Ölpreis steigt auf 80 USD
20.10.2009 | Eugen Weinberg
Energie
Die Stimmung an den Rohstoffmärkten bleibt positiv. Der WTI-Ölpreis hat am Morgen unterstützt durch kräftige Kursgewinne an den Aktienmärkten und einen schwächeren US-Dollar erstmals seit einem Jahr wieder die Marke von 80 USD je Barrel erreicht. Innerhalb von acht Handelstagen ist der Ölpreis somit um 10 USD gestiegen. Da sich der heute auslaufende November-Kontrakt und der Dezember-Kontrakt in den vergangenen Tagen preislich weitgehend angeglichen haben, dürfte die Kontraktumstellung heute nach Handelsschluss keine Auswirkungen auf die Preisentwicklung haben. Der Ölpreis bezieht seinen Auftrieb weiter aus Konjunkturoptimismus und positiven Unternehmensnachrichten. Stimmung und Momentum sprechen ungeachtet der wachsenden Diskrepanz zwischen Preisentwicklung und Fundamentaldaten zunächst für eine Fortsetzung des Ölpreisanstiegs.
Zudem warnt der Wetterdienst Commodity Weather Group vor dem kältesten Winter in den USA seit Beginn der 80er Jahre. Dies könnte von den Optimisten als weiteres Argument für eine höhere Energienachfrage herangezogen werden. Allerdings sind gerade die Lagerbestände von Heizöl und Erdgas in den USA bereits sehr hoch. Die Destillatevorräte befinden sich auf dem höchsten Stand seit knapp 27 Jahren und die Erdgasvorräte auf einem Rekordhoch. Versorgungsengpässe sind daher nicht zu erwarten. Weiteren Aufschluss über die Lagersituation bei Rohöl und den Ölprodukten können die API-Daten liefern, welche heute nach Handelsschluss veröffentlicht werden.
Edelmetalle
Der Fall des US-Dollar auf ein 14-Monatstief treibt den Goldpreis am Morgen zurück in die Nähe des letzte Woche verzeichneten Allzeithochs von 1.070 USD je Feinunze. Der Goldpreisanstieg ist in erster Linie spekulativ getrieben und daher korrekturanfällig. Insbesondere die rekordhohen spekulativen Netto-Long Positionen mahnen zur Vorsicht (siehe Grafik des Tages). Dagegen vermeldet der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern erneut unveränderte Goldbestände von 1.109,3 Tonnen. Seit knapp zwei Wochen hat es somit keine Zuflüsse in den SPDR Gold Trust mehr gegeben. Der Gold-ETF von ETF Securities verzeichnete in der letzten Woche sogar Abflüsse von 400 Tsd. Unzen. Die Investmentnachfrage liefert derzeit also keinen Beitrag zum Goldpreisanstieg.
Dagegen steigt das Angebot an Altgold. Berichten von Goldverarbeitern aus dem Mittleren Osten zufolge sollen die Volumina an Altgold zuletzt deutlich zugenommen haben. Die CME akzeptiert seit gestern Gold als Sicherheit für alle Handelsprodukte bis zu einem Maximalvolumen von umgerechnet 200 Mio. USD pro CME-Clearing-Mitglied. Dies unterstreicht die wachsende Bedeutung von Gold an den Finanzmärkten und sollte daher den Goldpreis unterschwellig unterstützen.
Industriemetalle
Die Industriemetalle wurden gestern vom allgemeinen Aufwind mitgetragen und konnten deutlich zulegen: der LMEX notiert mit 3024 Punkten leicht über der seit knapp drei Monaten geltenden Handelsspanne. Zusätzlich unterstützt durch einen zweitägigen Streik in Peru konnte Zink um 2,8% auf den höchsten Stand seit Mai zulegen und Kupfer fast sein Jahreshoch erreichen. Peru stellt 13% des weltweiten Minenangebots an Zink und 8% an Kupfer und ist damit für beide Metalle das drittgrößte Produzentenland. Auch Nickel verteuert sich um 3% auf über 19.000 USD je Tonne.
