen Tagen dürfte es zu weiteren Positionsglattstellungen gekommen sein. Die spekulativen Netto-Long Positionen fielen in der Woche zum 6. Oktober bereits um 3,2 Tsd. auf 197.545 Kontrakte.

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CFTC Daten: Netto-Long Positionen nicht-kommerzieller Anleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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