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Anlageperspektiven 2009 - 2010

19.10.2009  |  Prof. Dr. Max Otte
- Seite 2 -
In den USA steht uns die nächste Welle der Immobilienkrise bevor: mittlerweile sind 9,2 Prozent aller Prime-Kredite im Zahlungsverzug. Prime-Kredite werden eigentlich an die "guten" Schuldner vergeben. Aber auch diese wurden von der Wirtschaftskrise so hart getroffen, dass sie nun oft ihre Zahlungen nicht mehr leisten können.

Vor der Krise gab es in der Welt vor allem drei Nettosparnationen: Japan, China und Deutschland. Aufgrund ihrer Größe und ihres Sparverhaltens sind sie für den überwiegenden Teil des Sparkapitals verantwortlich. Zwei Drittel dieser Ersparnisse wurden von der US-Wirtschaft wie von einem Schwamm aufgesogen und verkonsumiert.

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Zu einem solchen Spiel gehören immer zwei Seiten: das Land das konsumiert, und das Land, welches Export- und damit Sparüberschüsse hat. Mittlerweile müssen die Amerikaner zwangsweise mehr sparen. Dies wird zu Exporteinbußen bei den Exportnationen führen, aber auf Dauer, wenn die Krise überstanden ist, auch zu einer gesunderen Struktur der internationalen Handelsströme.

Übrigens: der deutschen (und der österreichischen sowie schweizerischen) Wirtschaft geht es relativ gut! Der Rückgang unseres Wirtschaftswachstums ist ausschließlich auf einen Einbruch bei den Exporten zurückzuführen. Die Binnenkonjunktur lief mehr oder weniger unbehelligt weiter. Zum Glück haben wir ein weitgehend solides Finanzsystem, in dem ich vor allem die Raiffeisenbanken, Volksbanken, Sparda-Banken und Sparkassen hervorheben möchte. Auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt, aber diese Banken haben Strukturen, die es erlauben, nachhaltig zu wirtschaften.

Zudem funktioniert in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Versorgung mit Krediten noch weitgehend. Unser Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Sparkassen sind gut kapitalisiert und immer noch hervorragende Partner für den Mittelstand. Hätten wir nicht das angel-sächsische Kartell der Ratingagenturen und die prozyklischen Regeln der Eigenkapitalausstattung von Basel II, würde unser Finanzsystem noch besser funktionieren. Basel II wurde auf Drängen der Amerikaner eingeführt. Durch ein umfangreiches bürokratisches Regelsystem muss die Eigenkapitalquote „risikogewichtet“ sein. Steigt also das Risiko in Krisen, müssen Banken mehr Eigenkapital vorhalten, was die Kreditvergabe bremst und die Krise verschlimmert. Eigentlich sollte man sich in den guten Zeiten den Speck anfressen.

Treppenwitz: die Amerikaner, die uns Basel II eingebrockt haben, wenden es selber nicht an, wir aber penibel genau für jeden Mittelständler. Auf einer Podiumsdiskussion während des Neujahrsempfangs der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin nannte der von mir hoch geschätzte Hannes Rehm, der jetzt den Bankenrettungsfonds Soffin leitet, dies eine "regulatorische Asymmetrie". Ich war etwas direkter und bezeichnete es als "Wirtschafskrieg". Unsere Regierung hat bislang nichts gegen diese massive Benachteiligung der kontinentaleuropäischen Wirtschaft unternommen.




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