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Vor allem Spekulanten treiben die Preise nach oben

19.10.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist zum Wochenauftakt auf ein Jahreshoch von 79 USD je Barrel gestiegen. Konnte der Preisanstieg um 9% in der vergangenen Woche lange Zeit mit steigenden Aktienmärkten und dem schwächeren US-Dollar erklärt werden, muss der Ölpreis seit Freitag auf Unterstützung von dieser Seite verzichten. Offensichtlich setzt man am Ölmarkt darauf, dass die Aktienmärkte nur eine kurze Verschnaufpause einlegen und der Konjunkturoptimismus weiter durch positive US-Unternehmenszahlen und Daten zum Immobilienmarkt geschürt wird.

Kommt es hier allerdings zu Enttäuschungen, dürfte der Ölpreis korrigieren. Vor allem auch deshalb, weil der Ölpreisanstieg zuletzt zu großen Teilen auch spekulativ getrieben war. Die Netto-Long Positionen der kurzfristig orientierten Anleger stiegen in der Woche zum 13. Oktober um 19 Tsd. auf 68.836 Kontrakte, den höchsten Stand seit neun Monaten. Da der Ölpreis seither weiter gestiegen ist, dürften die spekulativen Longpositionen derzeit tendenziell eher noch höher liegen. Bei Erdgas stiegen die spekulativen Netto-Short Positionen in derselben Woche um 5 Tsd. auf 147.043 Kontrakte.

Dies erklärt sich größtenteils mit dem Preisrückgang bei US-Erdgas um 9% in der entsprechenden Berichtswoche. Der kräftige Preisanstieg am Freitag deutet darauf hin, dass diese Shortpositionen größtenteils wieder glattgestellt worden sind. Wir rechnen in den kommenden Wochen mit weiteren Positionsglattstellungen und steigenden Gaspreisen.


Edelmetalle

Der Goldpreis startet wenig verändert bei 1.050 USD je Feinunze in die neue Handelswoche. Da der Goldpreis bereits seit einigen Tagen nicht mehr steigen kann, wächst das Risiko einer Korrektur, welche von Positionsglattstellungen spekulativer Anleger ausgehen könnte. Denn der Preisanstieg auf das Rekordhoch von 1.070 USD Mitte vergangener Woche war in der Endphase vor allem spekulativ getrieben. Demnach stiegen die spekulativen Netto-Long Positionen in der Woche zum 13. Oktober auf einen Rekordwert von 253.955 Kontrakten. Interessant ist, dass auch die spekulativen Short-Positionen in den vergangenen Tagen um 12,6 Tsd. Kontrakte gestiegen sind.

Während also viele Spekulanten noch auf den fahrenden Zug aufsprangen, setzt eine wachsende Minderheit von kurzfristig orientierten Anlegern auf einen fallenden Goldpreis. Dafür könnte es einen Grund geben. Nach dem hinduistischen Lichterfest Diwali an diesem Wochenende entfällt von nun an einer der wesentlichen Stützen für die Goldnachfrage in Indien in den vergangenen Wochen. Ohne diesen Faktor könnte die physische Nachfrage schwächer ausfallen. Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass der Goldpreis in indischen Rupien nahe am Allzeithoch notiert (Grafik). Der Bedarf an Gold für die Hochzeitssaison wird zwar weiterhin für eine gute Nachfrage sorgen. Beim derzeitigen Preisniveau dürfte diese aber zu weiten Teilen aus Altgold gedeckt werden.

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Industriemetalle

Der Index der Londoner Metallbörse wird zwar vom allgemeinen Aufwind mitgezogen, kann aber die seit Anfang August geltende Handelsspanne zwischen 2800 und 3000 nicht verlassen. Auch Kupfer kann zulegen, notiert jedoch mit gut 6300 USD je Tonne noch knapp 3% unter seinem Jahreshoch von 6457 USD je Tonne von Mitte August. Preisstützend agieren derzeit die Spekulanten, die ihre Netto-Short Positionen in der Woche zum 13. Oktober um 3 Tsd. Kontrakte abgebaut haben. Das Netto-Short Engagement ist so niedrig wie zuletzt im August. Fundamental unterstützte der überraschend starke Importsog Chinas im September.

Hinzu kommt der Streik in der Spence Mine in Chile, der den vierten Tag in Folge zu Produktionseinbußen führt. Dem steht aber die frühzeitige Einigung in der weltgrößten Mine Escondida gegenüber. Auch die Lagerbestandsentwicklung war zuletzt eher preisbelastend: in Shanghai sind die lieferbaren Vorräte zuletzt wieder um 10 Tsd. Tonnen auf gut 100 Tsd. Tonnen gestiegen. Auch an der LME setzte sich der Lageraufbau mit erhöhtem Tempo fort. Die Vorräte stiegen in der vergangenen Woche ebenfalls um 10 Tsd. Tonnen auf 358 Tsd. Tonnen. Der Aufbau der Vorräte fand vor allem in den asiatischen Lagern statt: Allein in Südkorea nahmen die Vorräte um 5,5 Tsd. Tonnen zu. Sie spiegeln ein reichliches Angebot wider, weshalb wir nach wie vor Rückschlagspotenzial sehen.


Agrarrohstoffe

Die nicht-kommerziellen Anleger haben in der Woche zum 13. Oktober ihre Netto-Long Positionen bei Mais und Sojabohnen deutlich ausgebaut (siehe Tabelle Seite 1). In beiden Fällen war dies Folge eines erheblichen Abbaus an Short-Positionen. Schlechtes Wetter im Mittleren Westen der USA hat zu Verzögerungen bei der Mais- und Sojabohnenernte geführt. Diese verzeichnet den langsamsten Start in den vergangenen 30 Jahren und könnte Händlern zufolge bis in den Dezember andauern. Dies hat zu Befürchtungen geführt, dass die Erntemengen geringer als erwartet ausfallen und das Wetter auch die Qualität der Ernte beeinträchtigen könnte. Viele Händler, die zuvor in Erwartung hoher Ernteerträge auf fallende Preise setzten, haben nun ihre Positionen eingedeckt.

Weizen wurde von dieser Entwicklung mitgezogen. Auch hier wurden die Short-Positionen abgebaut und damit die Netto-Short Positionen verringert. Allerdings gaben die Preise nach dem deutlichen Anstieg der Vortage zuletzt wieder leicht nach, nachdem die Aussichten auf trockeneres Wetter die Ernteaussichten etwas positiver erscheinen ließen und damit auch die Gefahr nachließ, dass sich aufgrund der Verzögerungen bei der Mais- und Sojabohnenernte auch die Aussaat von Winterweizen verzögert. Weiteren Aufschluss könnte der Erntefortschrittsbericht liefern, welcher heute Abend nach Handelsschluss veröffentlicht wird.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen nicht-kommerzieller Anleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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