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Öl wieder am oberen Rand der Handelsspanne

13.10.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist gestern auf 73,8 USD je Barrel gestiegen, den höchsten Stand seit Ende August. Damit befindet sich der Ölpreis am oberen Ende der seit 2 ½ Monaten gültigen Handelsspanne. Ein Anlauf auf das Jahreshoch von 75 USD ist nicht auszuschliessen, wenn die Aktienmärkte weiter steigen und der US-Dollar weiter nachgibt. Auf Dauer wird dies allerdings nicht ausreichen, den Ölpreis auf dem gegenwärtigen Niveau zu halten. Denn bislang gibt es nur wenig Anzeichen dafür, dass die zugrundeliegende Nachfrage in den Industrieländern nennenswert anzieht. Aufgrund des gestrigen US-Feiertages werden die wöchentlichen Lagerdaten in dieser Woche einen Tag später veröffentlicht. Ohne Störfeuer von dieser Seite kann die positive Stimmung daher noch etwas länger andauern.

Saudi Arabien hat seine Abnehmer in Asien und Europa darüber informiert, im November genausoviel Rohöl liefern zu wollen wie im Oktober. Laut IEA setzte Saudi Arabien die beschlossenen Förderkürzungen im September immerhin zu 99% um. Die Förderdisziplin aller an die Quoten gebundenen OPEC-Mitglieder sank dagegen nach IEA-Angaben um vier Prozentpunkte auf 62%, weil andere Mitglieder wie Angola, Iran, Nigeria und Venezuela deutlich mehr produzieren als erlaubt. Aufgrund der Überproduktion der OPEC und der Ausweitung der Produktion in wichtigen Nicht-OPEC-Ländern wie Russland kommen die hohen weltweiten Lagerbestände nicht nennenswert zurück. Dies ist aber eine notwendige Bedingung, um das derzeitige Ölpreisniveau von mehr als 70 USD dauerhaft zu rechtfertigen.


Edelmetalle

Der Goldpreis steigt am Morgen auf ein neues Rekordhoch von 1.065 USD je Feinunze. Der schwache US-Dollar und die physische Nachfrage aus Indien wegen wichtiger religiöser Feiertage und der Hochzeitssaison wirken weiterhin preistreibend. Dazu ist das spekulative Kaufinteresse hoch. Der Goldpreis bleibt daher fürs Erste gut unterstützt.

Palladium markiert heute ein neues 14-Monatshoch bei über 330 USD je Unze. Die Gründe dafür dürften neben der latenten Schwäche des US-Dollar und dem Goldpreisanstieg der Konjunkturoptimismus und die hohe Investmentnachfrage gewesen sein. Denn Palladium wird größtenteils im Autosektor verbraucht und ist damit stark konjunkturabhängig, daher auch die relativ bessere Entwicklung ggü. Gold und Platin in diesem Jahr (Grafik des Tages).

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Auch das steigende Anlegerinteresse trägt zum Preisanstieg bei – die Netto-Long Positionen der Spekulanten an der NYMEX befinden sich mit 11,4 Tsd. Kontrakten nahe dem Allzeithoch. Die NYMEX Lagerbestände sind in den letzten vier Wochen massiv um fast 50% gestiegen und liegen bei umgerechnet rund 624 Tsd. Unzen. Auch wird viel Palladium über die physisch gedeckten ETFs gehalten – der ETF von ETFS hält derzeit knapp 500 Tsd. Unzen und der von ZKB sogar über 540 Tsd. Unzen. Das Rückschlagspotenzial im Falle einer Korrektur ist entsprechend hoch, weil die Gesamtnachfrage im letzten Jahr „nur“ 6,35 Mio. Unzen betrug.


Industriemetalle

Die Arbeiter in der Spence-Kupfermine von BHP Billiton in Chile planen nach dem Scheitern der Lohnverhandlungen ab heute in den Streik zu treten. In der Escondida-Kupfermine sieht es dagegen nach einer vorzeitigen Einigung aus. Hier wird erwartet, dass die Bergarbeiter das Lohnangebot von BHP akzeptieren. Mit den Ergebnissen der Abstimmung wird im Laufe der Woche gerechnet. Escondida stellte im vergangenen Jahr mit 1,255 Mio. Tonnen 5% der weltweiten Kupferproduktion. Spence ist mit einem jährlichen Produktionsvolumnen von 164.761 Tonnen im vergangenen Jahr dagegen deutlich kleiner. Von daher dürfte die bevorstehende Einigung in der Escondida-Mine stärker wiegen als der drohende Streik in der Spence-Mine.

Auch die nachlassende Nachfragedynamik in China dürfte zur Entspannung beitragen. Die morgen zur Veröffentlichung anstehenden Importzahlen aus China dürften zeigen, dass die Kupfereinfuhren nach China im September den dritten Monat in Folge zurückgegangen sind. Wir bleiben daher für Kupfer skeptisch gestimmt und rechnen mit einem Preisrückgang in Richtung 5.000 USD in den kommenden Monaten.

Baosteel, der größte chinesische Stahlproduzent, hat die Preise für die meisten Stahlprodukte ab November um 300-400 RMB bzw. 44-58 USD je Tonne bzw. 6-10% gesenkt. Mittlerweile sind die Stahlpreise in China vom Hoch im August auf das niedrigste Niveau seit April gefallen. Damit dürften auch die Stahlpreise in den OECD-Ländern unter Druck bleiben.


Agrarrohstoffe

Die Weizen- und Maispreise haben gestern um über 5% zugelegt und Mehrmonatshochs erreicht, gaben allerdings am Morgen wieder etwas nach. Etwas weniger ausgeprägt war die Entwicklung bei den Sojabohnenpreisen. Befürchtungen, dass das schlechte Wetter im Mittleren Westen der USA den noch zu erntenden Mais- und Sojabohenpflanzen zusetzt, hatten die Preise nach oben getrieben. Die verspätete Ernte kann auch die Aussaat von Wintergetreide verzögern, was dem Weizenpreis Auftrieb verlieh. Erhöhte Prognosen für die Weizenernte in Australien, dem viertgrößten Exporteur an Weizen, denen zufolge mit über 23 Millionen Tonnen die höchste Ernte seit vier Jahren möglich ist, haben den Preis nun gedämpft. Die Ernte hat nun in den nördlichen Landesteilen begonnen und sollte bis Februar andauern. Auch der starke Anstieg der weltweiten Lagerbestände an Weizen – allein in den USA soll im Mai ein 9-Jahreshöchststand erreicht werden – begrenzen den Preisspielraum nach oben.

Der Kakaopreis hat gestern um gut 5% nachgegeben. Nachdem die Europäische Kakaovereinigung einen Bericht über eine umfangreiche Steigerung der Verarbeitung an Kakaobohnen aufgrund möglicher Fehler zurückzog und neue Daten für Mittwoch ankündigte, kam es zu Gewinnmitnahmen nach dem kräftigen Preisanstieg der letzten Zeit.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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