Die International Nickel Study Group meldet für August erstmals seit Februar 2008 ein Defizit am Markt: der Verbrauch übersteigt die Produktion um 7.100 Tonnen, weil die Nachfrage im Monatsvergleich um 5% auf 115.300 Tonnen zulegte, während die Produktion um 2,3% sank. Dennoch: der Markt für Nickel ist nicht knapp. Auch die INSG hatte auf ihrer Sitzung Anfang Oktober für das laufende und das kommende Jahr einen Überschuss prognostiziert. Wir sehen deshalb weiterhin Rückschlagspotenzial. Kurzfristig könnten die Metallpreise aber durch die noch in dieser Woche zur Veröffentlichung anstehenden chinesischen BIP-Zahlen für das dritte Quartal unterstützt werden: Der Konsens rechnet mit einer Zunahme um 9,0% gegenüber dem Vorjahr nach 7,9% im zweiten Vierteljahr.
Agrarrohstoffe
US-Mais ist um knapp 4% auf ein 4-Monatshoch von 3,89 USD je Scheffel gestiegen. Auch Weizen und Sojabohnen konnten kräftig zulegen. Der gestern veröffentlichte Erntefortschrittsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums hat die Verzögerungen bei der Ernte von Mais und Sojabohnen verdeutlicht. Während im Durchschnitt der letzten fünf Jahre zu dieser Zeit bereits 46% der Maisernte eingebracht waren, sind es in diesem Jahr erst 17%. Bei Sojabohnen wurden bisher statt 72% im Durchschnitt der letzten Jahre nur 30% der Pflanzen geerntet. Im Gegensatz zu Mais sind dabei die Sojapflanzen nahezu vollständig ausgereift. Bis auf weiteres wird daher der Wetterbericht besonderen Einfluss auf die Preisbildung haben. Denn nur bei ausreichend trockenem Wetter können die Maispflanzen ausreifen und die Mais- und Sojapflanzen zügig abgeerntet werden.
In diesen Tagen nutzen die Farmer im Mittleren Westen einige trockenere Tage, um insbesondere die empfindlicheren Sojabohnen abzuernten, bevor für Mitte der Woche wieder nasses Wetter angesagt ist. Der Weizenpreis wurde von der Entwicklung insbesondere bei Mais mit nach oben gezogen und auch vom schwachen US-Dollar unterstützt. Zudem zeigt der Ernteforschrittsbericht, dass sich die Aussaat von Winterweizen bedingt durch die langsame Maisernte ebenfalls verzögert. In der vergangenen Woche waren erst 69% der Flächen bestellt. Normal sind zu dieser Jahreszeit 78%.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Die Stimmung an den Rohstoffmärkten bleibt positiv. Der WTI-Ölpreis hat am Morgen unterstützt durch kräftige Kursgewinne an den Aktienmärkten und einen schwächeren US-Dollar erstmals seit einem Jahr wieder die Marke von 80 USD je Barrel erreicht. Innerhalb von acht Handelstagen ist der Ölpreis somit um 10 USD gestiegen. Da sich der heute auslaufende November-Kontrakt und der Dezember-Kontrakt in den vergangenen Tagen preislich weitgehend angeglichen haben, dürfte die Kontraktumstellung heute nach Handelsschluss keine Auswirkungen auf die Preisentwicklung haben. Der Ölpreis bezieht seinen Auftrieb weiter aus Konjunkturoptimismus und positiven Unternehmensnachrichten. Stimmung und Momentum sprechen ungeachtet der wachsenden Diskrepanz zwischen Preisentwicklung und Fundamentaldaten zunächst für eine Fortsetzung des Ölpreisanstiegs.
Zudem warnt der Wetterdienst Commodity Weather Group vor dem kältesten Winter in den USA seit Beginn der 80er Jahre. Dies könnte von den Optimisten als weiteres Argument für eine höhere Energienachfrage herangezogen werden. Allerdings sind gerade die Lagerbestände von Heizöl und Erdgas in den USA bereits sehr hoch. Die Destillatevorräte befinden sich auf dem höchsten Stand seit knapp 27 Jahren und die Erdgasvorräte auf einem Rekordhoch. Versorgungsengpässe sind daher nicht zu erwarten. Weiteren Aufschluss über die Lagersituation bei Rohöl und den Ölprodukten können die API-Daten liefern, welche heute nach Handelsschluss veröffentlicht werden.
