Anlageperspektiven 2009 - 2010
19.10.2009 | Prof. Dr. Max Otte
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Desinformationswirtschaft und Informationscrash![](http://www.goldseiten.de/bilder/artikel/otte-11897_2.png)
Gesetze werden zunehmend komplexer, Produkte werden so kompliziert, dass keiner mehr versteht, worum es geht. Je undurchsichtiger die Märkte werden, umso leichter haben es die großen Anbieter, Preise, Konditionen und Produkte zu lan-cieren, die ein normal denkender Mensch nicht kaufen würde.
Ein Beispiel sind Finanznachrichten: als das Internet an Fahrt gewann, war ich euphorisch. Zum ersten Mal wieder ein Medium, was dem der Zeitung ähnlich war: man konnte durch logisch angeordnete Menüs durch Inhalte navigieren. Es gab keine Bewegtbilder.
Heute sind viele Finanzportale zu reinen Verkaufsveranstaltungen verkommen. Von OnVista, die ich lange genutzt habe, rate ich heute sehr ab: zu sehr wird man durch die Bewegtbilder von den eigentlichen Inhalten abgelenkt. Auch gibt es viele Fälle, in denen der Benutzer aus meiner Sicht zunächst einmal schädliche oder falsche Information erhält:
- Bei OnVista werden häufig Charts in Fremdwährungen angezeigt. Was soll ein deutscher/österreichischer Benutzer damit anfangen?
- Bei der Unternehmenssuche werden neben der eigentlichen Aktie gerne auch alle Zertifikate und sonstigen Produkte angezeigt. Das suggeriert dem Nutzer, dass diese Produkte gleichwertig mit dem Basiswert sind, was sie nicht sind.
- Hugin-News (versteckte PR-Mitteilungen) von Unternehmen und Verbänden werden großzügig in den Nachrichtenfluss eingebaut.
- Bei comdirect entfallen immer mehr die Langfristcharts (bis zu 15 Jahre und mehr), die ich immer gerne zur Orientierung genutzt habe. Stattdessen sind oftmals nur noch wenige Jahre verfügbar.
- Im Musterdepot von comdirect werden Kursbewegungen angezeigt, die am Vortrag gar nicht stattgefunden haben. Stattdessen bezieht sich die Veränderungsanzeige auf die letzte Kursbewegung, egal, wann sie stattgefunden hat. Meine Interpretation: hier soll Bewegung (Dynamik) vorgetäuscht werden.
Die Beispiele lassen sich fortsetzen. Die Unternehmen selber wirken an der Verwirrung durch an Anwendung der neuen IFRS-Bilanzierungsregeln und die Erstellung von "pro Forma" Kennzahlen massiv mit. Aber eine Darstellung würde hier den Rahmen sprengen.
Angesichts der wachsenden Desinformationswirtschaft wird es immer wichtiger, dass souveräne Anleger sich ihre eigenen Gedanken machen und ein solides Wissensfundament haben, um der Desinformationswirtschaft zu widerstehen.
Investmenttrends 2009 - 2010
Letztes Jahr schrieb ich an dieser Stelle: "Die Börse ist immer unsicher, die Zukunft immer ungewiss. In der kommenden Phase gilt das noch mehr als sonst. Kommt die Depression, sind Liquidität und Edelmetalle am besten. Kommt die Stagflation, sind Aktien und Edelmetalle am besten. Sie benötigen also Aktien, Edelmetalle UND Liquidität."
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Parallel dazu steigt die globale Überschussliquidität weiter schnell an: die Geldmenge wird ausgeweitet, während das Wirtschaftswachstum zurückgeht. Das letzte Mal stieg die Überschussliquidität in den Jahren 2001 und 2002 ähnlich rasch, als Alan Greenspan in der Folge von 9/11 den Geld-hahn sperrangelweit aufdrehte. Die Folgen sind be-kannt. Auch diesmal wird die Ausweitung der Geldmenge ihre Folgen haben: entweder in Form einer Inflation (Güterpreisinflation) oder in Form der nächsten Blase (Vermögensklasseninflation).
Meine Anlagegrundsätze für 2009 - 2010:
Wie beim Deutschen Reinheitsgebot das Bier und bei unserem Portfolioinvestment Frosta (WKN: 606900) die Fertiggerichte, sollte Ihr Portfolio nur aus reinen Zutaten bestehen: Edelmetalle in physischer Form, Termingelder, Qualitätsaktien und vielleicht erstklassige Anleihen mit kurzer Laufzeit (Aber Vorsicht: Die Banken verkaufen viele Produkte unter dem Begriff "Anleihe", die damit nichts zu tun haben.).
Es wird noch etliche Sturmböen geben, aber ich denke, dass wir nach dem überstandenen Orkan (letztes Jahr schrieb ich: "Lassen Sie uns diesen Sturm gemeinsam meistern!") auch wieder daran denken können, Geld zu verdienen.
Auf gute Investments!
Ihr
© Prof. Dr. Max Otte
(Die vollständige Kolumne können Sie im aktuellen Privatinvestor lesen.)