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Ölmarkt wartet auf neue Lagerdaten

21.10.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis hat über Nacht leicht nachgegeben, handelt mit knapp 79 USD je Barrel aber weiter in der Nähe des gestern verzeichneten Jahreshochs. Kursverluste an den Aktienmärkten sorgten für leichte Gewinnmitnahmen. Zudem berichtete das American Petroleum Institute von einem überraschend kräftigen Lageraufbau bei Rohöl um 3,8 Mio. Barrel, dem stärksten Anstieg seit sieben Wochen. Da dieser Lageraufbau nicht mit höheren Importen erklärt werden kann - die Importe gingen sogar um knapp 500 Tsd. Barrel pro Tag zurück - und auch die Nachfrage der Raffinerien nur unwesentlich zurückging, sind die API-Daten mit Vorsicht zu genießen.

Heute Nachmittag werden die entsprechenden Lagerdaten vom US-Energieministerium (DOE) veröffentlicht. Erwartet wird ein Anstieg der Rohölvorräte um 1,5 Mio. Barrel. Nach den gestrigen API-Daten bestehen für diese Prognose Aufwärtsrisiken, zumal die DOE-Lagerdaten in der vorherigen Woche durch deutlich niedrigere Importe gedrückt wurden. Ein entsprechend stärkerer Lageraufbau könnte den Ölpreis am Nachmittag belasten.

Solange der gegenwärtige Marktoptimismus anhält, dürfte ein solcher Preisrückgang aber nicht nachhaltig sein. Zudem ist es denkbar, dass die Produktlagerbestände aufgrund einer niedrigeren Ölverarbeitung durch die Raffinerien erneut stärker zurückgehen als erwartet, was wie schon in der vergangenen Woche positiv vom Markt aufgenommen werden könnte. Es spricht somit vieles dafür, dass der Ölpreis zumindest kurzfristig die Marke von 80 USD knacken kann. Wir rechnen allerdings weiterhin mit einer Korrektur in den kommenden Wochen, sobald die Unterstützung durch die Finanzmärkte nachlässt und von den US-Behörden konkrete Maßnahmen zur Eindämmung der Spekulation beschlossen werden.


Edelmetalle

Der Goldpreis handelt ebenfalls nur knapp unter seinem in der vergangenen Woche verzeichneten Allzeithoch von 1.070 USD. Die Investmentnachfrage stagniert bereits seit einigen Tagen. Zudem ist die Feiertagssaison in Indien vorüber, womit ein weiterer unterstützender Faktor für die Nachfrage fehlt. Da die Stärke vor allem auf dem schwachen US-Dollar und dem hohen spekulativen Kaufinteresse beruht, sehen wir weiterhin Rückschlagspotenzial.

China, das gemäß World Bureau of Metal Statistics im letzten Jahr mit einer Steigerung seiner Produktion um 4,3% auf 282 Tonnen seine Stellung als größter Goldproduzent der Welt ausbauen konnte und auch in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres einen weiteren Produktionsanstieg um 10% verzeichnete, will nun im Ausland expandieren. Laut Presseberichten sucht das staatliche Unternehmen China National Gold Group in Zentralasien, Russland und Afrika nach neuen Investitionsmöglichkeiten. Dies zeigt einmal mehr, dass die Goldproduktion dank der hohen Preise wieder attraktiv geworden ist und China auch in diesem Markt eine bedeutende Rolle spielen will.


Industriemetalle

Verschnaufpause auch an den Metallmärkten: Nickel gab mit einem Minus von 2,2% am stärksten nach, aber auch Aluminum und Kupfer verloren. Das Nachrichtenbild bei Kupfer war gemischt: Preisstützend war die Nachricht, dass BHP Billiton die "Force-Majeure-Klausel" für die Olympic Dam Mine, Australien, geltend macht, nachdem am 6. Oktober ein Schacht wegen technischer Schäden geschlossen werden musste. Erst Ende März 2010 soll wieder mit einer jährlichen Kapazität von zuletzt 194 Tsd. Tonnen gearbeitet werden. Auch das Schweizer Bergbauunternehmen Xstrata berichtet von einer im dritten Quartal um 10% gegenüber Vorjahr gefallenen Kupferproduktion. Dem ist jedoch entgegenzustellen, dass BHP Billiton in der Escondida Mine, Chile, mit einer Produktionssteigerung von 5 bis 10% rechnet. Die Förderung war hier auf 1,03 Mio Tonnen zurückgefallen.

Eher enttäuschend waren die gestern berichteten Wohnungsbaubeginne in USA, die mit annualisiert 590 Tsd. leicht hinter den Erwartungen zurückblieben und damit zwar eine Stabilisierung, nicht aber eine Erholung im Wohnungsbau signalisierten. Wir bleiben auf mittlere Sicht für Kupfer pessimistisch. Für Aluminium berichtet das International Aluminium Institute, dass die durchschnittliche Tagesproduktion ausserhalb Chinas im September leicht gestiegen sei, aber noch immer 10% unter dem Vorjahresniveau liegt. Vor allem in China wurde aber die Produktion zuletzt deutlich hochgefahren: die bislang bis August vorliegenden Zahlen zeigen, dass der weltgrößte Anbieter fast so viel produziert wie im Hoch im August letzten Jahres.

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Agrarrohstoffe

Die Preise für Rohzucker sind in der letzten Woche um über 10% gestiegen, gaben gestern jedoch um gut 2,2% auf 23,04 US-Cents je Pfund nach. Preisdämpfend wirkte vor allem die Meldung, dass Indien, das im letzten Jahr zu einem Nettoimporteur an Zucker geworden war und auch in diesem Jahr geschätzte 6 Mio Tonnen an Zucker importieren wird, im kommenden Jahr wieder Nettoexportstatus erreichen könnte. Ein Regierungsvertreter sprach die Erwartung aus, dass es im Jahr 2010/11 zu einem deutlichen Produktionsanstieg von 18 Mio auf 26 Mio Tonnen kommen könnte, nachdem die Anbieter auf die hohen Zuckerpreise mit erhöhten Anpflanzungen an Zuckerrohr reagierten. Selbst wenn diese Schätzungen zu optimistisch erscheinen, ist mit einer deutlichen Erholung des indischen Zuckerangebots im Erntejahr 2010/11 zu rechnen. Auch die brasilianische Ernte sollte im kommenden Jahr besser ausfallen. Da zu erwarten ist, dass auch andere Anbieter wie Thailand und Australien ihre Zuckermengen angesichts der hohen Preise steigern werden, sollte der Zuckermarkt in einigen Monaten entlastet werden. Bis dahin sorgt jedoch die aktuelle Knappheit am Markt für weiterhin hohe Zuckerpreise.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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