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Ölpreis springt nach US-Lagerdaten auf Jahreshoch

16.10.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Die gestern vom US-Energieministerium veröffentlichten Lagerbestandsdaten sorgten dafür, dass der WTI-Ölpreis um mehr als 3% auf 78 USD je Barrel steigen konnte, den höchsten Stand seit einem Jahr. Die Rohöllagerbestände stiegen demnach in der vergangenen Woche um 334 Tsd. Barrel und damit etwas weniger als erwartet.

Die große Überraschung war der deutliche Lagerabbau bei Benzin um 5,2 Mio. Barrel. Auch die Destillatebestände fielen überraschend um 1,1 Mio. Barrel. Die Raffinerien fuhren ihre Auslastung im Wochenvergleich um vier Prozentpunkte auf das niedrigste Niveau seit April zurück. Die Benzinproduktion sank im Vergleich zur Vorwoche um 10% auf das niedrigste Niveau seit mehr als einem Jahr. Die Ölimporte sanken um 367 Tsd. Barrel pro Tag. Niedrigere Importe und eine geringere Nachfrage der Raffinerien führten somit zu nahezu unveränderten Rohölbeständen und einem deutlichen Lagerabbau bei den Ölprodukten. Anhaltspunkte für eine Besserung der zugrundeliegenden Nachfrage am Ölmarkt lassen sich darin nicht finden. Wir bleiben daher skeptisch, was die Nachhaltigkeit des Preisanstiegs angeht. Kurzfristig kann der Ölpreis aufgrund der positiven Stimmung aber durchaus noch weiter steigen und schon in den kommenden Tagen 80 USD erreichen.

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Ebenfalls gestern wurden die US-Erdgaslagerbestände veröffentlicht. Diese stiegen in der vergangenen Woche um 58 Mrd. Kubikfuß. Der Lageraufbau entsprach dem Durchschnitt der vergangenen 5 Jahre, fiel aber etwas stärker aus als erwartet. Kurz vor Beginn der Heizperiode liegen die Erdgasvorräte damit 14% über dem 5-Jahresdurchschnitt. Dennoch konnte der Erdgaspreis leicht auf 4,50 USD je mmBtu zulegen. Der Abgabedruck nach den deutlichen Verlusten in den Tagen zuvor, als der Gaspreis seit Wochenbeginn 10% einbüßte, lässt anscheinend nach.


Edelmetalle

Der Goldpreis hat trotz eines weiterhin schwachen US-Dollar in den vergangenen zwei Tagen 20 USD verloren und konsolidiert momentan bei 1.050 USD je Feinunze. Auffallend ist, dass langfristig orientierte Investoren offensichtlich keinen Grund mehr sehen, neu in Gold zu investieren. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust vermeldet seit mehr als einer Woche unveränderte Goldbestände von 1.109,3 Tonnen. Ohne diese Zuflüsse hängt der Goldpreis in erster Linie vom Verhalten der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer ab, welche bereits extrem optimistisch für Gold gestimmt sind.

Neue Daten zur Marktpositionierung der spekulativen Anleger werden heute nach Handelsschluss veröffentlicht. Zudem entfällt mit dem indischen Feiertag Diwali ab nächster Woche eine wesentliche Stütze für die Goldnachfrage. Der Goldpreis könnte daher in den kommenden Tagen weiter nachgeben, sofern sich der US-Dollar nicht weiter abschwächt und die Marke von 1,50 gegenüber dem Euro nicht überschritten wird.


Industriemetalle

Die Metallpreise profitieren weiter vom anhaltenden Konjunkturoptimismus, welcher von besser als erwarteten Konjunkturdaten und steigenden Aktienmärkten geschürt wird. So stieg der Empire State Index für das verarbeitende Gewerbe der Region New York im Oktober auf den höchsten Stand seit fünf Jahren. Heute dürfte die US-Industrieproduktion für September den dritten Monatsanstieg in Folge aufweisen. Es bleibt allerdings festzuhalten, dass keines der LME-Metalle in den vergangenen Tagen neue zyklische Hochs verzeichnen konnte. Die o.g. Faktoren scheinen derzeit also lediglich einen Preisrückgang zu verhindern.

Der weltgrößte Zinkproduzent Nyrstar aus Belgien sieht Anzeichen einer Erholung der Zinknachfrage in den westlichen Industrieländern. Als ermutigend wertet Nyrstar auch die Wiederinbetriebnahme von Hochöfen für die Stahlproduktion. Die Galvanisierung von Stahl stellt mehr als die Hälfte des Zinkverbrauchs. Der zunehmende Optimismus ließ die Zahl der offenen Terminkontrakte in dieser Woche auf ein Allzeithoch steigen. Das zunehmende Anlegerinteresse ist einer der Gründe für den Preisanstieg um 30% seit Anfang Juli auf 2.100 USD je Tonne.

Die LME-Lagerbestände befinden sich dagegen trotz des Rückgangs um 2% in den vergangenen Tagen mit knapp 428 Tsd. Tonnen noch immer in der Nähe eines 4-Jahreshochs und geben damit für übergroßen Optimismus keinen Anlass. Die International Lead and Zinc Study Group erwartet auch im nächsten Jahr einen Marktüberschuss von 270 Tsd. Tonnen. Wir rechnen in den kommenden Wochen bei Zink mit einer Preiskorrektur.


Agrarrohstoffe:

Der Rohzuckerpreis konnte gestern in New York um 5% auf knapp 23,3 US-Cents je Pfund steigen. Einer Reuters-Umfrage zufolge wird die Zuckerproduktion in Indien in diesem Erntejahr lediglich 15,3 Mio. Tonnen betragen. Das sind zwei Mio. Tonnen weniger als die aktuelle USDA-Schätzung und nur unwesentlich mehr als die Missernte im vergangenen Jahr. Die Anbaufläche für Zuckerrohr ist in diesem Erntejahr laut indischem Landwirtschaftsministerium noch einmal um 3% auf 4,25 Mio. Hektar zurückgegangen. Da Zuckerrohr bis zur Reife 12-18 Monate benötigt, dürfte sich der Preisanstieg erst im kommenden Jahr in einer höheren Produktion bemerkbar machen. Bis dahin bleibt Indien auf Importe vor allem aus Brasilien angewiesen.

Zwar erwartet das brasilianische Landwirtschaftsministerium in diesem Jahr einen Anstieg der Zuckerproduktion um 16% auf 36,8 Mio. Tonnen. Allerdings wird die Ernte aufgrund von starken Regenfällen verzögert. Der Ölpreisanstieg erhöht zudem die Attraktivität für die Herstellung von Ethanol aus Zuckerrohr. Dies könnte sich in einer niedrigeren Zuckerproduktion niederschlagen. Die Zuckermühlen in Brasilien planen in diesem Jahr, 56% des Zuckerrohrs zu Ethanol zu verarbeiten. In den vergangenen Jahren lag dieser Anteil sogar bei 60%. Kurzfristig bleibt der Zuckerpreis somit gut unterstützt.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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