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Ölpreis markiert ein 12-Monatshoch

15.10.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis hat seinen Aufwärtstrend der vergangenen Tage fortgesetzt und ist am Morgen auf 76 USD je Barrel gestiegen, den höchsten Stand seit einem Jahr. Erneut sind es Konjunkturoptimismus, steigende Aktienmärkte und ein fallender US-Dollar, welche für den Anstieg verantwortlich zeichnen. Zudem gab das American Petroleum Institute am Abend einen überraschenden Rückgang der US-Rohöllagerbestände bekannt. Diese fielen in der vergangenen Woche um 172 Tsd. Barrel.

Die Lagerbestände für Benzin sind sogar um rund 2,7 Mio. Barrel zurückgekommen. Zwar sind die Rückgänge vor allem auf fallende Importe zurückzuführen sind, die bei Rohöl um 584 Tsd. Barrel und bei Ölprodukten um 114 Tsd. Barrel pro Tag gefallen sind. Dennoch dürfte vor allem den Hauptzahlen im Hinblick auf die heutigen Lagerdaten des US-Energieministeriums entsprechende Aufmerksamkeit gelten. Erwartet wird ein Anstieg um 1 Mio. Barrel bei Rohöl und 1,125 Mio. Barrel bei Benzin. Wir erachten das Preisniveau als fundamental nicht gerechtfertigt. Ähnlich äußerten sich gestern hochrangige Vertreter der Internationalen Energieagentur und des US-Energieministeriums. Dies gilt umso mehr, weil die Nachfrage durch den Preisanstieg weiter gedämpft wird.

Eine Trendumkehr beim Ölpreis dürfte aber erst einsetzen, wenn die erwarteten Restriktionen seitens der US-Warenterminbörsenaufsicht CFTC endlich beschlossen und implementiert werden. Bislang hat die CFTC wenig unternommen, um die Spekulation einzudämmen. Vielmehr hat man mit der frühen Ankündigung der Maßnahmen den spekulativen Marktteilnehmern Möglichkeit und Zeit gegeben, sich entsprechend umzupositionieren und die spekulativen Positionen "neu verpacken", um die Regulierungen zu umgehen. Das jüngste Beispiel ist die Meldung des US Natural Gas Fund, UNG, der nun statt direkt in Gas-Futures über Swaps-Geschäfte oder außerbörsliche Produkte in US-Erdgas investieren wird. An eine Reduzierung der spekulativen Positionen denkt der Fonds nicht.

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Edelmetalle

Geht dem Goldpreisanstieg allmählich die Luft aus? Der Goldpreis notiert zwar bei 1.060 USD je Feinunze und damit lediglich 10 US-Dollar unter dem gestern verzeichneten Rekordhoch. Bedenklich stimmt allerdings, dass der Goldpreis trotz des Rückgangs des US-Dollar auf ein 14-Monatstief in der vergangenen Nacht nicht mehr zulegen konnte. Angesichts der hohen spekulativen Netto-Long Positionen baut sich zusehends Korrekturpotenzial auf, zumal der Preisanstieg in den letzten Tagen ohne nennenswerte Zuflüsse in die Gold-ETFs vonstatten ging.

SPDR Gold Trust meldet auch gestern unveränderte Goldbestände von 1.109,4 Tonnen. Die heute zu veröffentlichenden Daten zu den Verbraucherpreisen aus Europa und den USA dürften zudem zeigen, dass Inflation derzeit kein Thema ist. Der schwache US-Dollar und die saisonal bedingt höhere physische Nachfrage in Indien aufgrund der bevorstehenden Feiertags- und Hochzeitssaison dürften die Long-Spekulanten zunächst bei der Stange halten und einer Korrektur somit entgegenstehen.


Industriemetalle

Der chinesische Verband der Autoproduzenten hat bekannt gegeben, dass im September 1,33 Mio. Autos in China zugelassen wurden, 78% mehr als vor einem Jahr. Nach Informationen des Verbands sind die Neuzulassungen in den ersten neun Monaten auf 9.61 Mio. Stück gestiegen, eine Steigerung um 32% im Vergleich zum Vorjahr. Insbesondere die PKW-Zulassungen sind auf über 1 Mio. Stück im September gestiegen, was einem Jahresanstieg von 84% entspricht. Zwar ist der jüngste Anstieg der PKW-Zulassungen insbesondere der dortigen "Abwrackprämie" zu verdanken. Jedoch dürfte der positive Tenor die Metallpreise unterstützen.

Die gigantischen LME-Lagerbestände bei Aluminium, die sich binnen Jahresfrist auf über 4,5 Mio. Tonnen vervierfacht haben, können dem gegenwärtigen Preisanstieg bei Aluminium nichts anhaben. Dafür gibt es aber auch fundamentale Gründe. Zum einen dürfte der Großteil der LME-Alumininiumlagerbestände in langfristigen Finanzierungsgeschäften gebunden sein und steht damit nicht zur Verfügung. Zum anderen befanden sich die Lagerbestände außerhalb der LME-Lagerhäuser laut WBMS bereits im Juli mit 1,413 Mio. Tonnen auf dem tiefsten Stand seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 1992, was die Höhe der LME-Bestände stark relativiert.

In den letzten Monaten sind die Lagerbestände außerhalb des LME-Systems eher weiter gefallen; die Lagerbestände in den japanischen Häfen sind zuletzt unter 170 Tsd. Tonnen gefallen, den niedrigsten Stand seit 1995. Im Übrigen sind auch die LME-Lagerbestände innerhalb eines Monats um über 80 Tsd. Tonnen gefallen, wobei der Großteil der Abflüsse in Europa stattfand. Für die europäischen Produzenten, wie z.B. Vimetco, lohnt sich die Wiederinbetriebnahme der geschlossenen Kapazitäten bei den Preisen unter 2000 USD je Tonne offensichtlich noch nicht. Vimetco hat die Produktion in Rumänien um 60 Tsd. Tonnen pro Jahr gedrosselt.


Agrarrohstoffe

Die US-Sojabohnenpreise sind erstmals seit Anfang September auf 10 USD je Scheffel gestiegen. Zwar wird in den USA in diesem Jahr mit einer Rekordernte von 88,5 Mio. Tonnen gerechnet und auch in Argentinien und Brasilien dürfte die Ernte im kommenden Frühjahr deutlich höher ausfallen als vor einem Jahr. Kurzfristig hilft dies aber nicht über Angebotsengpässe hinweg, zumal die Ernte in den USA aufgrund der verspäteten Pflanzenentwicklung und des schlechten Wetters deutlich später zur Verfügung stehen wird als üblich.

Allerdings scheint auch die Nachfrage aus China deutlich nachzulassen. Laut chinesischem Zoll hat China im September 2,75 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert. Dies ist der dritte Monatsrückgang in Folge. Im Juni hatten die Importe mit 4,7 Mio. Tonnen einen Rekordwert erreicht. Im Oktober sollen die Importe laut chinesischem Handelsministerium auf nur noch zwei Mio. Tonnen fallen, den niedrigsten Wert seit zwei Jahren. Die spürbare Beruhigung der Nachfrage aus China dürfte einem weiteren Preisanstieg bei Sojabohnen entgegenstehen, denn China verantwortet etwa die Hälfte der weltweiten Sojabohnenimporte.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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