Edelmetalle
Der Fall des US-Dollar auf ein 14-Monatstief treibt den Goldpreis am Morgen zurück in die Nähe des letzte Woche verzeichneten Allzeithochs von 1.070 USD je Feinunze. Der Goldpreisanstieg ist in erster Linie spekulativ getrieben und daher korrekturanfällig. Insbesondere die rekordhohen spekulativen Netto-Long Positionen mahnen zur Vorsicht (siehe Grafik des Tages). Dagegen vermeldet der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern erneut unveränderte Goldbestände von 1.109,3 Tonnen. Seit knapp zwei Wochen hat es somit keine Zuflüsse in den SPDR Gold Trust mehr gegeben. Der Gold-ETF von ETF Securities verzeichnete in der letzten Woche sogar Abflüsse von 400 Tsd. Unzen. Die Investmentnachfrage liefert derzeit also keinen Beitrag zum Goldpreisanstieg.
Dagegen steigt das Angebot an Altgold. Berichten von Goldverarbeitern aus dem Mittleren Osten zufolge sollen die Volumina an Altgold zuletzt deutlich zugenommen haben. Die CME akzeptiert seit gestern Gold als Sicherheit für alle Handelsprodukte bis zu einem Maximalvolumen von umgerechnet 200 Mio. USD pro CME-Clearing-Mitglied. Dies unterstreicht die wachsende Bedeutung von Gold an den Finanzmärkten und sollte daher den Goldpreis unterschwellig unterstützen.
Industriemetalle
Die Industriemetalle wurden gestern vom allgemeinen Aufwind mitgetragen und konnten deutlich zulegen: der LMEX notiert mit 3024 Punkten leicht über der seit knapp drei Monaten geltenden Handelsspanne. Zusätzlich unterstützt durch einen zweitägigen Streik in Peru konnte Zink um 2,8% auf den höchsten Stand seit Mai zulegen und Kupfer fast sein Jahreshoch erreichen. Peru stellt 13% des weltweiten Minenangebots an Zink und 8% an Kupfer und ist damit für beide Metalle das drittgrößte Produzentenland. Auch Nickel verteuert sich um 3% auf über 19.000 USD je Tonne.
Die International Nickel Study Group meldet für August erstmals seit Februar 2008 ein Defizit am Markt: der Verbrauch übersteigt die Produktion um 7.100 Tonnen, weil die Nachfrage im Monatsvergleich um 5% auf 115.300 Tonnen zulegte, während die Produktion um 2,3% sank. Dennoch: der Markt für Nickel ist nicht knapp. Auch die INSG hatte auf ihrer Sitzung Anfang Oktober für das laufende und das kommende Jahr einen Überschuss prognostiziert. Wir sehen deshalb weiterhin Rückschlagspotenzial. Kurzfristig könnten die Metallpreise aber durch die noch in dieser Woche zur Veröffentlichung anstehenden chinesischen BIP-Zahlen für das dritte Quartal unterstützt werden: Der Konsens rechnet mit einer Zunahme um 9,0% gegenüber dem Vorjahr nach 7,9% im zweiten Vierteljahr.
Agrarrohstoffe
US-Mais ist um knapp 4% auf ein 4-Monatshoch von 3,89 USD je Scheffel gestiegen. Auch Weizen und Sojabohnen konnten kräftig zulegen. Der gestern veröffentlichte Erntefortschrittsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums hat die Verzögerungen bei der Ernte von Mais und Sojabohnen verdeutlicht. Während im Durchschnitt der letzten fünf Jahre zu dieser Zeit bereits 46% der Maisernte eingebracht waren, sind es in diesem Jahr erst 17%. Bei Sojabohnen wurden bisher statt 72% im Durchschnitt der letzten Jahre nur 30% der Pflanzen geerntet. Im Gegensatz zu Mais sind dabei die Sojapflanzen nahezu vollständig ausgereift. Bis auf weiteres wird daher der Wetterbericht besonderen Einfluss auf die Preisbildung haben. Denn nur bei ausreichend trockenem Wetter können die Maispflanzen ausreifen und die Mais- und Sojapflanzen zügig abgeerntet werden.
In diesen Tagen nutzen die Farmer im Mittleren Westen einige trockenere Tage, um insbesondere die empfindlicheren Sojabohnen abzuernten, bevor für Mitte der Woche wieder nasses Wetter angesagt ist. Der Weizenpreis wurde von der Entwicklung insbesondere bei Mais mit nach oben gezogen und auch vom schwachen US-Dollar unterstützt. Zudem zeigt der Ernteforschrittsbericht, dass sich die Aussaat von Winterweizen bedingt durch die langsame Maisernte ebenfalls verzögert. In der vergangenen Woche waren erst 69% der Flächen bestellt. Normal sind zu dieser Jahreszeit 78%.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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