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Rohstoffpreise steigen auf breiter Front

14.10.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis steigt heute Morgen auf 75,1 USD je Barrel, den höchsten Stand seit knapp einem Jahr. Den jüngsten Anstieg um rund 7% führen wir in erster Linie auf den schwachen US-Dollar und freundliche Aktienmärkte zurück. Nach dem US-Energieministerium und der IEA hat gestern auch die OPEC die Prognose für die weltweite Ölnachfrage nach oben revidiert. Für 2010 erwartet die OPEC einen Anstieg um 700 Tsd. Barrel pro Tag. Das sind zwar 200 Tsd. Barrel pro Tag mehr als in der bisherigen Prognose.

Zwar soll die Nachfrage nach OPEC-Öl im nächsten Jahr auf 28,39 Mio. Barrel pro Tag steigen. Dem steht allerdings eine steigende Produktion gegenüber. Die Quotendisziplin der OPEC fiel im September auf nur 62%. Zudem ist der Anstieg der Nachfrage angesichts des markanten Rückgangs in den letzten zwei Jahren eher moderat. Der gegenwärtige Nachfrageanstieg ist träger, sogar China hat im September den zweiten Monat in Folge einen Rückgang der Rohölimporte verzeichnet. Den Hinweis auf die Situation beim größten Ölverbraucher weltweit, den USA, dürften die US-Lagerdaten seitens des API heute Abend geben.

Der US Natural Gas Fund, der u.E. für die Kurskapriolen beim US-Erdgaspreis in diesem Jahr hauptsächlich verantwortlich war, will nun die kommenden Restriktionen der CFTC umgehen, in dem man die vom Fonds gehaltenen Futures-Positionen gegen außerbörsliche Kontrakte, Swap-Geschäfte und ähnliches tauscht. Deshalb fiel der Gaspreis gestern um 6%. Allerdings sind die Leerverkäufe der Spekulanten noch viel höher, was den Gaspreis unterstützen sollte.


Edelmetalle

Der schwache US-Dollar hat den Goldpreis auf ein neues Allzeithoch von 1.070 USD steigen lassen. Kurzfristig spricht zwar einiges für eine Fortsetzung des Preisanstiegs. Allerdings fehlt der Rally ein zweites Standbein außer dem schwachen US-Dollar, was den Goldpreis für eine starke Korrektur anfällig macht. So verharren die Goldbestände des größten Gold-ETFs, SPDR Gold Trust, seit einer knappen Woche bei 1.109,3 Tonnen. Dies deutet darauf hin, dass für den Preisanstieg vor allem kurzfristige Spekulationen ausschlaggebend waren. Auch die Schmucknachfrage dürfte gedämpft bleiben, zumal sich der Goldpreis in indischen Rupien mittlerweile nur noch knapp unter dem Allzeithoch befindet. Dies dürfte die Nachfrage im Vorfeld der wichtigen religiösen Feiertagen Dhanteras und Diwali eher belasten.

Silber kann erstmals seit knapp 15 Monaten die Marke von 18 USD je Feinunze überwinden. Der schwache US-Dollar und der steigende Goldpreis locken Investoren in den Silbermarkt. Die Silberbestände des weltgrößten Silber-ETFs, iShares Silver Trust, stiegen gestern um 18,4 auf 8.612,6 Tonnen. Allerdings steigt derzeit auch die Minenproduktion. Wegen seines industriellen Charakters und der Tatsache, dass Silber im Gegensatz zu Gold seinen Wert vom Gebrauch ableitet, ist dies von großer Bedeutung. Der weltgrößte Silberproduzent Fresnillo berichtet im 3.Quartal einen Produktionsanstieg um 9,3% ggü. Vorjahr auf 9,75 Mio. Unzen. Auch die Silberproduktion bei Rio Tinto ist im 3.Quartal auf 2,1 Mio. Unzen gestiegen. In den ersten neun Monaten lag sie mit 6,2 Mio. Unzen fast 50% höher als vor einem Jahr.


Industriemetalle

Eigentlich hätte man sich auf eine kurzfristige Enstpannung bei Kupfer einstellen können. So hat sich ein großes Risiko, nämlich ein möglicher Streik in der weltgrößten Kupfermine, Escondida in Chile, gelöst, weil die Arbeiter dem Lohnangebot vorzeitig zugestimmt haben. Auch die Äußerung von Rio Tinto, dass sich die Nachfrage in Europa und den USA noch nicht erholt hat, setzte dem Kupferpreis kurzzeitig zu. Heute kann Kupfer aber schon wieder steigen. Der wichtigste Grund dafür sind die neuen chinesischen Importzahlen. Diese sind im September überraschend auf 399,1 Tsd. bzw. um 23% im Vergleich zum Vormonat gestiegen, wobei der Markt mit einem Rückgang rechnete. Insgesamt lagen die chinesischen Kupferimporte in den ersten neun Monaten 77% höher als im Vorjahr. Da die Exportdaten erst später bekannt gegeben werden, kann man nicht feststellen, ob nicht ein Teil der Importe in verarbeiteteter Form reexportiert wurde.

Auch dürfte Streik in der Spence Kupfermine in Chile unterstützen. Die Angebotsrisken dürften derzeit jedoch gering sein. So berichtete Rio Tinto, im 3. Quartal mit 197,9 Tsd. Tonnen 24,1% mehr Rohkupfer gefördert und mit 100,6 Tsd. Tonnen sogar 46% mehr raffiniertes Kupfer als im Vorjahr produziert zu haben. Insgesamt lag die Fördermenge in den ersten neuen Monaten mit 602,1 Tsd. Tonnen fast 10% höher als vor einem Jahr. Für das Gesamtjahr rechnet Rio Tinto mit einer Produktion von 780 Tsd. Tonnen, was sogar 12% höher ist als im Jahr 2008. Eine ausreichende Versorgung gepaart mit einer anhaltend schwachen Nachrage in den OECD-Ländern dürfte den Kupferpreis stark unter Druck bringen, sobald sich die externen "Störfaktoren", wie z.B. massive Liquiditätszuflüsse, die sehr positive Stimmung unter den Anlegern, der schwache US-Dollar und die steigenden Aktienkurse etwas stabilisieren.

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Agrarrohstoffe

Der Preis für Weizen hat gestern um 3,4% zugelegt und mit 5,14 USD je Scheffel ein 2-Monatshoch erreicht. Hintergrund waren Befürchtungen, dass in den USA ungewöhnlich wenig Fläche mit Winterweizen eingesät werden könnte. Genährt wurden diese Befürchtungen durch den Erntefortschrittsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums. Demnach sind erst 13% der US-Maisernte eingebracht, während es sonst um diese Zeit bereits 35% sind. Bei Sojabohnen ist der Reifeprozess der Pflanzen zwar weiter fortgeschritten, doch während sonst bereits 57% der Pflanzen geerntet sind, sind es derzeit nur 23%.

Grund ist das kalte, nasse Wetter in wichtigen Anbaugebieten. Farmer könnten versucht sein, auf einigen Flächen ganz auf Wintergetreide zu verzichten und die verspätet frei werdenden Flächen erst im Frühjahr zu bestellen. Für den weltgrößten Weizenexporteur USA würde dies ein reduziertes Angebot bedeuten. Die Märkte sind angesichts der Ernteverzögerungen zunehmend nervös. Die gut gefüllten weltweiten Lager an Weizen und die positiven Aussichten für die gerade begonnene Ernte in Australien, sollten aber den Preisspielraum nach oben begrenzen.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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